Brutaler Höhepunkt einer Geburtstagsparty. Weil sie einen Gast fast zu Tode geprügelt haben sollen, müssen sich zwei Heranwachsende wegen versuchten Totschlags vor dem Leipziger Landgericht verantworten. Mehrfach traten sie dem jungen Mann gegen den Kopf. Der Betroffene erlitt schwere Verletzungen.

Die mutmaßlichen Täter zeigten sich zum Prozessauftakt am Donnerstag, 9. Februar, geständig. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen mehrjährige Haftstrafen.

Vielleicht waren Bier und Schnaps schuld daran, dass Björn R. (17) und Christian K. (21) am 26. April 2011 Streit suchten. Die beiden Freunde besuchten abends die Geburtstagsparty einer Freundin in Machern (Landkreis Leipzig). “Alkohol floss in Massen”, berichtete R., der zur Zeit ein Freiwilliges Soziales Jahr leistet. Der 17-Jährige in Hemd und Jackett erweckt einen redseligen Eindruck, als er der Jugendkammer seine Version des Abends präsentiert. Weil einige Gäste ohne zu fragen über K.’s Bierkasten herfielen, sei die Lage vor der Wohnung eskaliert. Er bemerkte, wie sein Kumpel, kräftig und korpulent, auf das Opfer Vincent L., einen schmächtigen Heranwachsenden, einschlug.

Björn R. prügelte sich zunächst wegen einer anderen Nichtigkeit mit Markus K. Anschließend wandte er sich L. zu, der zu dem Zeitpunkt bereits benommen am Boden gelegen haben soll. Er drückte ein Bein auf dessen Brustkorb, vorgeblich um zu verhindern, dass dem jungen Mann noch Schlimmeres widerfährt. “Das ist mir völlig lebensfremd”, merkte Richter Norbert Göbel erstaunt an. “Ich wollte ihm helfen”, beteuerte dagegen R., der sich heute bei dem Betroffenen entschuldigte. “Das lässt sich einfach nicht wiedergutmachen.”

Anders die Wahrnehmung von Christian K., der von seinem Verteidiger Ingo Stolzenburg eine Erklärung verlesen lässt. Demnach soll auch Björn R. seinem Opfer gegen den Kopf getreten haben. “Das ist absoluter Blödsinn, wenn er behauptet, nicht auf Vincent L. eingetreten zu haben.” An den genauen Tatablauf erinnert er sich nicht mehr. In seiner Erklärung heißt es, es habe kurz nach Mitternacht Stress in der Küche gegeben. Er sei von einem Gast angerempelt worden. Dem deutete er eine Kopfnuss an, folgte ihm anschließend auf die Terrasse, wo es zur gemeinsamen Attacke gegen L. kam. Seinem Mitangeklagten warf er vor, im Vorfeld der Verhandlung Zeugen beeinflusst zu haben. Auch K. entschuldigte sich bei seinem Opfer. “Was ich Vincent L. angetan habe, war nicht richtig und tut mir unendlich Leid.”

Über die Motive der Täter lässt sich zur Zeit nur spekulieren. Christian K. begründete den Gewaltexzess mit seiner Alkoholsucht. Er trinke seit dem 15. Lebensjahr, wolle nun eine Therapie machen. In den Ermittlungsakten sollen sich Indizien finden, die auf ein politisches Motiv schließen ließen. Der Betroffene soll eher der linken, einer der Angeklagten dem Vernehmen nach der rechten Ecke nahe stehen. Nebenklagevertreter Valentin Theil äußerte gegenüber L-IZ.de, dass er nicht von einem rechtsmotivierten Angriff ausgehe. Ein Urteil wird am 16. Februar erwartet.

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