Besonders in den Kleinstädten und auf dem Dorf, wo rechte Einstellungen teilweise in der Überzahl sind, ist Engagement für Humanismus und gegen Diskriminierung besonders wichtig. Gleichzeitig fehlt es vielen Projekten an Geld. Eines davon – das „Dorf der Jugend“ in Grimma – hat am Dienstag, den 12. November, den Hauptpreis des Sächsischen Förderpreises für Demokratie und damit 5.000 Euro gewonnen. Die „Kontaktstelle Wohnen“ aus Leipzig erhielt einen „Anerkennungspreis“.

Das „Dorf der Jugend“ in Grimma hat den diesjährigen Hauptpreis des Sächsischen Förderpreises für Demokratie gewonnen. Das gaben die Initiatoren am Dienstagabend, den 12. November, im Rahmen der Preisverleihung in Dresden bekannt. Der Hauptpreis ist mit 5.000 Euro dotiert.

„Vom Skatepark, über Konzerte bis zur Fahrradwerkstatt wurde dort ein Freiraum für Jugendliche geschaffen, den sie selbst gestalten können“, erklärte die antirassistische Amadeu-Antonio-Stiftung, die zu den Initiatoren des Preises gehört. „Wir gratulieren diesem tollen und wichtigen Projekt.“

Es fehlt Unterstützung

Die Auszeichnung fällt in eine Zeit, in der viel über das „Dorf der Jugend“, die Arbeit mit Jugendlichen und die fehlende Unterstützung seitens des Staates berichtet wurde. Unter anderem deshalb hatte Tobias Burdukat, das bekannteste Gesicht des Projekts, vor einigen Wochen seine Stelle als Sozialarbeiter abgegeben. Zu den Hintergründen, welche Burdukat dazu bewegten, hatte er einen längeren Blogbeitrag auf der Seite des „Dorf der Jugend“ verfasst.

Auf Twitter kommentierte Burdukat nun: „So Jugendamt Landkreis Leipzig und Stadt Grimma, was nun? Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um mal für das Jahr 2019 und den Umgang mit den Jugendlichen und engagierten Menschen in Grimma, die gegen eine fuck AfD und sonstige Menschenfeinde Haltung zeigen, Entschuldigung zu sagen.“

Rico Gebhardt, der Vorsitzende der Linksfraktion im sächsischen Landtag, gratulierte per Pressemitteilung zu diesem Preis: „Hier zeigt sich, wie mit offener, selbst verwalteter Jugendarbeit ein soziokultureller Freiraum geschaffen werden kann. So wird auf lebens- und liebenswerte Weise eine attraktive Alternative zur rechten Ressentiment-Unkultur geschaffen. Wir brauchen mehr solcher Leuchttürme des kreativen Miteinanders in Sachsen.“

Anerkennungspreis geht nach Leipzig

Ein sogenannter Anerkennungspreis ging in diesem Jahr unter anderem nach Leipzig: an die „Kontaktstelle Wohnen“, die Geflüchtete bei der Wohnungssuche unterstützt. Weitere Anerkennungspreise erhielten der „Filmclub von der Rolle“ in Görlitz, die „Buntmacher*innen“ aus Chemnitz und der Verein „Augenauf“. Sebastian Krumbiegel begleitete den Abend musikalisch. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir hielt eine Rede.

Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre zählen einige Leipziger Einrichtungen, darunter das Schulmuseum, der Fußballverein Roter Stern und das Theater der Jungen Welt.

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