Nach den letzten Dürrejahren, besonders 2018 und 2019, fiel auch der Sommer 2022 wieder äußerst heiß und trocken aus, inklusive einer Vielzahl von Waldbränden auch in der Bundesrepublik. Die globale Erwärmung schreitet vorwärts. Und die Politik?

Sie tue zu wenig und agiere zu langsam, die Einhaltung der Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen liegt gut sieben Jahre danach in weiter Ferne – so jedenfalls sieht es „Fridays for Future“ (FFF) und ruft am Freitag zum Globalen Klimastreik in der Messestadt auf, wie auch in zahlreichen anderen Städten. Außerdem ist für Leipzig ein Aufzug des „Antikapitalistischen Blocks“ angesagt. Die LZ begleitet die Entwicklungen ab 15 Uhr im Liveticker.

15 Uhr: Teilnehmer treffen auf dem Leuschnerplatz ein

Die ersten Leute sind auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz eingetroffen und die Atmosphäre scheint entspannt. Nach erster Schätzung sind ungefähr 200 Personen aktuell vor Ort.

15:15 Uhr: Die Demo füllt sich beachtlich

Der Zulauf auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz ist groß und die Menge füllt sich. Etwa 1.000 Personen könnten es nach einer ersten, groben Schätzung sein.

15:30 Uhr: Systemkritik auf dem Zettel

Systemkritik auf dem Zettel. Foto: LZ
Systemkritik auf dem Zettel. Foto: LZ

15:40 Uhr: Erinnerung an das Pariser Klimaabkommen

Mit einem Symbol des Eiffelturms im Look von Klimastreifen wird von Parents for Future auf das Pariser Klimaabkommen vor rund sieben Jahren angespielt. Damals einigten sich 195 Staaten darauf, die globale Erhitzung deutlich zu bremsen, möglichst sogar auf eine Höhe von 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Doch dieses Ziel scheint derzeit in weiter Ferne.

Der Eiffelturm: Diese Anspielung von Parents for Future soll an das Pariser Klimaabkommen von 2015 erinnern. Foto: LZ
Der Eiffelturm: Diese Anspielung von Parents for Future soll an das Pariser Klimaabkommen von 2015 erinnern. Foto: LZ

15:48 Uhr: Fridays for Future Leipzig kündigt Pause an + Video

Fridays for Future Leipzig hat für die Zeit nach dem heutigen Streik eine dreimonatige Pause angekündigt. In dieser Zeit solle neue Kraft gesammelt werden.

Auf dem Video zu sehen und zu hören: Eindrücke, Teil 1 der Redebeiträge und warum eine Pause von FFF Leipzig geplant ist. Video: LZ

16 Uhr: Stimmung auf dem Leuschner-Platz ist entspannt – 1.500 Teilnehmer laut Polizei + Video

Nach äußerst vorsichtiger Schätzung unserer Reporter vor Ort deutlich mehr als 1.000 Menschen haben sich aktuell auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz zusammengefunden, lauschen der Musik und den Redebeiträgen zum Globalen Klimastreik. Rapper Elmäx (Teil der Band „Der Plot“ ) sorgt schon mal für Stimmung.

Die Polizei spricht aktuell von 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Hier auf dem Video: Teil 2 der Redebeiträge bis zum Start des Zugs. Video: LZ

16:30 Uhr: Demozug nimmt Aufstellung

Der Demozug von FFF nimmt jetzt Aufstellung, um über den Ring zu ziehen. Offiziell ist die Demonstration heute bis 19 Uhr angemeldet.

Trotz oder gerade wegen der Ernsthaftigkeit des Themas hat man seinen Humor (noch) nicht verloren... Foto: LZ
Trotz oder gerade wegen der Ernsthaftigkeit des Themas hat man seinen Humor (noch) nicht verloren… Foto: LZ

16:40 Uhr: Start mit Schwierigkeiten

Noch immer ist der Aufzug wegen Vermummungsverbots nicht losgestartet. Die Teilnehmenden sollen darauf achten, ansonsten drohen „Herausgriffe“ durch die Polizei. Inzwischen konnte es nach ersten Anlaufschwierigkeiten losgehen. Schon jetzt ist der „Antikapitalistische Block“ sehr laut.

