Das Jahr 2014 war von einem Prozess gekennzeichnet, der nicht so trommelnd, laut sondern leise und schleichend verlief. Dass im Rathaus der eigenen Stadt der kleine und in der Landesregierung Sachsens der große Rotstift regiert, ist bekannt, erkannt und mancher fragt schon lange nicht mehr nach einem Sonnenaufgang über dem Neuen Rathaus. Vor allem nicht, wenn es um Kultur und entsprechende Räume dafür geht. Alles was vielleicht soziokulturelle Rendite, aber kaum einem feuchten Bankertraum entspricht, wird durch die Bürger zunehmend selbst finanziert. Nun ein neues Keller-Domizil fürs "Neue Schauspiel" wie Crowdfounding. Doch die Uhr tickt und noch fehlen wichtige Euros.

Enna Bloom hat den Stand bei der Leipziger “Geldsammelplattform” Visionbakery.com fest im Auge. Denn es geht um einen Ort, der ihr etwas bedeutet und der soll nun im Keller ein zweite Spielstätte erhalten. Dafür macht sie auch online mobil, schreibt Texte und fordert andere zum Mitziehn auf. “Nun verfolge ich schon seit einigen Tagen den Endspurt der Visionbakeryaktion vom “Neues Schauspiel Leipzig”, einem meiner liebsten Orte zum Verweilen und Entspannen im Raum Leipzig Lindenau. Es ist eine Menge an Geldern zusammen gekommen, schon über die Hälfte.. Immerhin! Aber ich frage mich, warum “nur” die Hälfte? Und warum müssen kulturelle Einrichtungen überhaupt auf so etwas wie Visionbakery zurück greifen? Sind sie doch dafür verantwortlich, dass jedem einzelnen in unserer Gesellschaft meist die Langeweile aus der Nase gezogen wird.”

Und so ging sie los und fragte einfach selbst mal bei den Machern nach, traf sich unter Anderem ” … mit Markus Czygan, dem Inhaber und Initiator des Theaters und ging der Notwendigkeit der Spendengelder auf den Grund. So erfuhr ich, dass es sich bei dem Ausbau des riesigen Kellers, um eine langersehnte Möglichkeit handelt, welche zu einer erhebenden Gewichtigkeit für die Zukunft des Theaters gehört. Es gibt momentan nur oben einen großen Raum mit Bühne, Licht- und Tontechnik für jegliche Art von Veranstaltungen.”
Was sie ein wenig stutzen ließ, ” … von Puppentheater, über Cabarett, Konzerten, Latenightshow und Lesungen, bis zur Nutzung tagsüber als Raum für Proben u.a.: Fakt ist, die Vorstellungen boomen.” Also wie nun weitermachen? Markus Czygan baut schon am neuen Keller, “fleißig hat er schon seine privaten Gelder und Manneskraft in den Umbau des Kellers gesteckt.” so Bloom. “Er hat nix über. Aber `es muss ja nicht immer alles neu sein. Es gibt so viele guterhaltene Sachen, die man wieder verwenden kann`. Und somit wuselt er schon seit einigen Wochen unabhängig vom Crowdfunding mit purem Willen und Ehrgeiz im Keller.”

Das Interessante an Szene-Kultur in Leipzig ist ja – selbst wenn der Raum voll, die Kunst erfolgreich ist – für Investitionen in Neues reicht das lange noch nicht. Eintrittspreise sollen und müssen dem entsprechen, was das Publikum zu zahlen in der Lage ist, ein weit darüber hinaus ist kaum möglich bedient man die “Leipziger Szene” und nicht den Stadttouristen.

Enna Bloom zu ihren Eindrücken vor Ort: “Es muss dringend noch ein weiterer Raum her, damit “zweigleisig gefahren werden kann”, oben und unten Proben und Vorstellungen laufen können, zur selben Zeit. Und, damit sich die Künstler, Schauspieler, Musiker, Autoren “nicht mehr gegenseitig auf die Füße treten.” Der “Goldsponsor” ist in Leipzig hingegen rar, ja nahezu nicht existent. Mäzene bleiben auch weiterhin selten und wenn, dann versuchen sie sich im Umfeld der Klassik, des Sports oder der sonstig als Hochkultur empfundenen Leuchttürme.
Die Szene hilft sich längst selbst, was gebraucht wird und was nicht, wird im nicht immer leichten Rennen um die Gunst der Menschen online ausgetragen. “Da loben wir uns mal das Internet, Phrasen wie Facebook, Twitter, Youtube und Co. Sind wohl die kostengünstigsten Optionen. Die Schiene Mundpropaganda ebenfalls ein Muss. Alles andere.. lohnt sich kaum.” so Bloom zum aktuellen Rennen ums Geld. Noch knapp 3 Tage, noch etwas über 2.000 Euro, Enna schreibt, verteilt und ruft auf, ein paar Euro auf den Sammelteller zu werfen.

Nicht leicht, harter Wettbewerb auch, doch wird die Summe – hier immerhin 8.952,00 Euro – erreicht, schellt das Zielglöckchen und der Verein des Neue Schauspiels kann fertigbauen. Zum Nutzen der Besucher.

Enna Bloom wird wohl in den kommenden – auch noch zwischen den Feiertagen ungünstig gelegenen Stunden – noch viel die Online-Trommel schlagen. Denn für sie geht es um ein Stück ihres Leipzigs, was schöner und besser werden soll. “Wenn man bedenkt, dass das Neue Schauspiel Leipzig bisher in den letzten 4 Jahren nur eine einzige kulturelle Förderung (außerhalb des Crowdfundingbereichs) bekommen hat und alles weitere aus privaten (`eigentlich nicht vorhandenen`) Mitteln finanziert wurde. Da ist es doch eine herrliche Ironie, dass sich ein `hausgemachtes Theater` schon so lange hält. Durch Herzblut, Qualität, Heimeligkeit, Wohlfühlfaktor. Es kommen immer mal Leute und fragen, ob irgendwo mit angepackt werden kann.”
Für sie verbindet dieses Theater Menschen. Ein Plausch im Cafè-Abteil “Tante Manfred”, “Künstler können jederzeit ihre Bilder an den angeboteten Wänden ausstellen, ab und an ertönt Applaus; Gelächter oder Geschrei aus der Vorstellung im Nebenraum.”

Klingt wie ein zweites Wohnzimmer. Eines in dem Enna Bloom selbst mit wohnt. Und sie schreibt: “Bitte helft uns diesen Betrag zu erreichen, denn es kann doch nicht sein, dass jemand (wie Markus) solch ein Projekt aus privaten Geldern finanzieren muss, ohne einen finanziellen Ausgleich dafür zu bekommen.”

Vielleicht geht es sogar um mehr. Vielleicht ist es wieder ein Stück spannenderes Leipzig. Es ist nur noch 3 Tage und 2.000 Euro entfernt.

Wer dies unterstützen möchte, hier ist der Link:
www.visionbakery.com/neues-schauspiel-leipzig

Zum Neues Schauspiel Leipzig (NSL) im Netz
www.neues-schauspiel-leipzig.de

Enna Bloom bei Facebook
www.facebook.com/KriWorld

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