Seit Jahren versuchen Neonazis, den 1. Mai zur Verbreitung völkischer Ideologien zu besetzen. Der Arbeiterkampftag ist ja schon einige Benutzungen gewöhnt. Für Leipzig hält er jedoch eine gute Nachriht bereit. Die Messestadt braucht morgen weder Neonazis noch Randale fürchten. Die schlechte Nachricht für andere Gegenden: Rechtsradikale möchten in gleich fünf Städten aufmarschieren. Ein Überblick.

Die NPD plant Großkundgebungen in Berlin und Frankfurt/Main. Unter dem Motto “Wir wollen nicht die Melkkuh Europas sein” möchten sich die Kameraden auf den Bundestagswahlkampf einstimmen. In der Hauptstadt wollen die Neonazis in ihrer “Wohlfühlzone” Schöneweide aufmarschieren. Die geplante Route führt an zwei Szene-Lokalitäten vorbei. Parteiintern interessant könnten dabei die Redner werden – unter anderem Parteichef Holger Apfel und sein Widersacher Udo Voigt wollen zum Mikrophon greifen. Das breit aufgestellte Aktionsbündnis “1. Mai – Nazifrei” möchte den Aufmarsch mit Sitzblockaden verhindern. Zahlreiche Prominente und Politiker unterstützen bereits den Aufruf.

In Frankfurt wollten sich die Rechtsextremen demonstrativ vor dem Sitz der Europäischen Zentralbank aufbauen. Ein Gericht entschied allerdings, dass der triste Ostbahnhof der bessere Ort für ihre Veranstaltung sei. Die hessischen Kameraden dürfen sich über Auftritte von Parteivize Udo Pastörs und dem sächsischen Landtagsabgeordneten Arne Schimmer freuen. Auch in der Mainmetropole stößt die Partei dabei auf Gegenwehr, denn auch hier sind Blockaden bereits in Planung.

In Dortmund hingegen ruft “Die Rechte” zu einer Demonstration auf. Die Partei des langjährigen Szene-Funktionärs Christian Worch gilt insbesondere in Nordrhein-Westfalen als Auffangbecken für verbotene Kameradschaften. Die Organisatoren entstammen zum überwiegenden Teil dem Umfeld des militanten “Nationalen Widerstands Dortmund”, der im August 2012 von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) aufgelöst wurde. Gegenproteste sind im großen Stil geplant, waren in der BVB-Stadt in den letzten Jahren jedoch nur von mäßigem Erfolg gekrönt.

Und die “Freien Kräfte”? Versuchen ihr Glück in Würzburg (Bayern) und Erfurt (Thüringen). In Unterfranken findet dieses Jahr die größte Veranstaltung der “Freien Kameradschaften” statt. Das “Freie Netz Süd” (FNS) mobilisiert unter dem Motto “Arm trotz Arbeit – Kapitalismus zerschlagen” vornehmlich Kameraden aus Bayern und Thüringen. Als Redner sind der kürzlich gescheiterte Kandidat um den NPD-Vorsitz, Uwe Meenen, FNS-Kader Matthias Fischer und der Hamburger Thomas Wulff angekündigt.

In Erfurt organisiert Michael Fischer eine Demonstration. Bereits im Vorfeld distanzierten sich zahlreiche thüringer Organisationen von dem Aktivisten, woraufhin wohl nur mit einer kleinen Veranstaltung zu rechnen ist.

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