Im März kommt sie wieder - die Leipziger Buchmesse mit dem angehängten Schwesterschiff "Leipzig liest". Und eine der beliebtesten Standards dabei ist jedes Mal die "Lesung der Unabhängigen Verlage". Doch auch beim Leipziger Lesemarathon gilt: Ohne Geld kommt so ein Ding nicht auf die Beine. Und für kleine, unabhängige Verlage ist es besonders schwierig, einen wirkungsvollen Leseauftritt zu organisieren. Deswegen haben sich die Veranstalter der UV-Lesung diesmal eine besondere Aktion einfallen lasen.

Ganz im Sinne derer, die dafür gewöhnlich auflaufen zur UV-Lesung: Autoren, Illustratoren und Verleger (auch alles in der weiblichen Variante), die sowieso schon mit knappen Ressourcen versuchen, andere Literatur auf den Markt zu bringen – wilder, bunter, kreativer, als es die großen Mainstream-Verlage produzieren. Aber da rechnet sich am Ende vielleicht noch die Auflage.

Aber wie finanziert man dann so eine wichtige Veranstaltung wie die UV-Lesung?

Denn Bärte, Brillen, Haare und das letzte Hemd sind ja in der Regel schon draufgegangen für die Buchproduktion.

“Was vermeintlich lustig daherkommt – der/die SuperverlegerIn zum Selberbasteln – hat einen ernsten Hintergrund: das Dilemma, alljährlich und am Rande der Selbstausbeutung die UV – die Lesung der unabhängigen Verlage auf die Beine zu stellen, ohne dass die teilnehmenden AutorInnen den Preis dafür zahlen müssen, indem sie umsonst lesen. Jedes Jahr haben wir die Wahl, wen wir anbetteln: Kulturförderinstitutionen, die unseren Antrag mit dem Kommentar ‘Erhöhen Sie doch einfach die Preise’ abschlägig bescheiden. Oder KollegInnen, FreundInnen, Wohlgesonnene, die wir um Spenden bitten oder per Crowdfunding angehen”, kommentieren die beiden Organisatorinnen Irina Kramp und Christine Koschmieder das Dilemma. “Dieses Jahr haben wir es satt. Wir haben keine Lust mehr, die Unabhängigkeit zu Markte zu tragen. Also tragen wir ein letztes Mal unsere Haut und das letzte unabhängige Hemd zu Markte – in Form von 101 SuperverlegerIn-Bastelsets. Damit wir 2015 eine/n haben, der die Rechnung zahlt. Und die Honorare für Euch AutorInnen.”
Den SuperVerleger gibt es tatsächlich – als Pappkameraden zum Basteln: “Faire Honorare für AutorInnen, dafür bräuchte es ein Wunder – oder den/die SuperverlegerIn. Und die gibt’s jetzt im Bastelset: Ab 20 Euro als Postkartenset, für 250 Euro als lebensgroße SuperverlegerIn-Pappfigur inkl. Bücherbeutel samt Buch aus dem UV-Programm 2015”, heißt es auf der Bastel-Seite der UV-Lesung.

Auf der man auch – wenn man es als Lesungsbesucher noch nicht geahnt haben sollte – nachlesen kann, warum so eine Lesung Geld kostet: “Wer liest, soll dafür entlohnt werden. Aber die UV-Eintrittsgelder reichen für faire AutorInnenhonorare nicht aus. Und weil wir nicht wollen, dass die AutorInnen ihr letztes Hemd geben, haben wir die VerlegerInnen gebeten, sich mit Haut und Haaren und ihrem letzten Hemd zu Markte zu tragen. Um daraus den/die SuperverlegerIn zu basteln. Damit wir einen haben, der die Rechnung zahlt.

Damit es nicht die 18 AutorInnen der 6. UV – die Lesung der unabhängigen Verlage am 13. März 2015 sind, die den Preis für die Unabhängigkeit zahlen. Nicht der Illustrator, der zwei Tage am UV-Plakat sitzt, statt einen bezahlten Job anzunehmen. Nicht die üblichen Verdächtigen, die an der Kasse Tickets verkaufen, AutorInnen zum Bahnhof kutschieren, Brötchen schmieren und Getränke verkaufen. Statt als KellnerIn, BabysitterIn oder Nachhilfe zu jobben. Nicht die ModeratorInnen, die Autorenbiographien auswendig lernen, sich auf Texte vorbereiten und vier Stunden lang gute Stimmung und kluge Gedanken verbreiten. Statt ihren Brotjobs nachzugehen. Damit wir ein Jahr Zeit gewinnen, darüber nachzudenken, was uns die Unabhängigkeit wert ist. Und zu welchem Preis sie zu haben ist.”

Bis zum 7. Februar sollen alle Bastelsets verkauft sein, wünschen sich Irina Kramp und Christine Koschmieder. Dann haben sie eine feste finanzielle Basis, mit der sie planen können für den 13. März im Westflügel mit 18 UV-AutorInnen und 3 UV-ModeratorInnen. Sie betonen auch extra: “Der Erwerb eines Bastelsets stärkt die Unabhängigkeit und fließt zu 100 % in die 18 AutorInnen- und 3 ModeratorInnenhonorare der UV-Lesung 2015.”

Direkt zur Bastelei:
www.uvlesung.de/agieren/basteln

Und zu den Bastelsets:
http://uvlesung.zanderanlavendel.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar