Am heutigen Freitag, 6. September, beginnt das Festival „FREI_RAUM für Demokratie und Dialog“ der Stiftung Friedliche Revolution auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Am Samstag um 19 Uhr wird auch die Open-Air-Foto-Ausstellung „Verwerfung“ von Andreas Rost eröffnet. Und unübersehbar treibt Rost die Frage um: Warum herrscht heute so eine Unzufriedenheit?

Andreas Rost über seine Ausstellung „Verwerfung“: „Die zentralen Forderungen nach Demokratie, Menschenrechten, Meinungs- und Pressefreiheit sowie offenen Grenzen einten im Herbst ’89 zehntausende Menschen. Mit nicht viel mehr als unseren bloßen Körpern und unserem Mut eroberten wir Straßen und Plätze im ganzen Land. Heute, 30 Jahre später, ist dieses Land DDR Geschichte, die Forderungen sind verwirklicht. Eigentlich ein Grund zu feiern. Aber es will keine Festtagsstimmung aufkommen. Viele sind unzufrieden mit den Veränderungen. Es scheint so, als wären die alten Ziele nicht mehr wichtig, vielleicht wurden sie auch falsch verstanden. Für mich Grund genug zu fragen, wer wir damals gewesen sind, was wir träumten, welche Hoffnungen wir hatten? Was einte uns und woher nahmen wir unseren Mut? In meinen alten Fotos suche ich nach Gesichtern, Erinnerungen und vergessenen Gefühlen. Es tut gut, zu sehen, welche Kraft wir damals in uns fühlten. Ich kann die alten Bilder nicht mehr loslassen und verliere mich in ihren Details, ihren Unschärfen und Schattenbereichen. Manch eine Randerscheinung, die mich damals schwer irritierte, bekommt nun mit dem Abstand von dreißig Jahren Bedeutung und so suche ich in den Details der Bilder nach Erklärungen für unsere verstörende Gegenwart.“

Widerständige Ästhetik. Foto: Andreas Rost
Widerständige Ästhetik. Foto: Andreas Rost

Andreas Rost, 1966 in Weimar geboren, hat 1988 bis 1993 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei den renommierten Fotografen Arno Fischer und Evelyn Richter studiert. Heute arbeitet er als Kurator, Dozent und freischaffender Fotograf.

Seine Ausstellung „Verwerfung“ zeigt Fotografien mit Szenen der Montagsdemonstrationen von 1989 und 1990. Zur Ausstellungseröffnung am Samstag, 7. September, um 19 Uhr gibt es das Gespräch „Widerständige Ästhetiken“ mit der Künstlerin und Schriftstellerin Gabriele Stötzer und dem Fotografen, Dozenten und Kurator Andreas Rost. Die Moderation übernimmt Jan Wenzel von Spector Books. Gezeigt werden am Samstagabend auch die beiden Filme „Erfurt 1989“ und „Es waren zwei Königskinder“ von Gabriele Stötzer.

Die Freiluft-Ausstellung „Verwerfung“ wird auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz bis zum 9. Oktober gezeigt.

Stiftung Friedliche Revolution eröffnet dritten FREI_RAUM am 6. September mit OBM Jung

Stiftung Friedliche Revolution eröffnet dritten FREI_RAUM am 6. September mit OBM Jung

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