Eine Woche DOK-Festival geht nun vorbei, nicht nur für die Macher eine Anstrengung, auch als Journalist kann man sich verausgaben, bis man rosa Elefanten sieht. Wobei diese bei der Veranstaltung "Pink Elephants" dann auch noch Realität wurden. Für Edward Snowden gehalten zu werden, ist dagegen schon seltsam, zumal sich gleich zwei Menschen darin einig waren, die den echten Snowden keine Stunde zuvor auf der Leinwand gesehen hatten. Für die Preisverleihung fehlte schließlich komplett die Energie, der persönliche Akku stand auf "0".

Es war schließlich auch schwer sich von den faszinierenden Persönlichkeiten loszueisen, die es an den Abenden für teilweise sehr tiefgründige Gespräche zu treffen gab. Am nächsten Morgen folgte das Schreiben der Texte, bevor wieder ein Termin den nächsten jagte. Endlich einmal ließ der Zeitplan auch einen Besuch der “Pink Elephants”-Party zu, weil sich diese nicht mit der Preisverleihung des Leipziger Rings für Demokratie überschnitt. Beim Empfang der Stiftung für Friedliche Revolution gleich von zwei Menschen eine Ähnlichkeit mit Edward Snowden attestiert zu bekommen gehörte sicher zu den überraschendsten Erfahrungen.

Zurück aber zur “Pink Elephants Party”: Der Name kommt schon von den legendären rosa Dickhäutern, die so mancher auf einem Drogentrip gesehen haben will. Denn schräg wie ein Trip sind auch die präsentierten Animationsfilme wie zum Beispiel “The Chaperone”. Der Streifen erzählt von einem Schülerball im Kanada der 70er Jahre, bei dem eine ungebetene Motorradgang auftaucht. Und von einem psychologisch wie faustkampftaktisch sehr geschultem Pädagogen mit Hilfe des Hausmeisters und des DJ aufgemischt wird. Keine überzogene Gewalt sondern viel trockener Humor verbunden mit viel animationstechnischem Aufwand, da sich Zeichungen, Puppen und Modelle zusammen mit kurzen Realfilmszenen mischen.
“Wir wollten den Film unbedingt dabei haben, aber mit seinen 14 Minuten war er schwer in einem Programm unterzubringen”, sagte Annegret Richter im Gespräch der L-IZ. Sie verantwortet seit Jahren den Animationsfilm-Bereich des Festivals. “Ich hätte auch gerne zu diesem Film noch eine Videobotschaft gehabt, so wie von den Machern von “Kalle Kran”. Es ist einfach herrlich zu sehen, wie viel Arbeit auch dort hinein gesteckt wird. Ich empfinde das als zusätzliche Wertschätzung.”

In diesem Jahr lief das gut einstündige Programm in einer Schleife bis zum Ende der Party, so dass auch Spätankömmlinge von zahlreichen Halloweenparties noch die Gelegenheit hatten, die Filme zu sehen. Den Musiker Konrad Küchenmeister dagegen verpassten wohl so einige und sollten bei Gelegenheit diesen Fauxpas ausbügeln. Der Multi-Instrumentalist, Beatboxer und Loop-Künstler zeigte in Improvisationen, dass auch eine von Besuchern gereichte Taschentuchpackung noch für Musik zu gebrauchen ist und brachte in der Veranstaltungstonne der Moritzbastei mit beschwingtem Reggae und Hip-Hop die Menschen zum Tanzen.
And the winner is …

Den wirklichen Abschluss fand das Festival natürlich nicht schon am Freitagabend sondern für die meisten Teilnehmer mit der Preisverleihung am Samstag. Prämiert wurden mit der Goldenen Taube für den besten Dokumentarfilm “Les règles du jeu” von Claudine Bories und Patrice Chagnard. MDR Intendantin Karola Wille überreichte den Preis aus Meissner Porzellan. Zuvor hatte sich noch Lena Paasanen als neue Direktorin ab dem 1. Januar zu einem kurzen Interview bereit erklärt.

Darin machte sie deutlich, dass sie schon Ideen habe, was sich verändern könnte. Diese beträfen vor allem den Ausbau der DOK Industry-Schiene, die auch Claas Danielsen schon sehr vorangetrieben hatte und die den Filmemachern in Zeiten schwierigerer Projektfinanzierung Starthilfe geben soll. “Ich werde aber erst konkret werden, nachdem die Übergabephase abgeschlossen ist und diese Ideen auch mit dem erfahrenen Team durchgesprochen sind.”

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Den hohen künstlerischen Anspruch wolle sie in jedem Fall erhalten und freut sich auf Leipzig, dass sie schon von einigen Teilnahmen als Trainerin bei DOK-Industry Seminaren kennt. Für Claas Danielsen dürfte es eine schöne Abschieds-Bestätigung sein, dass zu seinem letzten Festival noch einmal mehr Zuschauer die Kinosäle füllten, als im bisherigen Rekordjahr 2013.

Die 57. Ausgabe von DOK Leipzig endete mit insgesamt 42.000 Zuschauer in den Kinosälen binnen einer Woche. Noch – Festivaldirektor Claas Danielsen: “Wir erleben in Leipzig einen wahren Dokumentarfilmboom, die Zuschauerzahlen steigen Jahr für Jahr. Mittlerweile erreichen wir unsere Kapazitätsgrenze, knapp 80 Vorstellungen waren ausverkauft.”

Damit ist die DOK Leipzig da, wo sie hingehört. In die erste Liga der internationalen Dokumentarfilmfestivals

Die weiteren Preisträger
www.dok-leipzig.de/festival/preistraeger-2014

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