Nach einem stetigen Rückgang in den vergangenen Jahren stieg die Zahl rechtsmotivierter Angriffe 2013 erstmalig wieder deutlich an. Mindestens jeden zweiten Tag ereignete sich nach Zählung der Beratungsstellen für Betroffene rechtsmotivierter und rassistischer Gewalt des RAA Sachsen e.V. ein Angriff im Freistaat. 319 Menschen waren davon direkt betroffen (2012: 155). In die Statistik fließen ausschließlich Gewaltdelikte ein.

“Vor allem in den Städten Leipzig (58), Chemnitz (18) und Dresden (33) nahmen die rechtsmotivierten und rassistischen Angriffe im Vergleich zum Vorjahr wieder stark zu”, erklärt RAA-Sprecherin Andrea Hübler. “Mit 32 gezählten Angriffen verzeichneten wir im Erzgebirgskreis den massivsten Zuwachs (2012: 3). Durch intensive Netzwerkarbeit konnten wir hier unseren Zugang zu Betroffenen verbessern und so das Dunkelfeld rechtsmotivierter und rassistischer Gewalt in der Region erhellen.”
Der Großteil dieser Fälle sei nicht bei der Polizei angezeigt worden. Sachsenweit hingegen werde nur in rund 25 Prozent der Fälle keine Anzeige erstattet. Das zweite Jahr in Folge wurde die größte Anzahl der Angriffe aus rassistischen Motiven begangen (85). Vor allem im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, sowie in den Städten Leipzig, Chemnitz und Dresden überwiegen die Angriffe mit rassistischem Tatmotiv.

“Diesen Zuwachs sehen wir durchaus in Zusammenhang mit der oft vorurteilsbeladenen und teilweise offen rassistisch geführten Debatte über Asylsuchende. Abwertung und Ausgrenzung sind der Nährboden für rassistische Gewalt”, sagt Andrea Hübler. “Zumeist von der NPD initiierte Facebook- und Bürgerinitiativen starteten Unterschriftensammlungen, Kundgebungen und Demonstrationen gegen die Unterbringung von Geflüchteten, so in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen, Freiberg, Rötha und gleich vier Mal in Schneeberg mit bis zu 1.500 Teilnehmenden.”

In Borna wurde an Silvester zu 2014 eine Unterkunft mit Leuchtraketen und Sprengkörpern angegriffen, ebenso wie die Unterkunft in Kamenz im Januar 2013.

Auch in Gröditz und Langburkersdorf kam es zu Versuchen Unterkünfte zu beschädigen oder gar Bewohner anzugreifen. Die Angriffe richteten sich im Weiteren gegen nicht-rechte oder Alternative (71), gegen politisch gegen rechts Aktive (29). Homophobie war in 11 Fällen das Motiv.

Vier Angriffe richteten sich gegen sozial Benachteiligte, drei Gewalttaten wurden aus antisemitischen Motiven verübt und in einem Fall war der Angriff gegen Menschen mit Einschränkungen gerichtet. Am häufigsten handelt es sich bei rechtsmotivierten und rassistischen Angriffen um Körperverletzungen (144), gefolgt von Nötigungen/Bedrohungen/versuchten Körperverletzungen (71). Im Jahr 2013 haben die RAA-Beratungsstellen sachsenweit 205 Personen beratend und unterstützend zur Seite gestanden.

Zur Statistik im Netz
www.raa-sachsen.de/statistik-detail/items/jahresstatistik-2013.html

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