Startversuch gegen 16:45 Uhr. Foto: LZ
Startversuch gegen 16:45 Uhr. Foto: LZ

16:50 Uhr: „Was wir wollen, ist nicht schwer: kostenloser Nahverkehr!“

Der FFF-Demozug ist inzwischen auf dem Ring unterwegs. Ganze 16 Minuten dauerte es, bis die letzten Leute vom Leuschnerplatz auf der Straße waren, dahinter staute sich der Verkehr. Der Rave-Lauti von „Rave for Peace“ treibt die Stimmung an. Es werden zahlreiche Forderungen sichtbar, unter anderem nach einer klimafreundlichen Verkehrswende und erschwinglichem ÖPNV für alle. Letzteres wohl ein klarer Wink in Richtung des 9-Euro-Tickets für den bundesweiten Nahverkehr, ein Modell des Bundes, welches Ende August nach drei Monaten auslief.

16:55 Uhr: „Antikapitalistischer Block“ bringt sich in Stellung

Unter dem Motto „Gegen Staat und Kapital – Klimaschutz bleibt radikal“ hat auch der „Antikapitalistische Block“ einen Protestzug angekündigt. Nach eigener Aussage nimmt er mit etwa 250 Personen am Klimastreik teil.

Der Antikapitalistische Block am Freitagnachmittag. Foto: LZ
Der Antikapitalistische Block am Freitagnachmittag. Foto: LZ

17:10 Uhr: Parolen von „Klimaintifada“ vernehmbar

„Von Leipzig bis nach Gaza: Klimaintifada“ ist aus einer Richtung zu hören. Über die genauen Urheber der problematischen Parole kann aktuell nur gemutmaßt werden.

17:30 Uhr: Wird es jetzt brenzlig? + Video

Auf Twitter wird die Sichtung verdächtiger Personen an der Ecke Kolonnadenstraße gemeldet, die dem FFF-Aufzug den verbotenen „Hitlergruß“ hinterhergezeigt haben sollen. Unterdessen kommt in Höhe der „Runden Ecke“ Pyrotechnik zum Einsatz.

Einsatz von Pyrotechnik. Foto: LZ
Einsatz von Pyrotechnik. Foto: LZ

Am Richard-Wagner-Platz gab es eine Konfrontation zwischen dem „Antikapitalistischen Block“ und ungarischen Fußballfans, die Polizei ist eingeschritten. Zur Erinnerung: Heute Abend findet in Leipzig eine Begegnung zwischen der deutschen Nationalelf und Ungarn in der Nations League statt.

Video: LZ

Die mutmaßlichen Hooligans aus Ungarn werden nach Beobachtung unseres Reporters inzwischen durch die Polizei „betreut“, während der Aufzug seinen Weg fortsetzen konnte. Auf Twitter werden allerdings Vorwürfe an Polizeibeamte laut, diese hätten auch FFF-Ordner während des Aufeinandertreffens rücksichtslos geschubst. Entsprechende Videoaufnahmen machen die Runde.

18:06 Uhr: FFF Leipzig spricht von mindestens 3.000 Teilnehmern

Nach Angaben von FFF am späten Nachmittag (17:20 Uhr) sollen sich heute mindestens 3.000 Menschen am Globalen Klimastreik in Leipzig beteiligt haben. Damit wurden vorhergehende Schätzungen noch einmal nach oben korrigiert.

Dazu ein netter kleiner Beifang unserer Fotoreporterin vor Ort.

