Es sind zwar nur die Zahlen aus dem ersten Quartal, die das Statistische Landesamt des Freistaates Sachsen nun in einer Mitteilung noch einmal aufbereitet, um einen Überblick über das Online-Verhalten der Sachsen zu geben. Aber schon der Vergleich der Jahre 2007 und 2012 zeigt, wie rasant das Internet zum dominierenden Medium geworden ist. Und zwar gerade bei der Mediennutzung.

Mehr als 2,5 Millionen Sachsen ab einem Alter von 10 Jahren nutzten im 1. Quartal 2012 das Internet, so die Zahlen aus der jährlichen Haushaltebefragung zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), die 2012 erhoben wurden.

Und ganz vornean stellen Sachsens Statistiker fest: “Der Anteil der Nutzer, die im Internet Online-Nachrichten, -Zeitungen oder -Zeitschriften lasen oder herunterluden, betrug 62 Prozent. Im Bundesdurchschnitt waren es sogar 64 Prozent. Im Vergleich zu 2007 erhöhte sich der Anteil der ‘Onlineleser’ in Sachsen um mehr als das Zweieinhalbfache.” 2007 standen hier nur 24 Prozent in der Statistik (deutschlandweit 27). Das ist natürlich eine Revolution und man ahnt, warum der Springer-Konzern jetzt die Gunst der Stunde nutzte, um einige seiner Zeitungstitel noch gewinnträchtig loszuschlagen.

Die gedruckte Zeitung wird nicht wirklich verschwinden, da sind sich viele Experten einig. Doch über das Weiterexistieren wird zunehmend ein exklusiver Inhalt und ein hoher Qualitätsanspruch entscheiden.

Ein wesentlicher Vorteil des Internets ist die mögliche Verschmelzung unterschiedlichster medialer Formen, das, was man im Hause MDR zum Beispiel “trimediale Angebote” nennt.

Es ist kein Novum mehr, wenn Websites heute neben Text und Bildern auch Audio- und Videobeiträge liefern.

Aber auch die speziellen Angebote – auch mit Inhalten jenseits der bisherigen Großakteure – finden im Internet Zuspruch.

“Im Trend lag auch die Nutzung von Internet-Radio/Internet-Fernsehen. Waren es fünf Jahre zuvor 18 Prozent der sächsischen Internetanwender, die online Radio hörten oder fern sahen, hatte sich 2012 der Nutzeranteil mit 37 Prozent mehr als verdoppelt. Der Bundesdurchschnitt lag noch einen Prozentpunkt höher”, so die Statistiker aus Kamenz.

Dass ihr Blick dabei weiterhin ein sehr konservativer ist, zeigt der Vergleich mit der jüngsten ARD/ZDF-Online-Studie. Die stellte für die Internetnutzung in Deutschland 2013 nur noch ein leichtes Wachstum fest. Der Zuwachs erfolgte vor allem bei den über 60-Jährigen. Woanders kann er auch kaum noch herkommen. Bei den ganz Jungen (14 – 19 Jahre) beträgt die Internetnutzung schon seit der 2010er Erhebung volle 100 Prozent. Bei den bis zu 40-Jährigen sind es sämtlich über 90 Prozent, bei den 40- bis 60-Jährigen über 80 Prozent. Für sämtliche Jahrgänge im Berufsleben gilt längst: Wer nicht online ist, ist nicht dabei.

Bemerkenswert fanden die Ersteller der ADR/ZDF-Onlinestudie aber das rasante Wachstum bei der Nutzungsdauer und bei den mobilen Internetnutzungen. “169 Minuten sind die deutschen Onliner im Durchschnitt täglich im Netz; dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 36 Minuten. Diese Entwicklung ist nicht zuletzt auf die mobilen Endgeräte zurückzuführen, die inzwischen fast zur Standardausstattung deutscher Onlinehaushalte zählen. Entsprechend stark stieg die Unterwegsnutzung an – von 23 Prozent (2012) auf 41 Prozent (2013).”Das andere, was die IKS erfasst, sind mittlerweile die klassischen Standards, die einfach so mitlaufen bei der täglichen Online-Nutzung. Einige freilich stark abhängig vom Vertrauen in die Sicherheit digitaler Datenübermittlung, wie beim Online-Banking.

