Steuern Steuern, Steuern - was für ein fades Thema. Nix da, so "Die Anstalt" gestern im ZDF und stellte einige Dinge mal vom Kopf auf die Füße zurück. Die Anstalt rief zur #starbucketchallenge, zum Protest gegen einen von vielen Steuervermeidern auf und die Staaten versuchten sich heute in Sachen Steueroasen und Bankgeheimnis zu einigen. Ob irgendetwas davon gelingt - die Skepsis bleibt. Weiter im "Kompass": Hooligans gegen Dummheit, ein Netz-Blog zeigt: "Der Osten lebt" und ein Blogger schlägt Crowdfounding für die Finanzierung eines Bürgertickets in Leipzig vor. Bei einer Google-Suche "Leipzig" fühlt man sich mit andauernden RB Leipzig-Artikeln reichlich zwangsbeglückt. Ach - und Marilyn ist zurück und gibt was aufs Ohr.

“Die Anstalt” gegen Steuervermeider Munter gings vom “Erbsenzählerverein” Bund der Steuerzahler über lustige Offshore-Modelle hinüber zur klaren Ansprache der eigentlichen Steuervermeider. Amazon, Apple, Starbucks und viele andere Großkonzerne, die in Europa verkaufen, aber irgendwie fast nie Steuern zahlen.

Amazons Steuerzahlungen liegen bei einem (in Zahlen 1) Prozent, Starbucks zahlt in Deutschland nix und was Apple (wie so viele) eigentlich von Irland aus veranstaltet und in Deutschland sogar eine Rückzahlung erhielt, ist auf einer Karte schön nachgezeichnet. Während Amazon auch in Leipzig schon wieder einen Streik an der Backe hat (wer keine Steuern zahlt, sollte vielleicht den Lohn raufsetzen müssen?), haben sich die Macher der Anstalt mal was für Starbucks einfallen lassen. Und es scheint schon unter #starbucketchallenge anzulaufen.

Der Aufruf: Zu Starbucks gehen, Eiskaffee kaufen, antrinken und mit dem Spruch – “schmeckt nicht, da sind ja keine Steuern drin”, das Getränk übern Kopf gießen. Und sich natürlich dabei filmen (lassen) und es ins Netz stellen. Auf Twitter ist die Challenge hier unterwegs twitter.com #starbucketchallenge

Die Staaten gegen Steuervermeider Passend dazu haben sich heute 51 Staaten versucht zu einigen. So sieht SPON die Ergebnisse zum Austausch von Bankdaten, Steueroasen trockenlegen. Gehts wirklich mal ans Geld eintreiben bei denen, die genug davon haben?

Interessante Abstufungen gab es dabei logischerweise:
“Die Daten werden ab Januar 2016 für neue Konten erhoben.” Na dann – noch über ein Jahr Zeit, mal beim “Finanzoptimierer” des Vertrauens anzurufen, die Altkunden werden außen vor gelassen und die Schweiz ruft schon nach einer Sonderregelung. Greifen soll die neue Transparenz erst ab 250.000 Euro. Also heißt es bald bei Google, Apple und Co. – stückeln, optimieren, schneller verschieben. Der Druck steigt, aber Konsequenz sieht anders aus.

Doch mal lieber einen Eiskaffee über den Kopf gießen? Hier geht’s zu den Kritikern der Steuerschieberei im Netz

Und hier zur sehens- und lesenswerten Auseinandersetzung von Arte.tv zum Thema Steuern. Interessanter Einstiegsfakt: Diktaturen erkennt man an einer (zu) niedrigen Steuerquote. Sendung ist auch auf Youtube verfügbar, bitte selbst suchen (“durchgecheckt steuern”) ^^
Berthold Barth schreibt auf seinem Blog übers “Zwangsticket”, welches via Crowdfunding einen ganz anderen Namen bekommen könnte. Eben eher in der Nähe von “Bürgerticket”. Dass er die Reaktionen der Leser in der LVZ an den Beginn stellt, ist dabei nicht von Belang.

Fakt 1: Jede Zeitung bekommt die Leser, die sie verdient.
Fakt 2: Denn so könnten die Leipziger selbst entscheiden, ob sie mitmachen wollen oder nicht.

Nur die LVB müsste nun noch verstehen, wie Crowdfunding funktioniert. Wo sie doch gefühlt erst vor Kurzem gelernt haben, was mit Facebook geht und was nicht? Egal – Lesen, Nachdenken und wenns losgehen sollte einfach mitmachen.
Faszinierend, dass die Umrisse der DDR in aktuellen statistischen Kartendarstellungen noch immer zu entdecken sind. Beispiele werden hier gesammelt. Herzinfarktrisiko, Glücksempfinden und Beschäftigungsquoten (und vieles mehr) – und der Osten leuchtet rot auf.