Fahrräder auf dem inzwischen leeren Leuschner. Foto: LZ
Fahrräder auf dem inzwischen leeren Leuschner. Foto: LZ

18:40 Uhr: Rückkehr zum Leuschner – Abschlusskundgebung naht

Inzwischen naht die Abschlusskundgebung auf dem Leuschner.

Auf dem kleinen Platz gegenüber wird ein als rechter Szene-Youtuber bekannter Aktivist mit Kamera, der den Klimaprotest offenbar filmt, von Demoteilnehmern zurückgedrängt.

18:55 Uhr: Ende ist nahe und die Stimmung locker

Kurz vor offiziellem Demoschluss ist die Stimmung locker und entspannt. Auch der „Antikapitalistische Block“ hat sich nach Mitteilung unserer Kollegen vor Ort mit Wiederankunft auf dem Leuschner aufgelöst.  Ebenso scheint die Polizei, die eben noch mit Blaulicht unterwegs war, jetzt den Rückzug anzutreten. Musik schallt aus Boxen, es sind noch ein paar Redebeiträge geplant.

Angehörige des „Feministischen Kollektiv Abya Yala Libre“ sprechen auf der Abschlusskundgebung. Foto: LZ
Angehörige des „Feministischen Kollektiv Abya Yala Libre“ sprechen auf der Abschlusskundgebung. Foto: LZ

19:30 Uhr: Demo im Verzug, doch noch immer kein Abschluss

Die Demo befindet sich im Zeitverzug – das Programm würde noch etwa eine Stunde umfassen, inklusive Redebeiträgen und zwei Musik-Acts. Eine Verlängerung wurde offenbar nicht gewährt, 19:35 Uhr soll jetzt angeblich das Ende sein.

Ein vorläufiges Gesamtfazit: Laut Mitteilung von Fridays for Future gingen heute bundesweit 280.000 Menschen anlässlich des elften Globalen Klimastreiks auf die Straße. In Deutschland fanden an 270 Orten Aktionen statt, weltweit wurde für Klimaschutz demonstriert. In Berlin sollen 36.000 Menschen auf den Beinen gewesen sein.

In Anlehnung an das sogenannte Sondervermögen für die Bundeswehr wird ein gleicher Betrag „für Klimaschutz und gesellschaftliche Sicherheit“ eingefordert. Der Kanzler und seine Regierung müssten endlich eine langfristig orientierte Politik zum Klimaschutz betreiben und sich der Verantwortung stellen, welche die durch Länder wie Deutschland befeuerte Klimakrise für andere Teile des Erdballs bedeutet, so die Kritik.

19:45 Uhr: Ende der Kundgebung + Kritik an der Polizei

Die Kundgebung auf dem Leuschner ist inzwischen offiziell beendet – wir verabschieden uns mit letzten Eindrücken.

Insgesamt scheinen der Demonachmittag und -abend in Leipzig im Sinne von FFF verlaufen zu sein. Unerfreulichster Vorfall bleibt wohl die Auseinandersetzung mit mutmaßlichen Hooligans aus Ungarn auf dem Richard-Wagner-Platz (siehe weiter oben). Der Polizei wird in diesem Kontext wieder ein gewalttätiges Auftreten gegen die Demonstranten vorgeworfen. Auch FFF Leipzig hat das „eskalative Verhalten der eingesetzten Beamt*innen“ verurteilt.

Kritisiert wurde überdies der durch Polizei und Versammlungsbehörde angeordnete Abbruch des Klimastreiks gegen 19:45 Uhr. Dieser wurde mit der Fußballpartie Deutschland – Ungarn begründet, wo die Sicherheitskräfte gebraucht würden.

Wir schließen den Ticker und verabschieden uns

Ein finales Video des Tages ist in Vorbereitung und wird in Kürze eingestellt. Trotzdem wünschen wir Ihnen und Euch schon jetzt eine hoffentlich ruhige Nacht und einen guten Start ins erste „richtige“ Herbst-Wochenende (jedenfalls dem Kalender nach).

Bis bald und tschüss, Ihr / Euer Team der LZ

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