Am 28. Juni wurde im Museum für Völkerkunde im Grassi die Ausstellung "Vogelspuren - Vom Albatros bis zum Zeisig. Schätze aus dem Naturkundemuseum Leipzig" eröffnet. In der Ausstellung sind 70 speziell ausgewählte Vogelpräparate aus allen Erdteilen zu bestaunen. Ihre Spuren sind verknüpft mit völkerkundlichen Themen und spannen so einen Bogen zwischen Natur und Völkerkunde.

Sie stammen sämtliche aus den Ursprungsländern und nicht aus zoologischen Gärten. Dieser Umstand macht die Exponate – beispielsweise für die Geschichte der Tiergeografie – wissenschaftlich besonders wertvoll.

Vögel spielen in den Kulturen weltweit eine wichtige Rolle – als mythische Tiere aber auch als Lieferanten von Fleisch, Federn und Knochen. Schon immer wurden sie als Ahnen verehrt und als prestigeträchtige Haustiere gehalten. Sie sind die Helden in zahllosen Märchen und werden in vielen Kunstwerken dargestellt. Vogelskulpturen der Tiwi in Australien, farbenfroher Federschmuck der Indianer Amazoniens, Tongefäße in Vogelform oder Mäntel aus Gänsefedern in Sibirien sind augenfällig. Andere Vogelexponate sind erst nach intensivem Schauen zu entdecken. In den Dauerausstellungen des Museums für Völkerkunde kann der Besucher, geleitet durch in japanischer Origami-Technik gefaltete Kraniche, die eine Vogelspur durch beide Etagen des Museums ziehen, an 100 Stellen all diese Facetten kennenlernen.
“Die aktuelle Spielfläche des Naturkundemuseums muss unbedingt erweitert werden!” So lautet die Devise, nachdem Ende 2011 von der Leipziger Stadtverwaltung verfügt wurde, dass dort aus brandschutztechnischen Gründen künftig nur noch ein eingeschränkter Museumsbetrieb möglich ist. Daher war das Angebot des Grassi Museums für Völkerkunde zu Leipzig, gemeinsam mit dem Naturkundemuseum eine Sonderausstellung zu realisieren, mehr als willkommen. Und das Naturkundemuseum hat etwas zu bieten: wissenschaftlich äußerst wertvolle Bestände an Vogelpräparaten – rund 7.000 aus allen Erdteilen!

Der größte Teil davon stammt aus dem ehemaligen zoologischen Museum der Universität Leipzig, welches in den 1960er Jahren aufgelöst wurde und in Teilen ins Naturkundemuseum gelangte. Die ältesten Präparate stammen aus dem Jahre 1829. Es sind Belege, die Eduard Poeppig (1798-1868) während seiner großen Amerikareise gesammelt hat. Besonders kostbar sind auch die 29 Vogelpräparate, die aus der Hand von Herman H. ter Meer (1871-1934) stammen. Dieser Präparator, der ab 1907 am zoologischen Museum der Universität Leipzig bis zu seinem Tode tätig war, gilt als Wegbereiter der modernen Tierpräparation. Das Naturkundemuseum besitzt von ihm mit insgesamt 232 seiner Präparate die größte Kollektion weltweit.

Wer nun glaubt, dass die Vögel einfach den Sammlungsschränken des Naturkundemuseums entnommen werden konnten, irrt. Obwohl sich ihr Allgemeinzustand als recht befriedigend herausstellte, war eine über Wochen dauernde, intensive Überarbeitung durch den Fachpräparator des Naturkundemuseums, Herrn René Diebitz, erforderlich, um sie nun in voller Schönheit präsentieren zu können. So erforderte z.B. das “Styling” des nun besonders prächtigen Kasuars eine volle Woche Werkstattarbeit.

Die Ausstellung “Vogelspuren – Vom Albatros bis zum Zeisig” ist im Museum für Völkerkunde (Johannisplatz 5-11) vom 28. Juni bis 25. August zu sehen. Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen.

www.mvl-grassimuseum.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar