Am Freitag, 6. Mai, findet im Friedenspark an der Linnéstraße eine ganz besondere Zeremonie statt: Oberbürgermeister Burkhard Jung weiht den Gedenkort für die Opfer der Kindereuthanasieverbrechen - als zentralen Gedenkort der Leipziger Euthanasieverbrechen - ein.

AWS-SYSOPS questions & answers
70-533 exam question

Anlass für das Denkmal ist, dass sich in Leipzig in der Zeit des Nationalsozialismus zwei Kliniken befanden, in denen behinderte Kinder ermordet wurden. Die Mehrzahl der Opfer, die aus ganz Sachsen kamen, wurde auf Leipziger kommunalen Friedhöfen beerdigt. Die größte Gruppe davon – etwa 100 – fanden in unmittelbarer Nähe des Gedenkortes, dem ehemaligen Neuen Johannisfriedhof und heutigem Friedenspark, ihre letzte Ruhestätte. Allein für die Heil- und Pflegeanstalt Dösen sind für die Jahre 1940 bis 1943 551 Tötungen geistig oder körperlich kranker oder behinderter Kinder belegt.

Die Eröffnung des Gedenkortes bildet den Abschluss eines längeren Recherchezeitraumes, der die bis dahin unbekannten Opfer dem Vergessen entrissen hat, die geschichtlichen Hintergründe aufgedeckt und öffentlich gemacht hat.Mit großer Mehrheit beschloss die Ratsversammlung am 24. März 2010, diese Gedenkstätte für die Opfer von Kindereuthanasieverbrechen im Friedenspark zu errichten. Die Baukosten von 35.000 Euro wurden aus Spenden, Förder- und Eigenmitteln der Stadt bereit gestellt.

Am 30. Juni 2010 wurde im Friedenspark der Grundstein für einen Gedenkort für die Opfer der NS-Kindereuthanasie gelegt. Mit weißen Linien wurde damals die Lage der Kindergräber auf dem ehemaligen Neuen Johannisfriedhof an der Linnéstraße nachgezeichnet. Zwischen ihnen war ein Schlängelpfad angedeutet, der nun zur Einweihung der Gedenkstätte zu einem richtigen Pfad zwischen Lebensbäumen geworden ist.

Das Gedichtmotiv “Das ist die Wiese Zittergras, und das der Weg Lebwohl” der österreichischen Dichterin Christine Lavant wurden hier landschaftsgärtnerisch umgesetzt. Die Gedenkstätte ist also etwas geworden, das man tatsächlich besuchen und erleben kann. Kein trister Steinklotz wie so manch anderes Erinnerungsmal.

Die Einweihungsfeier ist öffentlich, alle interessierten Bürger sind herzlich eingeladen.

Mehr zum Thema:

Kindereuthanasie in Leipzig: Ein Verbrechen, das mitten in der Stadt geschah
Die so genannte Kindereuthanasie gehört …

Der Stadtrat tagt: Euthanasiegedenkstätte, Zentralstadion, Mikrodarlehen – die Entscheidungen der Ratsversammlung im Überblick
Leipzig hat einen neuen Finanzbürgermeister …

Ein beklemmendes Buch jetzt im Festeinband: Hugo. Der unwerte Schatz
2009 ist eben nicht nur der Jahrestag …

Freitag, 6. Mai, um 14 Uhr im Friedenspark, Eingang gegenüber Linnéstraße 3.

Das Programm der Veranstaltung: Musikalische Eröffnung mit Gabriela La Motte (Gesang), Begrüßung und Ansprache durch Oberbürgermeister Burkhard Jung. Anschließend ein Wortbeitrag von Dr. Thomas Beddies, Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde, und ein weiterer Gesangsbeitrag von Gabriela La Motte. Es folgen eine Ansprache von Brigitte Oltmanns (eine Angehörige eines der Opfer) und Eröffnung und Gang durch den Gedenkort. Gefolgt von einem weiteren Gesangsstück von Gabriela La Motte. Dann wird Prof. Dr. Beate Mitzscherlich eine Festrede halten und am Ende verabschiedet der Oberbürgermeister die Gäste.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar