Vor mehr als 100 Gästen fand am 2. Dezember an der Universität Leipzig die Altargrundsteinlegung im Paulinum - Aula/Universitätskirche St. Pauli statt. Schon die Schreibweise erzählt vom Spagat. Ist es nun Kirche? Kunstraum? Aula? Und: Wann geht der Raum endlich in Betrieb? Die Grundsteinlegung war ja noch lange nicht der Moment der Inbetriebnahme, vollendete nur die Rückkehr des Paulineraltars an seinen Platz in der Universitätskirche.

Nicht ganz ohne Dissonanzen ging das ab. Rund 150 Leipziger nutzten den 2. Dezember zum Protest vor der Tür des Paulinums. Die Rektorin der Universität, Dr. Beate Schücking, stand noch am Dienstagmorgen den interessierten Leipzigern im Foyer des Augusteums Rede und Antwort. Die Veranstaltung zur Grundsteinlegung war zwar als Veranstaltung mit Anmeldung gedacht gewesen, aber rund 40 der draußen Wartenden wurden dann doch noch spontan hineingelassen. Zudem verfolgten 50 Leipziger die Audioübertragung im Hörsaal. Weitere 75 Interessierte nahmen das Angebot der Universitätsleitung wahr, mit der Rektorin zusammen am Nachmittag in die Universitätskirche zu gehen, den Altar anzuschauen und Fragen beantwortet zu bekommen.

Dass er wieder da steht, ist auch aus Sicht der Universitätsleitung ein besonderer Moment. Dr. Beate Schücking, Rektorin der Universität Leipzig, in ihrer Rede. “Der Altar wurde im 15. Jahrhundert vom Leipziger Dominikanerorden beauftragt, nun steht er wieder auf dem einstigen Klostergelände, das sei 1543 das Gelände der Universität ist. Und er wird erneut Herzstück der Universitätskirche. Unter allen Kunstwerken im Paulinum ist er eindeutig das historisch bedeutendste Stück. Zudem kommt ihm besondere Bedeutung durch seine liturgische Nutzung zu.”

Zu der Vielfalt, die die Universität Leipzig ausmache, gehöre als wichtiger Teil der Universitätsgottesdienst. “Ich wünsche mir, dass es nun schnell geht und wir im kommenden Jahr in einem Raum mit wunderbarem Licht, phantastischer Ausstattung und wohlklingenden Orgeln die Eröffnung und in deren Rahmen auch endlich den Einweihungsgottesdienst begehen können. Ich bin mir sicher, dass die Universität hier im Dreiklang Universitätsmusik, Gottesdienste und akademische Festveranstaltungen nach innen wie nach außen eine besondere Ausstrahlung entfalten wird.”Dass bei der Grundsteinlegung nicht alle interessierten Leipziger dabei sein konnten, bedauerte sie. “Aber wenn man bedenkt, dass es sich um eine Grundsteinlegung auf einer Baustelle handelt und dass wir nicht das ganze Gebäude, sondern nur den Altarraum zur Verfügung haben, ist der Kreis gar nicht so klein. Zur Eröffnung werden zum Glück viel mehr Menschen dabei sein können.”

Nur dauert das noch. Und auch am 2. Dezember konkretisierte sich der Eröffnungstermin noch nicht wirklich. War bislang vom Frühjahr 2015 die Rede, fiel diesmal der April als konkreter Monat für eine mögliche Eröffnung des technisch nicht ganz einfachen Gebäudeteils.

Auch der Universitätsprediger Prof. Dr. Peter Zimmerling bezeichnete die heutige Altargrundsteinlegung als “wichtige Station auf dem Weg zur Inbetriebnahme von Aula und Universitätskirche St. Pauli”. Die Universitätsgemeinde freue sich sehr darüber, den Paulineraltar ab kommendem Jahr bei den Universitätsgottesdiensten wieder liturgisch nutzen zu können. Der Altar werde dann eine Verbindung mit den neu konzipierten und mit modernen Materialien gefertigten Prinzipalstücken von Altartisch, Taufstein und Lesepult eingehen. “Am neuen alten Ort kommt der Altar sogar noch besser zur Geltung als in der alten Paulinerkirche. Der Neubau ist heller und schmuckloser. So wird der Altar zum dominierenden Blickfang für den ganzen Raum.”Grund für die beschränkte Gästezahl – so betont die Universität – waren schlicht die Sicherheitsvorschriften auf der Baustelle, denn noch ist das Paulinum eine. Daher eine begrenzte Gästezahl. Zu der Veranstaltung waren rund 100 Gäste eingeladen, darunter die Mitglieder des Akademischen Senats der Universität Leipzig, Dekane und Dezernenten, Angehörige der Theologischen Fakultät, Vertreter des Studierendenrats, der Stiftung Universitätskirche St. Pauli und des Paulinervereins, die Leipziger Studentenpfarrer und die Pfarrer der Innenstadtgemeinden St. Thomas und St. Nikolai.

Im Rahmen der Grundsteinlegung auf der vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement geleiteten Baustelle wurde eine Schatulle mit mehreren Dokumenten, darunter zwei Urkunden, in eine Fußbodenöffnung direkt vor dem Paulineraltar eingebracht. Die Schatulle enthielt auch eine aktuelle Tageszeitung, eine Paulusmedaille der Stiftung Universitätskirche St. Pauli, eine 10-Euro-Gedenkmünze, die zum 600. Universitätsjubiläum geprägt wurde, je eine Ausgabe der aktuellen Campus-Augustusplatz- und der Restauro-Broschüre sowie aktuelle Euro-Münzen.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung unter anderem mit der Motette “Der Geist hilft unser Schwachheit auf” von Johann Sebastian Bach, zum Abschluss gesungen von einer Abordnung des Universitätschores unter der Leitung des Universitätsmusikdirektors David Timm. Von der Altargrundsteinlegung gab es eine Audio-Live-Übertragung in den Hörsaal 9 des Hörsaalgebäudes, die rund 50 Menschen verfolgten. Der Mitschnitt steht im Internet, ein Video-Beitrag wird dort später ebenfalls veröffentlicht.

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Der über 500 Jahre alte Altar aus der 1968 gesprengten Universitätskirche St. Pauli war 1993 als Leihgabe der Universität in der Thomaskirche aufgestellt worden und vor wenigen Wochen an den Augustusplatz zurückgekehrt.

Bei dem Altar handelt es sich um einen besonders monumentalen und qualitätsvollen spätgotischen Flügelaltar mit zweifacher Wandlung. Die Maße betragen bei geöffnetem Zustand zirka 4,90 x 4,80 Meter. Die geschlossene Außenseite zeigt zwei Szenen aus dem Leben des Apostels Paulus, dem die Ordenskirche geweiht war. Die immer sichtbare Predella zeigt die Bekehrung des Paulus im Zusammenhang mit seinem Damaskuserlebnis, die Alltagsseite die Passion Christi in Form von acht Tafelgemälden, die Festtagsseite schließlich in zentraler Position die Statue des Apostels mit Schwert und Buch, flankiert von acht Reliefs mit einem sogenannten “Jesus-Maria-Zyklus”.

Audio-Aufzeichnung der Grundsteinlegung: www.zv.uni-leipzig.de/fileadmin/user_upload/Service/Events/Audio/2014-12-02_Altargrundsteinlegung_Audio.MP3

www.uni-leipzig.de

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