Drei Monate war die israelische Künstlerin Rimma Arslanov zu Gast in der Leipziger Künstlerresidenzen "Blumen". Am Donnerstag, 15. August, um 20 Uhr eröffnet im Kunstverein Leipzig nun ihre Leipziger Abschlussausstellung der "Gray Noon", was dann wohl auf deutsch "Grauer Mittag" oder "Graue Mittagsstunde" heißen soll. Die Ausstellung markiert den Endpunkt des dreimonatigen Aufenthalts Rimma Arslanovs in der Künstlerresidenz.

Die in Tel Aviv lebende Usbekin konstruiert in ihren Zeichnungen, Animationen und skulpturalen Arbeiten eine alternative, teilweise sehr persönliche und intime Realität, in welcher sich architektonische, abstrakte, florale, und anthropomorphe Formen durchdringen, zusammenfinden und immer wieder neu kombiniert werden. Neben Zeichnungen zeigt Arslanov auch zwei Animationen.

Rimma Arslanov bedient sich dabei frei aus dem kanonischen Vokabular einer zwischen Orient und Okzident changierenden Architektur. Aus dem islamischen Raum bekannte Ornamente wie das Mashrabiyya-Muster verbinden sich mit klassischen europäischen Architekturelementen und stehen gleichberechtigt neben diesen.

Dennoch erschöpft und erklärt sich diese Zusammenstellung von Architekturformen nicht ausschließlich aus der Biografie und Lebenswelt der Künstlerin. Ein geschlossener zeichnerischer Raum findet sich nur selten in den Arbeiten Arslanovs. Die konstruierte Realität bleibt immer lückenhaft, wirkt fragil, zerbrechlich, verlangt vielleicht sogar nach Ergänzung durch den Betrachter. Die abgebildeten Architekturen sind oftmals dem Verfall hingegeben, wirken ruinenhaft, scheinen sich im Raum schwebend nach einer gewissen Logik aufzulösen. Gerade durch die Einbindung von Elementen der Flora – auch hier bestätigt sich ein dialektisches Spiel mit Gegensätzlichkeiten in der Bildwelt Arslanovs – erhalten ihre Zeichnungen eine Qualität die Ästhetik- und Kunsttheoretiker des 18. und 19. Jahrhunderts wohl “malerisch” genannt hätten.
Die Natur durchdringt die vom Menschen gemachte Architektur, sucht sich ihren Platz in derselben, wendet sich teilweise aber auch ab. Bäume und Baumstümpfe schlagen Wurzeln im Nichts, die Bildelemente scheinen auf der Suche nach Stabilität, einem geeigneten Ort zu sein. Oftmals scheint der Mensch als Bindeglied zwischen Natur und Architektur in anthropomorphen zeichnerischen Konstrukten Teil dieser Bildwelt zu werden. Nie offensichtlich, eher implizit und heimlich nimmt er an der konstruierten Realität teil.

Die Welt, die Rimma Arslanov in ihren Arbeiten konstruiert, ist eine suchende, eine nach Authentizität strebende. Obwohl aus dieser Perspektive der Realität nicht unähnlich, sind doch die Elemente nicht Teil einer allgemeinen, sondern einer sehr intimen Symbolik. Mit einem mutigen Sprung “down the rabbit hole” gibt sich Rimma Arslanov ihrem eigenen Bildgedächtnis, Kindheitserinnerungen, dem Verortungsversuch in unterschiedlichen Kulturkreisen hin und schafft Bildwelten die gerade in ihren fantastischen und traumhaften Aspekten viel (Spiel)raum für den Betrachter bieten.

Die Vernissage zu Rimma Arslanovs Ausstellung “Gray Noon” findet am Donnerstag, 15. August, 20 Uhr im Kunstverein Leipzig (Kolonnadenstraße 6) statt. Zu sehen ist sie dort vom 16. August bis zum 1. September. Öffnungszeiten: Do und Fr 16 bis 20 Uhr, Sa und So 14 bis 18 Uhr.

www.residence-blumen.de

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