Die Präsenz des Leipziger Ablegers der Hells Angels versetzte die Sicherheitsbehörden in höchste Alarmbereitschaft. Dem weltweit operierenden Rockerclub werden immer wieder kriminelle Aktivitäten unterstellt. Vor allem der vor zwei Jahren eskalierende "Disco-Krieg" sowie die Verbindungen einzelner Türsteher zu den Hells Angels sorgten für Schlagzeilen.

Verbindungen gibt es auch ins – allerdings legale – Rotlichtgeschäft. Strenge Kontrollen bei Ausfahrten und Partys des Clubs, Auflagen sowie permanente Überwachung gehören seither zur Arbeit der Polizei. Besondere Vorkommnisse gab es seither aber nicht, und die Erzrivalen der “Angels”, die “Bandidos”, haben Leipzig vor Monaten verlassen. Kein Grund, die Zügel schleifen zu lassen, bestätigt Polizeipressesprecher Uwe Voigt im Interview.

Der “Disco-Krieg” scheint Geschichte, die “Bandidos” haben Leipzig den Rücken gekehrt – hat sich die Lage beruhigt?

Die Lage hat sich nur augenscheinlich beruhigt. Die starke Polizeipräsenz und der hohe Ermittlungsdruck verhindern derzeit lediglich offene Auseinandersetzungen. Nach Einschätzung der Polizei schwelt der Disco-Krieg weiter. Die Fronten sind nach wie vor vorhanden und verhärtet. Es gibt für die Polizei keinerlei Veranlassung, die Zügel schleifen zu lassen.

Oft wird darüber gesprochen, dass Motorradclubs in die organisierte Kriminalität eingebunden sind bzw. selbst kriminelle Strukturen haben. Welche Erkenntnisse gibt es darüber in Leipzig?

Die Kriminalpolizei wird sich aus ermittlungstaktischen Gründen zu diesem Thema und zu aktuellen Erkenntnissen in der Öffentlichkeit nicht äußern.

Können Sie konkrete Angaben darüber machen, wie viele Mitglieder z.B. der Hells Angels Leipzig Straftaten überführt und verurteilt wurden?

Diese Frage kann Ihnen nur die Staatsanwaltschaft Leipzig beantworten.Welche Strategie verfolgt Leipzigs Polizei gegenüber den Motorradclubs und der Szene in der Stadt?

Die Geschehnisse im Zusammenhang mit den in Leipzig ansässigen Motorradclubs werden auch weiterhin intensiv durch die Polizei beobachtet und bewertet. Bei in Leipzig stattfindenden Veranstaltungen wird auch die Polizei immer vor Ort sein.

Durch geeignete Maßnahmen wie z.B. die Errichtung von Kontrollstellen wird die Leipziger Polizei den Motorradclubs stets zeigen, dass in Leipzig kein rechtsfreier Raum vorhanden ist und sie sich in die bestehende Rechtsordnung einzuordnen haben. Die der Polizei per Gesetz zur Verfügung gestellten Mittel und Möglichkeiten werden in vollem Umgang genutzt, um die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten.

Wie sehen Sie die Forderung der Politik, die sogenannten “Outlaw Motorcycle Clubs” wie Hells Angels oder Bandidos zu verbieten?

Zu politischen Forderungen nehmen wir als Polizei keinerlei Stellung und werden uns dahingehend nicht äußern.
Die Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft Leipzig bezüglich der Vorstrafen und Verurteilungen von Mitgliedern der Hells Angels Leipzig brachte ebenfalls keine Erkenntnisse.

Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz zum Thema: “Ihre Anfrage kann von der Staatsanwaltschaft nicht beantwortet werden. Die Staatsanwaltschaft erfasst statistisch nicht, ob ein Beschuldigter Mitglied eines Vereins oder eines Motorradclubs ist. Die Frage, wieviele Mitglieder eines Vereins wegen welcher Straftaten bereits in Erscheinung getreten sind, berührt jedoch, wenn überhaupt, nur polizeiliche und verwaltungsrechtliche Belange. Ob diese jedoch tatsächlich im konkreten Fall “Hells Angels” über die von Ihnen gesuchten Daten verfügen, und wenn ja diese Ihnen auch mitteilen können und wollen, kann von hier aus nicht gesagt werden. Ich bitte daher, sich wegen Ihrer Anfrage an die zuständigen Polizeibehörden zu wenden”.

VGWortLIZ

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