Im Trash-TV wurden er und seine Familie schon oft dem Millionenpublikum präsentiert. Verschiedene Boulevard- und Pseudo-Reality-Formate schlachteten das Leben der Leipziger Familie R. aus, als deren Sorgenkind besonders Andreas galt: Der heute 28-Jährige saß zuletzt viereinhalb Jahre wegen einer Reihe bewaffneter Überfälle in Haft. Nun soll der junge Mann drei Mercedes auf dem Gelände eines Leipziger Autohauses in Brand gesteckt haben. Am Freitag beginnt der Prozess.

Verdächtiger saß bis 2019 ein

Eigentlich hatte er große Pläne: Ein geregeltes Leben ohne Ärger mit der Polizei, Justiz und Knast – so schilderte es Andreas R. einem RTL-Kamerateam, das ihn zeitweise begleiten durfte. 2019 war der junge Leipziger, damals Mitte zwanzig, nach viereinhalb Jahren Gefängnis freigekommen. Eine ganze Reihe von Raubüberfällen, für die er verurteilt worden war, gingen auf sein Konto, unter anderem auf eine Spielothek und einen Taxifahrer.

Doch Monate danach war vom positiven Elan nicht mehr viel übrig: Andreas R., der nach der Haftentlassung zunächst im gemeinsamen Haushalt seiner Mutter und zweier Brüder am Leipziger Stadtrand Unterschlupf fand, wirkte lustlos, deprimiert und überfordert. Die beginnende Corona-Pandemie führte zu Terminabsagen, was den mühsamen Weg der Resozialisierung zusätzlich erschwerte.

28-Jähriger soll drei Autos abgebrannt haben

Die Leipziger GroĂźfamilie R., bestehend aus der Mutter Annett, neun Kindern und drei Enkeln, bestimmt seit Jahren die DrehbĂĽcher von diversen Boulevard-Formaten des Privatfernsehens.

Der heute 28-jährige Andreas, zum Teil in Heimen und Pflegefamilien aufgewachsen und einst süchtig nach Crystal, soll nun wieder straffällig geworden sein: In der Nacht vom 3. zum 4. Mai 2022 kurz nach zwei Uhr morgens habe der junge Mann drei Mercedes Sprinter auf dem Gelände eines Leipziger Autohauses abgefackelt – mit einem geschätzten Schaden von 134.000 Euro, wie das Landgericht auf Anfrage gegenüber der LZ mitteilt. Auf einem nahen VW-Gelände soll ein weiterer Wagen von ihm angebrannt worden sein.

Nur wenige Tage später habe Andreas R. dann noch Chlorreiniger im Vorraum einer Leipziger Sparkassenfiliale verteilt – ein Versuch, das Objekt zu sprengen?

VorwĂĽrfe an die Justiz

Der mutmaßliche Brandstifter stellte sich nach dem Vorfall am Autohaus zunächst der Polizei und kam am 10. Mai in Untersuchungshaft, widerrief sein Geständnis aber kurz darauf. Ab Freitag wird er nun gegebenenfalls Gelegenheit haben, sich vor der 8. Strafkammer des Landgerichts zu erklären. Drei weitere Verhandlungstermine sind bis 18. November angesetzt.

Gegenüber einem RTL-Reporter erhob Andreas R. einst massive Vorwürfe gegenüber den Behörden, die nicht genug für eine Resozialisierung täten: „Die Justiz bettelt doch förmlich darum, wieder straffällig zu werden“, beklagte er sich. Wenig später flog er nach einem Wutanfall, bei dem er einen Spiegel und weitere Gegenstände kaputtgeschlagen hatte, bei seiner Mutter heraus.

Trotz allem blickte der offensichtlich verhaltensauffällige Andreas R. optimistisch nach vorn, vor allem durch die Aussicht auf eine eigene Wohnung und einen Aushilfsjob. Doch das scheint nun wieder in weiter Ferne. Ob sich eine Täterschaft nachweisen lässt und der 28-Jährige gegebenenfalls ĂĽberhaupt als schuldfähig gilt, ist bislang unklar – ebenso ein mögliches Tatmotiv.

Die LZ wird vom Prozess berichten.

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