Dieser ein bisschen nach Sepp Herberger klingende Ausspruch war Motto und Maxime eines der für mich besten und mutigsten Reportagefotografen überhaupt. Fotoenthusiasten werden seinen Verfasser Endre Ern? Friedmann auch unter dem Namen Robert Capa kennen. Die weltberühmten Resultate seines fotografischen Wirkens beeindrucken mich bei jeder Betrachtung immer wieder tief. Auch in Leipzig gelang ihm, was nur wenigen Fotografen gelingt, denn seine Bilder geben den Menschen längst vergangener, leidvoller Tage ein Gesicht, machen Situationen und Gefühle nachträglich erlebbar.

Mit dem fotografischen Festhalten eines einzigen Moments erzählt er mehr, als mancher Buchautor in drei Bänden erzählen könnte und macht gleichzeitig so eindrucksvoll als Kriegsfotograf die Schrecken bewaffneter Konflikte deutlich. Jedoch ohne dabei die Handelnden zu bewerten oder gar zu verurteilen. In einer Zeit, als Printmedien noch finanziell in der Lage (und deren Aktionäre auch gewillt) waren fundierten und gut bebilderten Journalismus zu finanzieren, entstanden so Fotografien, bei denen man am Schicksal eines einzelnen Protagonisten das Leid einer ganzen Generation förmlich schmecken kann.

Aber ich gerate ins schwärmen und von meinem Thema ab. Es soll um Träume gehen und wenn ich einen der Meinigen formulieren darf, so möchte ich auf meine Einleitung Bezug nehmen. Wenn ich morgens bei einer Tasse Wachwerde-Kaffee und einer Schüssel Ich-war-wieder-nicht-einkaufen-Müsli die Online-Ausgaben der etablierten Tageszeitungen aufrufe, ändern sich trotz wechselnder Url nur die Texte, die Bilder bleiben meist gleich. Am Optimierungswahn oder Sparzwang der Redaktionen verdienen große Bildagenturen deren Namen ich vergessen habe und die sonst auch Bilder für Renates Rezepte Blog oder die 7253. Partneragentur liefern, viel Geld.
Ökonomisch gesehen macht ein Fotograf pro Krisengebiet schon Sinn, nur habe ich so meine Bedenken ob er auch wirklich überall gleichzeitig sein kann und ob es ausreicht, sich auf die Perspektive eines einzelnen Fotojournalisten zu verlassen. Während sich mittlerweile beinahe jedes junge Brautpaar einen eigenen Hochzeitsfotografen leistet (was ich durchaus berechtigt finde) schaffen es immer weniger Zeitungen und Medien einen eigenen Fotojournalisten einzusetzen. Das finde ich, na sagen wir mal so zwischen suboptimal und stark überdenkenswürdig. Deshalb ist mein Traum eigentlich nicht einer sondern zwei.

Ja ich gebe es offen zu, ich bin Fotografie-süchtig, naja zumindest stark gefesselt von allem was damit zu tun hat. Ich kann eigentlich an keinem Motiv vorbeigehen, ohne mir vorzustellen, wie ich es gern “einfangen” würde. Den imaginären Dia-Rahmen vor dem geistigen Auge laufe ich durch meinen Alltag und versuche ihn zu erfassen, zu verstehen und wenn sinnvoll und möglich auch festzuhalten. Nur naheliegend, dass ich das am liebsten den ganzen Tag machen würde.

Aus der Notwendigkeit heraus, dass man die meiste Zeit des Tages damit beschäftigt ist, für seine Existenz zu sorgen ergibt sich für mich deshalb der Traumberuf des Fotografen. Das wäre also mein erster Traum, den ich im kommerziellen Bereich auch schon teilweise umgesetzt habe. Da für mich Fotografie aber Passion und Herzensangelegenheit zu gleich ist, möchte ich mit meinen Bildern natürlich auch positive Veränderungen mitgestalten, auf Missstände aufmerksam machen und Menschen meine Sicht auf die Welt zeigen.
Das geht im Bereich der Werbe- und Produktfotografie nur bedingt bis gar nicht. Vergleicht man diese Bilder mit der Wirkung der Fotos Robert Capas so stellt man fest, dass ein Vergleich besser zu unterlassen ist.

Nein im Ernst, es geht mir um Inhalte in Bildern, deshalb wäre es mein Traum so eindrucks- und gehaltvolle Bilder zu gestalten, wie Robert Capa es tat. Oder zumindest mit Tendenz in die Richtung. Da gute Reportagefotografen aber auch einen Job brauchen und ich gern auch wieder mehr von anderen Fotografen lernen würde, schließt sich Traum Nummer zwei gleich an.

Denn ich wäre schwerstens begeistert, wenn wieder mehr Qualität in den heutigen Bildjournalismus käme und die Zeitungen und Medien wieder sinnvoll und nachhaltig in die Inhalte ihrer Berichte stecken. Ein Bild im Stile Robert Capas auf der Titelseite großer Tageszeitungen erzielt mehr Wirkung, als jede Online-Petition oder mindestens vergleichbare. Also mein Traum für das anbrechende Jahr 2014: Mehr und inhaltsreichere Fotos von mehr Bildjournalisten und am liebsten wäre ich einer von Ihnen.

Henryks Seite im Netz
(großartige Bilder, die Seite wird gerade überarbeitet)
www.macrofilm.de
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