“An erster Stelle der Internetaktivitäten stand aber das Senden und Empfangen von E-Mails”, stellen die Kamenzer Statistiker fest. “Neun von zehn Anwendern nutzten dafür die elektronische Post. Für 88 Prozent diente das Netz zur Informationssuche über Waren und Dienstleistungen. Auch die Nutzung von Reisedienstleistungen im Netz, wie z. B. die Buchung von Fahrkarten, war 2012 beliebt (59 Prozent). Jeder zweite Internetanwender (54 Prozent) nutzte Internet- bzw. Onlinebanking. Im Bundesdurchschnitt waren es dagegen 4 Prozentpunkte weniger.” Was natürlich zu denken gibt: Sind die Sachsen vertrauenseliger? – 2007 nutzten auch schon 46 Prozent das Online-Banking. Und 2012 nach Altersgruppen: “Der Anteil der Nutzer von Internet- bzw. Online-Banking in der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen lag in Sachsen bei 53 Prozent, bei den 45-Jährigen und Älteren war es ein reichliches Drittel (37 Prozent).”

Oder werden hier wieder Unsicherheiten in der Datenerhebung sichtbar? Die ARD/ZDF-Onlinestudie kommt für 2013 nur auf einen Wert von 34 Prozent beim Onlinebanking.

Das Thema Onlineeinkäufe hat das Landesamt für Statistik noch einmal extra aufbereitet.

“Fast drei Viertel (74 Prozent) der mehr als 2,5 Millionen sächsischen Internetanwender ab 10 Jahren, die das Internet im 1. Quartal 2012 nutzten, kauften bzw. bestellten in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung Waren oder Dienstleistungen im Netz. Damit liegt Sachsen im Bundesdurchschnitt. Besonders beliebt waren beim Onlineshopping der Sachsen nach wie vor Kleidung und Sportartikel (66 Prozent). Stark nachgefragt wurden in diesem Zeitraum Bücher (auch elektronische), Zeitungen, Zeitschriften sowie E-Learning-Material. Mehr als die Hälfte der Anwender (53 Prozent) kaufte bzw. bestellte diese Produkte über das Netz, das entspricht einem Plus von 14 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. An dritter Stelle folgten mit 52 Prozent Gebrauchsgüter, wie z. B. Möbel, Spielzeug oder Geschirr. 45 Prozent der Anwender buchten, wie auch bereits ein Jahr zuvor, Urlaubsunterkünfte online. Der Anteil der Kunden, die Eintrittskarten für z. B. Theater, Kino, Konzerte oder auch Sportveranstaltungen online kauften bzw. bestellten, folgte mit 41 Prozent auf dem fünften Rang. Alle Waren der genannten Kategorien wurden von weiblichen Internetnutzern häufiger gekauft bzw. bestellt als von den männlichen Nutzern.”

Das Bundesamt für Statistik nennt beim Onlinebanking 50 Prozent als Nutzerzahl. Über Onlineeinkäufe gibt es dort freilich ähnliche – aber doch abweichende Zahlen: Online-Kauf von Gebrauchsgütern 49 Prozent, Bücher 50 Prozent, Kleidung und Sportartikel 63 Prozent. Reisebuchungen 58 Prozent.

Also eine Menge Zahlensalat, bei dem auch unterschiedlichste Dinge abgefragt, gezählt und gemessen werden. Aber deutlich ist, dass das Internet – verstärkt in seiner mobilen Nutzung – zum wichtigsten Informations- und Kommunikationsmedium der Gegenwart geworden ist. Bei jüngeren Jahrgängen ist es längst ein Lebenszubehör. Und die früher sichtbare Lücke zwischen Männern und Frauen schrumpft zusehends und existiert quasi auch nur noch bei den älteren Jahrgängen.

Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2013: www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=439

Die Zahlen zur Internetnutzung im Statistischen Jahrbuch: www.destatis.de/DE/Publikationen/StatistischesJahrbuch/KulturMedienFreizeit.pdf?__blob=publicationFile

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar