Edward Hopper (1882 - 1967) gilt als bedeutentster Vertreter des Amerikanischen Realismus. Seine Bilder, farblich zumeist unterkühlt, weisen auf die Einsamkeit des modernen Menschen hin. Zugleich gilt Hopper als Chronist seiner Zeit. Ein Experimentalfilm würdigt den Ausnahme-Maler jetzt im Kino.

Hoppers Werk beeinflusste namhafte Filmemacher wie Alfred Hitchcock, Martin Scorcese, Jim Jarmush oder Ridley Scott. Der Österreicher Gustav Deutsch wagt mit “Shirley” ein Experiment. Ausgehend von 13 ausgewählten Gemälden erzählt er die Geschichte der hoffnungsvollen Schauspielerin Shirley.

Mit dem analytischem Blick und der charakteristischen Farbgebung Hoppers, beides stilgebend für den Film noir, führt Deutschs Hauptdarstellerin Stephanie Cumming durch eine fiktive Leinwand-Welt. Das Ergebnis sind dreizehn visuell durchdachte Settings. Die Szenen sind eingebettet in das Zeitgeschehen zwischen 1932 und 1963 – die Entstehungsjahre der zugehörigen Hopper-Gemälde.
Shirley reflektiert in inneren Monologen Kunst- und Kulturgeschichte dreier Dekaden, in denen die Vereinigten Staaten von großen Umwälzungen politischer, kultureller und sozialer Natur geprägt waren. Pearl Harbor. Der Zweite Weltkrieg. John McCarthy. Der Kalte Krieg. Der Marsch auf Washington. Shirley erlebt, Shirley philosophiert. Sie ist eine engagierte Actress. Sie liebt Jazz, hört Radio, geht ins Kino.

Deutschs Film ist alles andere als Massenware. “Shirley” ist ein anregender Experimentalfilm. Eine kulturkritische Reflexion der amerikanischen Moderne aus westeuropäischer Perspektive. Und zugleich eine einzigartige Hommage an einen großen Künstler des 20. Jahrhunderts. Hopper-Freunde werden dieses künstlerische Kleinod liebevoll in ihr Herz schließen.

Österreich 2013, R: Gustav Deutsch, D: Florentin Groll, Christoph Bach, Stephanie Cumming, 93 min., FSK: 0.

Filmstart ist der 18. September, zu sehen in den Passage Kinos und Schaubühne Lindenfels.

Die Seite zum Film:

www.rendezvous-filmverleih.de/shirley_filminfo.htm

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