Es ist noch ein Weilchen hin bis zum 9. Oktober, wenn Leipzig wieder zum Lichtfest auf dem Augustusplatz einlädt. Noch ist Sommer und man schlendert - kurzbehost und kurzberockt - durch die Grimmaische. Am "San Remo" holt man sich eine dicke Tüte Eis. Oder ein Faltblatt. Oder beides. Eberhard Wiedenmann, Inhaber des Eiscafés, unterstützt auch in diesem Jahr das Lichtfest auf seine Art.

Hier steht seit Freitag, 12. August, einer von zwei mobilen Informationsständen mit einem großen Bildschirm und einer Auslage für die Faltblätter, neudeutsch: Flyer, weil sie gern fliegen, wenn eine Windböe kommt. Was sie eigentlich nicht sollen. Eigentlich sollen sie von Hand zu Hand gehen und die Eisesser und Schlenderer schon mal neugierig machen auf den 9. Oktober 2011, wenn Leipzig das Lichtfest erstmals gemeinsam mit der polnischen Heimatstadt des friedlichen Aufstands feiert, mit Gdansk, der Stadt der Leninwerft und der Gewerkschaft Solidarnosc.

Die große Werbung für das Lichtfest kommt erst im Herbst. Dann sollen wieder 100 große Leuchttafeln (Mega-Lights) und rund 1.500 kleine Leucht-Säulen (City-Lights) mit dem Motiv des Lichtfestes bespielt werden. Leuchten in der Nacht. Und ein bekanntes Motiv kommt dabei wieder zur Geltung: Bernhard Ecksteins Foto aus dem Herbst 1989 mit dem Mädchen auf den Schultern des Vaters, das ein Licht in die Höhe hält. Es korrespondiert mit dem Foto eines jubelnden Lech Walesa aus der Danziger Streiktagen.
Das Motiv ist auf den Faltblättern zu sehen, die man nun am Info-Stand beim “San Remo” findet. Auf dem Bildschirm ist ein Filmstreifen zum Lichtfest zu sehen – Vorgeschmack auf das, was am 9. Oktober nicht nur auf dem Augustusplatz zu sehen sein wird. Denn auch das “San Remo” selbst wird wieder eine große Inszenierung zum 9. Oktober zeigen – dafür werden wieder die Wände des Hauses Nikolaistraße/Ecke Grimmaische Straße dienen, wo das Eiscafé seinen Sitz hat.

Für die Installation ist auch in diesem Jahr Norbert Meisner verantwortlich. Der Künstler hat auch zum vergangenen Lichterfestes mit dokumentarischem Material die Wände des Eckhauses bespielt. In diesem Jahr wird es zwei Installationen geben. Die Hausfront an der Grimmaischen wird eine Szenefolge aus allen großen Protest- und Befreiungsereignissen Osteuropas zeigen – vom Aufstand in der DDR 1953 über Budapest 1956 und Prag 1968 bis zur Friedlichen Revolution. “Die Szenenfolge ist fünf Minuten lang”, erzählt Meissner. “Dann wiederholt sie sich in Endlosschleife.”

Auch für Café-Betreiber Eberhard Wiedenmann ist es ein Ereignis. “Die Leute bleiben auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen. Da ist dann alles voll und sie schauen gebannt hoch”, schildert er die Erlebnisse von den letzten Malen. “Und wenn die Schleife einmal abgelaufen ist, geht ein großer Ruck durch die Menge und alle rutschen ein Stückchen weiter – und die, die alles gesehen haben, gehen weiter oder kommen rein.”

Dasselbe auf der Seite Nikolaistraße. Hier werden diesmal Impressionen aus Danzig zu sehen sein. “Es sind Interviews mit Frauen der Danziger Werftarbeiter, in denen sie sich an die Ereignisse von 1980 erinnern”, schildert Meissner. “Sehr emotional.” Große Lautsprecher werden die Interviews auch akustisch in die Straße übertragen. Und damit die Schaulustigen auch verstehen, was die Frauen erzählen, gibt es die Übersetzung als Untertext.

Ebenfalls am Freitag vorgestellt wurde das knapp 50 Seiten starke Programmheft zum Lichtfest mit Informationen zu all den Veranstaltungen rund um den 9. Oktober – darunter Ausstellungen, Konferenzen, Diskussionen. 32.000 Exemplare erscheinen davon. Ein Teil davon wird an den beiden Info-Ständen verteilt, die Eberhard Wiedenmann vor seinen Cafés aufgebaut hat: dem “San Remo” in der Nikolaistraße und dem “Pascucci” in der Thomasgasse. Verteilt wird das Programmheft auch in der Tourist-Information in der Katharinenstraße.

www.leipziger-freiheit.de/projekte/lichtfest-2011

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