Natürlich auch bei den Wertsteigerungserwartungen bei Immobilien, aber das hat ja bekanntlich oft nicht so viel mit der Bevölkerung vor allem in Ballungszentren zu tun. Wer also die alte Grenze wiederentdecken möchte – hier geht’s lang
Ob der offene Brief der “Hooligans gegen Dummheit”, welchen heute Sportinfos.net veröffentlichten, in dem Sinne echt ist, dass er aus einer Hooligan-Gruppierung stammt, ist nicht ganz sicher. Dass er drastisch formuliert, wie man die Ausschreitungen in Köln vom Sonntag auch bewerten könnte, ist hingegen sicher. Eine Leserin formuliert im Kommentarbereich: “Danke besser hätte ich es nicht formulieren können!” Wir auch nicht.

Hooligans gegen Dummheit zu den Protesten in Köln: Hört auf, so verdammt dämlich zu sein

Zu diesem Thema gab es dann heute noch einen ziemlich kurz und anonym geratenen (einzigen) Leserbrief an die L-IZ. Absender Name: “Lügenpresse halt die Fresse”, Absender E-Mail-Adresse: “l.presse@irgendeinwebmailerInDeutschland”, Text: “In Dresden 500 Hools? Was seit Ihr für widerliche Lügner. Aber das Lachen und Lügen wird Euch noch vergehen. Es ist Frühling in Deutschland!!! Noch sitzt Ihr anonym in Euren Redaktionsstuben. Aber es kommt der Tag der Rache, dann Gnade Euch Gott Ihr Feigen Gestalten. Wir, das Volk vergessen Euch nicht!!!”

Die Zählung im Artikel geschah, wie im Text unschwer nachzulesen, durch die Linkspartei, von unserer Seite war ein Fotojournalist in Dresden. Aber vielleicht eher etwas zur eigentlichen Fragestellung – Gegen Salafisten oder doch gegen Alle? Und wer ist “das Volk”? Eher gehts also gegen Alle, worauf sich der Schreiber offenkundig mit ganz vielen Ausrufezeichen freut.

Da er diesen Hinweis an eine Lokalzeitung schreibt, kommt irgendwie noch dazu, dass er selbst weit anonymer ist, als die, welche tagtäglich an den Nachrichten der L-IZ arbeiten. Und leider sehr oft in den letzten 10 Jahren Recht behielten – ob’s uns nun gefiel oder nicht, ist dabei egal – oft genug hätten wir lieber Unrecht gehabt und das auch geschrieben.

Fazit: Logische Widersprüche haben Extremisten noch nie gestört. “Hooligans gegen Salafisten” ergibt offenbar Fanatismus gegen Fanatismus und macht vor allem nicht vor Unbeteiligten Halt – und irgendwie haben beide Seiten großes Interesse daran, alle Friedlichen auf dieser Welt mit in ihren Strudel ziehen zu wollen.

Die Kampfzone von HoGeSa soll offenkundig ausgeweitet werden – dahin, wo für gewöhnlich nur Rechtsextremisten (und die anderen Verrückten) operieren – gegen Staat, Medien und Grundgesetz. Darin sind sie offenbar den radikalisierten Salafisten gleich.
Medien weiter auf RB-Kurs Irgendwie schreibt die versammlte überregionale Presse nach wie vor ganz viel über Leipzig, wenn’s um Fußball oder Nazis geht. Glücklicherweise taucht da auch die L-IZ oft genug auf, wenn man mal “Leipzig” bei den News als Suchbegriff eingibt

Denn!
RB Leipzig will ja das Zentralstadion vergrößern.Und wieder drehen alle förmlich durch. Gut zu wissen, dass es a) noch andere Clubs in der Messestadt gibt. Und b) natürlich auch Leipziger, die sich von RB irgendwie zwangsbeglückt fühlen.
Um es kurz zu machen. Marilyn Manson hat den Rotwein beiseite gestellt und ist mit einem Dampfhammer zurück. Obwohl: Eigentlich befindet er sich im Song gerade am dritten Tag einer siebentägigen Orgie. Einfach laut aufdrehen … den Rest erledigt die Marilyn.

Wir freuen uns auf Hinweise, welche uns neben unseren eigenen Betrachtungen zum Geschehen in den Medien im Netz erreichen. Eine Mail an kompass@l-iz.de genügt. Bitte die Titelzeile, den Link und die ersten Worte des Artikels angeben.

Über einen Leipzig- oder Sachsen-Bezug aber gern auch darüber hinaus freuen wir uns bei den gesandten Themen natürlich immer. Von ernsthaften Themen, Netzfunden bis hin zu Skurrilitäten – wir werden uns gern kurz und knackig damit befassen. Ob Blogs, Netzzeitungen, Videoportale oder andere Quellen – Interessantes verlinken wir gern. Einsendeschluss ist täglich bis 18 Uhr. (Für eine Übernahme eingesandter Hinweise besteht keine Garantie.)

Also “Einfach mitmachen.” Dann wird’s für alle spannender und man behält den Überblick für das Wichtige im Netz.

Zum “Kompass” vom 28. Oktober 2014 auf L-IZ.de

L-IZ-Medien-Kompass 28.10.2014: Täglich von Leipzig aus im Netz unterwegs

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