Als der junge Musikstudent Richard Wagner einst an den hehren Pforten des renommierten Leipziger Musikverlags C.F. Peters in der Talstraße Einlass begehrte, um eine Komposition zum Verkauf feilzubieten, wurde er lapidar abgefiedelt: "Leisten Sie erst mal was, junger Mann, dann können Sie wiederkommen."

Geleistet hat er was, nur wiedergekommen ist er bekanntermaßen nicht. So hat man schon damals Musikgenie verkannt und es noch viele lange Jahre fürderhin getan. Mit dem neuen Wagner-Denkmal, das auf dem Klingerstein am Dittrichring errichtet werden soll, wird der berühmte Komponist nun entsprechend gewürdigt.

Auf einer brechend vollen Pressekonferenz im Museum der bildenden Künste stellte Stephan Balkenhol seinen Entwurf für das Richard-Wagner-Denkmal vor. Eine lebensgroße Bronzeskulptur des kleinwüchsigen Komponisten, hinter dem ein überdimensionaler Schatten dräut, als Symbol dafür, wie sehr dieser kleine Mann mit seinem künstlerischen Schaffen über sich hinauswuchs.Eine Gelegenheit für Markus Käbisch vom Wagner Denkmal e.V., all denen einen Denk(mal)zettel zu verpassen, die den Komponisten so viele Jahre hatten links liegen lassen: “Leipzig sagt von sich, Bach-Stadt zu ein, sie nennt sich Mendelssohn-Stadt, Mahler-Stadt und vergisst dabei mit hartnäckiger Beständigkeit ihren großen Sohn Richard Wagner. Ich bin sehr froh, dass diese Pressekonferenz so einen großen Zuspruch erfährt. Das wäre vor fünf Jahren wohl kaum so möglich gewesen und zeigt uns, wie sehr die Leipziger Richard Wagner wieder in ihr Bewusstsein gerückt haben.”

Dann richtete er den Blick zurück auf einen einhundert Jahre dauernden, vergeblichen Versuch, dem großen, kleinen Richard Wagner ein würdiges Denkmal zu errichten: “Eine ganze Reihe von Entwürfen und Pläne wurden hervorgebracht, doch niemals verwirklicht. Selbst dem damals namhaftesten Künstler, Max Klinger, der bis zum 100. Geburtstag Wagners am 22. Mai 1913 mit der Schaffung einer Skulptur beauftragt worden war, gelang es nicht, das Werk zu vollenden.”Lediglich ein monumentaler Sockel, auf dem das Denkmal seinen Platz finden sollte, kam zustande. Mit der Aufstellung jenes Sockels aus Laaser Marmor an der Klinger-Treppe auf Initiative des Freundeskreises Max Klinger e.V. erhielt nun auch die Idee neue Schubkraft, das Wagner-Denkmal mit einem zeitgenössischen Kunstwerk zu vollenden.

Eine Idee, mit deren Umsetzung sich der Künstler Stephan Balkenhol anfangs schwer tat, wie er freimütig bekannte: “Ich schaffe sonst Kunstwerke, die aus sich heraus entstehen und nicht durch äußere Einflüsse, wie es hier der Fall ist. Deshalb habe ich einige Zeit gebraucht, bis ich einen Weg rein gefunden habe. Aber je mehr ich mich mit Wagner beschäftigte, um so mehr wurde mir bewusst, wie sehr er polarisiert. Es gibt sicher genauso viele Anhänger wie Gegner. Der Schlüsselpunkt meiner Idee war, dass Wagner lebensgroß auf diesem riesigen Sockel steht, also im Verhältnis sehr klein wirkt. Hinter ihm dräut wiederum der riesige Schatten, den dieser kleine Mann in der Musikgeschichte geworfen hat.”

Die Kosten für das Denkmal werden im sechsstelligen Bereich liegen. Das Dezernat Kultur war federführend bei der Bestellung der Jury. Diese tagte am 14. Juni 2011. Zur Entscheidung standen drei Entwürfe – von Stephan Balkenhol, Carsten Nicolai und Otto Berndt Steffen.

Renommierte Künstler wie Neo Rauch hatten ursprünglich auch zugesagt, waren aber mitten im Prozess abgesprungen, wie Markus Käbisch erklärte: “Das haben wir einem medialen Schnellschuss der lokalen Presse zu verdanken, die vorab veröffentlichte, was Herr Rauch zu schaffen gedachte, wovon er selbst noch nichts wusste. Daraufhin hat er abgesagt.” Die Entwürfe von Stephan Balkenhol, Otto Berndt Steffen und Carsten Nicolai werden bis zum 31. Juli 2011 im Erdgeschoss des Museums der bildenden Künste ausgestellt.

www.stephanbalkenhol.com

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