Dass Impfungen angeblich Autismus begünstigen, hat vor einigen Jahren sogar der heutige US-Präsident Donald Trump behauptet. Er stützte sich dabei auf die jahrzenhnte alten und anschließend nicht verifizierbaren Studien des britischen Arztes Andrew Wakefield. Dessen Propagandafilm „Vaxxed“ sollte eigentlich heute in einer Woche in den Leipziger Passage-Kinos laufen. Doch diese haben die Vorführung nun abgesagt. Im Interview zum Thema selbst erklärt der Virologe Uwe Gerd Liebert in der aktuellen LEIPZIGER ZEITUNG die Hintergründe zu Impfungen und gefährlichen Behauptungen.

Der Film „Vaxxed“ wird nicht in den Passage-Kinos zu sehen sein. Diese Entscheidung teilte das Kino am Freitag auf seiner Facebookseite mit. Der Film sollte ursprünglich am 28. Mai gezeigt werden. Gegen dieses Vorhaben richtete sich massive Kritik, aber auch Widerstand aus wissenschaftlichen Kreisen. Die Passage-Kinos selbst sahen sich offenbar auch außerstande, eine wissenschaftliche Begleitung der Thematik zu organisieren, welche eine kritische Reflektion der Behauptungen des Filmes ermöglicht hätte.

Zwar kündigte man eine Diskussion nach dem Film an, änderte anschließend noch zaghaft den vormaligen PR-Text des Filmverleihers auf der eigenen Internetseite ab, um nun endgültig die Segel zu streichen.

In dem Film verbreitet der in Großbritannien mit einem Berufsverbot belegte Arzt Andrew Wakefield die Behauptung, dass die US-amerikanische Gesundheitsbehörde einen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus verheimlicht. Von einem solchen Zusammenhang spricht Wakefield bereits seit fast 20 Jahren – wissenschaftlich nachgewiesen wurde dies anschließend jedoch nie. Stattdessen wurde bekannt, dass Wakefield viel Geld von Anwälten erhalten hatte, die gegen Hersteller eines Impfstoffes klagten.

Wakefield selbst hatte kurz vor der Veröffentlichung einen alternativen Wirkstoff patentieren lassen. Vor sieben Jahren zog die Fachzeitschrift, in der Wakefields angebliche Erkenntnisse veröffentlicht worden waren, die Studie schließlich zurück.

Die Passage-Kinos erklärten nun auf Facebook, dass sie den Film auf „mehrfache Nachfrage von Elterninitiativen und Privatpersonen“ einmalig zeigen wollten, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass sich für eine anschließende Diskussion kompetente Gesprächspartner finden lassen. Dies sei jedoch nicht geschehen, weshalb die Vorführung entfällt: „Wir möchten diesen kontrovers aufgenommenen Film nicht unkommentiert zeigen und zugleich verhindern, dass uns als Kino mit dem Zeigen des Filmes Auffassungen und Positionen unterstellt werden, die nicht die unsrigen sind.“

In den Kommentaren verbreiteten einige User sogleich neue Verschwörungstheorien. Sie sprachen von Eingriffen in „Aufklärung“ und Meinungsfreiheit und vermuteten dahinter „Lobbyisten“ und „Pharmagläubige“. Der überwiegende Teil der Rückmeldungen fiel jedoch positiv aus. So bedankte sich beispielsweise der Verein „Leipzig und Autismus“ bei dem Kino. Die Organisatoren des Leipziger „March for Science“ schrieben: „Applaus! Meinungen sind keine Fakten. Und Propaganda gehört nicht in ein Dokuprogramm.“

Für die aktuelle Mai-Ausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 43 entstand zu diesem Thema ein Interview mit dem Virologen Uwe Gerd Liebert. Er gehörte auch zu den Rednern des „March for Science“. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Interviews war die Entscheidung der Passage-Kinos noch nicht bekannt. Die Ausgabe Mai, Nr. 43, erschien am 19. Mai und ist aktuell in Leipzig zu kaufen.

Hier kann man das Interview auch auf der L-IZ.de nachlesen.

Die Themen der aktuellen Ausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 43

Leipziger Zeitung Nr. 43: Leipzig zwischen Wissen und Glauben

In eigener Sache: Lokaler Journalismus in Leipzig sucht Unterstützer

In eigener Sache (Stand Mai 2017): 450 Freikäufer und weiter gehts

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

René Loch über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar