Der Termin ist gut gewählt: Die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ ruft für den 24. September weltweit zum Klimastreik auf – genau zwei Tage vor der Bundestagswahl in Deutschland; einer Wahl, die häufig als „Klimawahl“ bezeichnet wird. Auch in Leipzig wollen Tausende für eine andere Klimapolitik demonstrieren. Die Veranstaltung der Leipziger Ortsgruppe soll um 14 Uhr am Augustusplatz starten. Die LZ wird live mit Fotos und Videos vom Geschehen berichten – und dabei auch einen Blick nach Merseburg richten, wo ebenfalls Klimaaktivist/-innen auf die Straße gehen wollen.

In einem Wahlkampf, in dem sich fast alle großen Parteien irgendwie als „Klimaparteien“ inszenierten, dabei aber teils völlig unterschiedliche Akzente setzten, wollen die „Fridays for Future“-Aktivist/-innen noch einmal für einen radikalen Kurswechsel werben. Dass offenbar keine der bislang im Bundestag vertretenen Parteien eine Lösung dafür hat, wie die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen sind, dürfte dafür Anlass genug sein.Nach anderthalb Jahren Pandemie ist es auch so eine Art Comeback der Klimaschutzbewegung, der es vor 2020 gelungen war, allein in Deutschland an manchen Tagen mehrere hunderttausend Menschen zu mobilisieren. Hierzulande dürfte „Fridays for Future“ auch nach der Bundestagswahl ganz genau beobachten, was in den Koalitionsverhandlungen zu Papier gebracht wird.

19 Uhr: Schlussbilder und ein Ministerstatement

Es ist gelaufen, im wahrsten Wortsinn. 12.000 Menschen waren heute auf den Beinen und beteiligten sich von jung bis älter am Leipziger Klimastreik zwei Tage vor der Bundestagswahl 2021. In ganz Deutschland sollen es immerhin um die 620.000 Menschen gewesen sein, eine beachtliche Zahl angesichts der noch immer grassierenden Corona-Erkrankung.

Im Clara-Zetkin-Park haben sich die Reihen sehr deutlich gelichtet, die Letzten verlassen nun allmählich die Versammlung. Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) hatte offenkundig Spaß am heutigen Tag und sah den auch bei vielen anderen.

Video: LZ

Mit seinem Schlussstatement verabschieden auch wir uns aus der Live-Berichterstattung und gestatten uns einen Hinweis: Wem die Videosequenzen auf der L-IZ.de zu “durcheinander” sind, der kann sich das Ganze auch hier (den Teil 1) zusammenhängend auf Youtube ansehen.

Video: Youtube-Kanal der Leipziger Zeitung

18:40 Uhr: Inhalte, Inhalte, Inhalte im Clarapark – IPCC-Bericht, Ende Gelände und die Grünen

Während das Demogeschehen ausklingt, hören wir nochmal in ein paar Reden rein, die auf der Abschlusskundgebung im Clara-Zetkin-Park zu hören waren. Dort sprach beispielsweise mit Johannes Quaas ein Wissenschaftler der Universität Leipzig, der am IPCC-Bericht mitgeschrieben hat. Er stellte noch einmal klar: Der Klimawandel beschleunigt sich, er ist zu 100 Prozent von Menschen gemacht und die pessimistischsten Szenarien der vergangenen Jahrzehnte sind Wirklichkeit geworden.

Ergebnisse des IPCC-Berichtes zum Klimawandel von Johannes Quaas. Audio: LZ

Anschließend hielt „Ende Gelände“ eine Rede gegen grünen Kapitalismus, der das Klima nicht retten werde. „Profite gehen immer auf Kosten von Menschenrechten und Nachhaltigkeit“, heiß es. Nötig sei stattdessen ein gemeinwohlorientiertes, basisdemokratisches Wirtschaftssystem.

Aktuell biete keine der großen Parteien eine Lösung für die Klimakrise an. Zudem ging „Ende Gelände“ auf Kämpfe im globalen Süden und gegen Kohleabbau in Deutschland ein.

Ende Gelände zum Kohlestopp in Deutschland. Audio: LZ

Im Video ist noch ein bisschen Grünen-Wahlwerbung versteckt. Wie die BILD schon ganz richtig erkannte: die Partei, welche am längsten das Thema Klimawandel und ökologischen Umbau der Gesellschaft im Auge hat, ist auch auf dem Klimastreik heute gern gesehen. Es gibt natürlich auch hier kritische Fragen im Clarapark an der „Grünenbühne“, welche die Bundestagkandidatin Paula Piechotta und Wolfram Günther (Umweltminister Sachsen) beantworten.

