Es ist kein so richtig runder Geburtstag, aber es ist ein hochaktuelles Thema: Die „social media“ haben die Mediennutzung der Menschen radikal verändert. Und am heftigsten leiden darunter die Zeitungen, die nicht nur ihre Abonnenten verlieren, sondern auch ihre Werbekunden. Und das zieht natürlich die Frage nach sich, ob das Zeitalter der Zeitung nun auf einmal vor unseren Augen zu Ende geht. Sozusagen im 370. Jahr seit dem Beginn im geschäftigen Leipzig.

Denn hier hat ja bekanntlich im Jahr 1650 der Buchdrucker Timotheus Ritzsch die erste auch als solche geltende Tageszeitung herausgegeben, die „Einkommenden Zeitungen“, die das enorm wachsende Bedürfnis vor allem der Leipziger Händler und Kaufleute nach möglichst aktuellen Nachrichten aus aller Welt bediente. Damals waren es noch die Postkutschen, die die neuesten Nachrichten nach Leipzig brachten. Entsprechend geruhsam ging es – aus heutiger Perspektive betrachtet – zu. Aktualität rechnete man in Tagen, nicht wie heute in Minuten und Sekunden.

Die nächste Kabinettausstellung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek greift jetzt das Thema Tageszeitung auf und nimmt damit ein Medium in den Blick, das aktuell von großen Umbrüchen geprägt ist.

„In einer Zeit, in der die Zeitung international unter erheblichen wirtschaftlichen Druck geraten ist, lohnt ein rückversichernder Blick in die Vergangenheit – mit dem Ziel, sich Gedanken über die Zukunft des Mediums zu machen“, betont Dr. Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseum.

„Aus welchem historischen Kontext heraus entstand vor nun fast vier Jahrhunderten die Idee, einer damals rasant wachsenden Leserschaft täglich portionierte Informationshäppchen anzubieten? Welchen Bedarf an Wissen sollte das Format decken? Wie unterscheiden sich die verschiedenen technischen Phasen der Zeitungsgeschichte? Und was bedeutet die Zeitung für den intellektuellen Horizont einer Gesellschaft, was bewirken zensorische Eingriffe in das Massenmedium?“

Unter dem Titel „370 Jahre Zeitungsdruck in Leipzig“ lädt das Buch- und Schriftmuseum ein, in die Druckgeschichte zurückzuschauen und über die Zukunft der Zeitung ins Gespräch zu kommen. Dazu bietet der extra angesetzte „Tag der Zeitung“ am 20. September zwischen 11 und 16 Uhr ein reiches Angebot: Von druckhistorischen Führungen in allen unseren Ausstellungen – z. B. „Spinning Jenny und die Folgen“, „Druck in der DDR-Subkultur“ u. a. – über interaktive Aktionen an der Druckerpresse bis hin zu Lesungen aus alten Tageszeitungen und einer Präsentation von Flugblättern als Vorläufer der Tageszeitung – und noch viel mehr.

„Ein besonderer Höhepunkt des Programm ist sicherlich die ,Maschinenmusik‘ von und mit Christoph Schenker“, so Dr. Stephanie Jacobs.

Der Tag der Zeitung ersetzt – coronabedingt – die übliche Ausstellungseröffnung. Anstelle des klassischen Eröffnungsabends bietet das Deutsche Buch- und Schriftmuseum in der Deutschen Nationalbibliothek pandemiebedingt einen mit einem Hygienekonzept untermauerten Veranstaltungsreigen, unter Berücksichtigung der geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen.

Das Programm für den „Tag der Zeitung“ wird in den nächsten Tagen auf der Veranstaltungs-Website der DNB veröffentlicht.

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 82: Große Anspannung und Bewegte Bürger

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 82: Große Anspannung und Bewegte Bürger

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten unter anderem alle Artikel der LEIPZIGER ZEITUNG aus den letzten Jahren zusätzlich auf L-IZ.de über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall zu entdecken.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar