Eine blaue Pagode ziert seit Sonntag den Richard-Wagner-Hain. "Natur findet Stadt - mit Kultur" heißt es dazu von der Stiftung "Bürger für Leipzig". Gemeinsam mit Zonta Leipzig unterstützten die Gartenfreunde das Ohana-Projekt der Künstlerin Ruth Habermehl. Den kulturellen Impuls im Park und am Fluss bilden Gedichte, die man der Pagode entnehmen kann.

Leipzigs Gartensaison 2013 ist eröffnet. Wurde ja auch Zeit nach dem langen Winter.

Die Kugel kostet in diesem Jahr zwei Euro. Dafür gibt es nicht die Sinnlichkeit gehobenen Speiseeises, sondern eine Inspiration in Gedichtform.

“wäre es so, dass ich an einem ruhig fließenden Wasser säße, am Abend, in der vom Erdboden gespeicherten Wärme des Tages, und der Fluss glänzte golden von der untergehenden Sonne oder schon silbern vom Mond …”, wünscht sich Anne Dorn in “Vielleicht” ein Gespräch mit einem Menschen, der ihren Geschichten einfach nur zuhört. Zeilen wie geschaffen für ein Verweilen im Richard-Wagner-Hain am Elsterflutbecken.Insgesamt fünfzehn Autorinnen aus ganz Deutschland steuerten poetische Texte bei, darunter die Leipziger Autorinnen Rusalka Reh, Ulrike Almuth Sandig, Kerstin Preiwuss und Anna Kaleri, wie die Unterstützer des Projekts mitteilen.

Die künstlerische Umsetzung des Projekts lag in den Händen von Ruth Habermehl. Die Künstlerin zitiert dabei die japanische Tradition einer blauen Pagode. Die Autorinnen orientieren sich an der japanischen Ohana-Poesie. Referenzpunkt ist dabei der Fluss als Transportweg, wie als Symbol für das Leben, Natur und Harmonie. Als “geistige Wassertropfen” sollen die Verse wirken.Das Innenleben der blauen Pagode erinnert an einen Kaugummi-Automaten. Nach Einwurf einer Zwei-Euro-Münze gibt die Pagode eine Kugel frei, die besagte geistige Wassertrossen enthält. Die Unterstützer verstehen die Aktion zugleich als “eine spannende Persiflage auf die Konsumwelt und eine frühlingshaft leichte Idee, Kunst in freier Natur zu genießen”.

Diesen Kunstgenuss verdanken die Leipziger dem Zonta Club Elster Leipzig und der Stiftung “Bürger für Leipzig”. “Wir könnten ja auch mal Kultur”, begründete Zonta-Mitglied Steffi Junhold dieses Engagement des Clubs, der sich als Teil eines weltweiten Netzwerks für die Verbesserung der Situation von Frauen einsetzt. Auch könne so die Weiße Elster, die für den Club namensgebend ist, stärker ins öffentliche Bewusstsein gelangen. Schließlich sei die Elster ein “Fluss, der manchmal in Leipzig gar nicht richtig wahrgenommen wird”, so Steffi Junhold.

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Insgesamt 100.000 Euro habe der Zonta Club Elster Leipzig seit seiner Gründung 2000 in Projekte investiert, merkte die aktuelle Club-Präsidentin Silvia Tolkmitt an. Mit dem weitaus größten Teil des Geldes werden Frauenhäuser in Leipzig und Döbeln unterstützt.

Michael Berninger von der Stiftung “Bürger für Leipzig” erinnerte daran, dass im Richard-Wagner-Hain einst ein monumentales Nationaldenkmal für den in Leipzig vor 200 Jahren geborenen Komponisten errichtet werden sollte. “Die Landschaftsanlage ist gekommen, aber das Denkmal ist nicht gekommen”, so Berninger weiter. Mit der Pagode wolle man nun ein “poetisches kleines Werk” in das “Denkmal ohne Denkmal” setzen, erläuterte Stiftungsrat Berninger.

Das Ohana-Projekt läuft bis Oktober 2013. Dessen Erlös in Gestalt der Zwei-Euro-Münzen fließt in das Gartenprogramm der Stiftung “Bürger für Leipzig”.

www.garten-leipzig.net

www.zonta-leipzig-elster.de

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