Video: LZ

18:05 Uhr: Erste mediale Debatten zum Klimastreik

Das ist schon vielsagend. Da beschweren sich Konservative immer wieder über angebliche Verbotsparteien, und dann fordert man bei der BILD heute einfach mal, eine grundgesetzlich geschützte Demonstration zu verbieten, weil sie politisch gerade nicht in den Kram passt.

Übrigens: Die konservativen Parteien hätten ja ihrerseits eine Demonstration gegen Klimaschutz anmelden können, vielleicht mit prominenten Kohlelobbyisten als Stargästen? Haben sie aber nicht getan. Man kann so etwas natürlich ignorieren, aber es zeigt halt, wie weit die Gedankenspiele im autoritären Lager unmittelbar vor der Bundestagswahl am 26. September 2021 mittlerweile reichen.

17:45 Uhr: Es verläuft sich langsam im Park

Die Redebeiträge aus dem Clarapark reichen wir noch als Videos nach. Allmählich verläuft sich die Masse von – laut Fridays for Future Leipzig – zuletzt knapp 15.000 Teilnehmerinnen im Clara-Zetkin-Park, die Menschen sitzen wie zum Picknick auf den Wiesen, schlendern an den Ständen der teilnehmenden Organisationen entlang oder gehen allmählich nach Hause.

Der Klimastreik neigt sich auch in Leipzig seinem Ende entgegen, während Sarah Lesch und CATT noch ein paar Lieder auf der Bühne singen. Lesch war auch beim 2019er Klimastreik in Leipzig dabei.

Video: LZ

17:30 Uhr: Redebeitrag aus dem “Internationalen Block” der Demo, Wahlen und Klimagerechtigkeit

Im internationalen Block gibt es einen Rundumschlag gegen Kapitalismus, der Profite vor Menschen stelle, sowie Patriarchat und Nato-Imperialismus, die für die Klimakrise mitverantwortlich seien. Der Redebeitrag richtet sich auch dagegen, dass zahlreiche in Deutschland lebende Menschen wegen fehlender Staatsbürgerschaft vom Wahlrecht ausgeschlossen sind.

“Allein in Berlin sind es so viele, wie Leipzig Einwohner hat”, heißt es und “geht wählen”.

Video: LZ

17:02 Uhr: Videoimpressionen aus dem Clarapark

Der Zug ist mittlerweile im Clara-Zetkin-Park angekommen, von den Wagen dröhnt laute Tanzmusik und alle warten auf die Schlussansprachen.

Jörg Schwulst (Parents for Future) und sein weitgereister Eiffelturm. Foto: LZ
Jörg Schwulst (Parents for Future) und sein weitgereister Eiffelturm. Foto: LZ

Jörg Schwulst (Parents for Future) hat den Eiffelturm gebaut, welcher anschließend auf einer Radtour bis nach Brüssel fuhr. Dort kamen die Parents for Future unter großer Medienbegleitung an und wurden neben vielen Medien von einigen Vertretern des Europäischen Parlamentes unter anderem Anna Cavazzini (Grüne), Pascal Canfin (Vorsitzender d. Umweltausschusses des EP) und Pierre Larrouturou (Sozialdemokraten)
vor dem Parlamentsgebäude empfangen.

Heute schwimmt das kleine bunte Modell des Eiffelturms sichtbar für alle auf dem großen Rundteich im Clarapark.

Video: LZ

17 Uhr: Videoimpressionen vom Simsonplatz & Rede Health for Future

Video: LZ

16:35 Uhr: Demo bald am Ziel angekommen

Während die Demonstration in Leipzig nach einer Zwischenkundgebung bald im Clara-Zetkin-Park angekommen ist und laut Orga aus mittlerweile 15.000 Personen besteht, präsentiert die FFF-Bundesorga eine Zahl für Gesamt-Deutschland:

16:05 Uhr: Hunderttausende demonstrieren

Nicht nur in Leipzig, sondern in fast 500 deutschen Städten gehen Klimaaktivist/-innen heute auf die Straße. Wie viele genau es sind, lässt sich mangels unabhängiger Schätzungen schwer sagen. Glaubt man „Fridays for Future“ selbst, sind es wieder Hunderttausende, die demonstrieren. In Berlin geht FFF von etwa 100.000 Teilnehmenden aus – eine Zahl, die der „taz“-Journalist Erik Peter für realistisch hält.

