Die Nikolaikirche Leipzig und die Thomaskirche Leipzig sind weithin bekannt. Darüber hinaus gibt es über so manche Kirche in und nahe der Messestadt Wissenswertes und Besonderes zu berichten. Heute im Porträt: die Kirche Hohen Thekla im Nordosten von Leipzig.  Die Kirche Hohen Thekla ist ein im 12. Jahrhundert entstandener, ursprünglich romanischer Sakralbau auf dem Kirchberg in Thekla, dem Ortsteil der Stadt Leipzig, im Freistaat Sachsen.

Landläufig wird die Kirche Hohen Thekla – gemeinsam mit der Bergkirche Beucha und der Kirche Panitzsch – als einer der „Drei Hohepriester“ im Leipziger Umland bezeichnet. Stehen doch alle drei Gotteshäuser auf – zumindest für Leipziger Verhältnisse – herausragenden Bergspitzen.

Die auf einer Anhöhe errichtete, romanische Saalkirche mit geradem Chorschluss und Querwestturm ist dank des flachen Umlands weithin sichtbar.

Der Kirchberg mit der Kirche und dem Friedhof Hohen Thekla liegen zentral im Ort. Das Gotteshaus war und ist die Pfarrkirche der drei Parthendörfer Neutzsch, Cleuden und Plösen. Diese drei Orte schlossen sich 1889 zusammen und gaben ihrem neuen Ort den Namen Thekla – nach ihrer Kirche.

Benannt ist sie nach dem 17 Meter hohen Kirchberg, einer eiszeitlichen Endmoräne mitten im Flachland, der dort die Parthenaue überragt und auf dem die Kirche thront: Er wurde Hohentichel, Hohentiegel oder auch Hohentechla genannt. Als Erinnerung und Mahnmal an die Völkerschlacht hat die Kirche drei im Kirchturmputz eingemauerte, französische Kanonenkugeln.

Geschichte

Die Kirche wurde im Zeitraum zwischen 900 und 1100, möglicherweise etwa zur Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut und auch als Wehrkirche genutzt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie beschädigt und bis 1660 wiederaufgebaut – so lässt es jedenfalls die Jahreszahl an der Tür des Südeingangs vermuten.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg war – verursacht von einem Missverständnis – die Bezeichnung St.-Thekla-Kirche lange Zeit gebräuchlich, sie ist seit 1663 schriftlich belegt. Richtig ist der Name Kirche Hohen Thekla.

Schwedens Kronprinz Karl Johann, der Befehlshaber der alliierten Nordarmee während der Völkerschlacht bei Leipzig, nutzte zwischen 16. und 19. Oktober 1813 den Kirchberg als Lager und Beobachtungspunkt. Die Restaurierung der Kirche im Jahr 1898 leitete der Architekt Julius Zeißig.

Brandstiftung

Der 30. Januar 1959 war für das Gotteshaus ein schicksalhafter Tag. An jenem Tag brach ein Feuer in der Kirche aus, bei dem Brand wurde die Innenausstattung vollständig zerstört. Ursache war Brandstiftung – in der Gemeinde herrschte große Betroffenheit.

Mit großer Entschlossenheit ging sie an den Wiederaufbau zwischen 1959 und 1962, den Fritz Ziel und Lilo Häring leiteten. Am 7. Oktober 1962 war es so weit: Die rekonstruierte Kirche wurde neu geweiht – mit moderner Ausstattung.

Bauwerk und Ausstattung

Der Baukörper ist ein Bruchsteinbau, die Mauern sind bis zwei Meter dick und bestehen hauptsächlich aus großen Feldsteinen. Es gibt einen Triumphbogen zum Chor. Das Bauwerk hat ein Satteldach, der Kirchturm ein Walmdach.

Im Jahr 1670 erhielt das Gotteshaus im Inneren eine bemalte, gefeldete Bretterdecke sowie Emporen mit bemalter Brüstung. 1898 erfolgte der Durchbruch für das Portal an der Westseite des Kirchturms.

Die Kirche brannte 1637 und 1959 aus, sie wurde bis 1650 sowie erneut bis 1962 wiederaufgebaut. Die Kirchenausstattung ist daher vom Kunststil der 1960er Jahre geprägt: Taufstein, Kanzel und Lesepult schuf Werner Hempel aus Dresden.

Der Innenraum hat weiß verputzte Wandflächen, die mit den Brauntönen der Holzbalkendecke und der Empore kontrastieren. Auf dem umliegenden Friedhof sind barocke und klassizistische Grabmale erhalten.

Orgel

1776 entstand die erste Orgel als Geschenk eines Kaufmanns aus Zittau. Die nächste Orgel mit zwei Manualen, Pedal und 13 Registern schuf 1851 Albert Hermann Wolfram aus Taucha, sie wurde 1840 von Alfred Schmeisser aus Rochlitz umdisponiert. Das Instrument erhielt 1930 Prospektpfeifen aus Zink, es wurde beim Brand 1959 zerstört.

1966 schuf Hermann Eule aus Bautzen die heutige Orgel mit zwei Manualen, Pedal und 15 Registern, sie wurde 2018 – 2019 renoviert.

Geläut

Die älteste Glocke der Kirche wurde um 1300 gegossen. Sie hat die Inschrift „sit tempestatum per me genus omne fugatum“ („Jede Art von Stürmen sei durch mich vertrieben“) und ein kleines Relief eines Bischofs mit Mitra. Die Glocke befindet sich im Depot des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Eine weitere Kirchenglocke ging auf das Jahr 1538 zurück.

1908 wurde ein Bronze-Glockengeläut gegossen und in den Kirchturm gehoben; es musste im Ersten Weltkrieg als Metallspende abgegeben werden. 1951 folgte ein Stahlglocken-Geläut, es wurde beim Brand im Januar 1959 zerstört. Am 14. Mai 1960 zum Richtfest wurde das neue Glockengeläut mit der Tonfolge f’ – a’ – c” geweiht, geschaffen von Schilling & Lattermann.

Kirchgemeinde

Die Kirche Hohen Thekla gehört gemeinsam mit der Kirche Schönefeld und der Stephanuskirche Mockau zur Matthäusgemeinde Leipzig Nordost im Kirchenbezirk Leipzig der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.
Die wohl prominenteste Trauung in der Kirche Hohen Thekla gab es am 29. April 1840, als sich dort der Politiker Robert Blum (1807–1848) und Eugenie Günther das Ja-Wort gaben.

Koordinaten: 51° 22′ 43,9″ N, 12° 26′ 13,5″ O

Quellen und Links
https://de.wikipedia.org/wiki/Kirche_Hohen_Thekla
https://www.matthaeusgemeinde-leipzig.de/index.php/thekla
https://www.kirche-leipzig.de/gemeinde/thekla-kirche-hohen-thekla/
https://www.architektur-blicklicht.de/kirchen/leipzig-thekla-pfarrkirche-hohen-thekla/
https://geheimtipp-leipzig.de/die-kirche-in-thekla/

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