Annähernd 100.000 sollen es auch in Hamburg sein. Auch München, Stuttgart, Frankfurt und Bremen sollen fünfstellig unterwegs sein. Für Leipzig meldet die lokale Ortsgruppe 12.000 Teilnehmer/-innen. Kurz vor der Bundestagswahl ist es in jedem Fall ein deutliches Zeichen.

Video: Der Demostart und Impressionen vom Leipziger Ring

Video: LZ

15:40 Uhr: Der Puls steigt

Wie viele sie in Leipzig genau sind, kann noch niemand sagen. Doch 5.000 Menschen müsste die Untergrenze sein, der Demonstrationszug ist sozusagen 18 Minuten lang (Video folgt). Der Demonstrationszug läuft bereits und wird sich zum Clara Zetkin Park bewegen, wo unter anderem die Parents for Future noch eine Aktion rings um ihren Eiffelturm vorhaben.

Parteipolitisch ist in Leipzig quasi alles links von CDU/CSU und AfD am Start. Auch FDP-Politikerinnen wurden noch nicht gesichtet.

Video: Erste Reden bei FFF in Leipzig

Video-Impressionen beim Start von FFF Leipzig

Videos: LZ

15:35 Uhr: Leipzig läuft, Merseburg beendet

Wir blicken noch einmal nach Merseburg, wo die FFF-Demonstration mittlerweile beendet wurde. Nach dem kleinen Spaziergang durch die Innenstadt gab es noch Redebeiträge, unter anderem von Alice, einer Green-Engineering-Studentin an der dortigen Hochschule. Sie sagte: „Die Erde funktioniert ohne uns Menschen, wir Menschen aber nicht ohne die Erde.“ Weiterhin gab es in Redebeiträgen die Forderungen, das Wahlalter herabzusetzen und am Sonntag eine Partei zu wählen, die den Klimaschutz ernst nimmt.

Unterdessen hat sich die Großdemonstration in Leipzig in Bewegung gesetzt.

Rede in Merseburg. Foto: LZ

15:10 Uhr: Gleich geht‘s los

In wenigen Minuten soll sich der Demozug in Bewegung setzen. Bei der Auftaktkundgebung gab es mehrere Redebeiträge, unter anderem von einer minderjährigen Person, die noch nicht wählen, also über ihre Zukunft abstimmen darf, und Mohammad Okasha vom Dachverband sächsischer Migrantenorganisationen. Zudem gab es Live-Musik.

Fridays for Future Leipzig: Die Demo Richtung Clarapark nimmt Aufstellung in der Goethestraße. Foto: LZ
Fridays for Future Leipzig: Die Demo Richtung Clarapark nimmt Aufstellung in der Goethestraße. Foto: LZ

15:00 Uhr: Eine Stimme aus Merseburg

„Wir stehen Fridays for Future für solche Aktionen vor allem mit Technik zur Seite oder helfen bei Orga-Fragen“ sagt uns in Merseburg ein Mitglied der Grünen. „Die Initiative für die Demo kam heute und bei vergangenen Aktionen von der Ortsgruppe. Und heute sind wir mehr als jemals zuvor, auch wenn es vielleicht ein bisschen traurig aussieht. Es ist wichtig, dass in Merseburg so etwas überhaupt passiert.“

Foto: LZ

14:50 Uhr: Erste Videoimpressionen von den Zubringer-Demos und an der Goethestraße (Leipzig 13 bis 14:15 Uhr)

Video: LZ

14:50 Uhr: Demo in Merseburg gestartet

Auch abseits von Leipzig sind junge Klimaaktivist/-innen unterwegs: etwa 50 von ihnen in Merseburg. Dort ist die Demonstration bereits gestartet und ruft Parolen wie „Auto aus, Fahrrad fahr‘n, wir brauchen keine Autobahn“ oder „Streik in der Schule, Streik in der Fabrik – das ist uns‘re Antwort auf eure Politik“. Unter den Teilnehmenden befinden sich Schüler/-innen, Eltern und Studierende.

14:40 Uhr: Zwischen Augustusplatz und Hauptbahnhof wird es immer voller

14:10 Uhr: Aus allen Himmelsrichtungen waren Zubringerdemos auf dem Weg zum Augustusplatz, wo sich immer mehr Demoteilnehmer/-innen sammeln

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