Wenn die CDU Sachsen und BILD gemeinsame Sache machen, wird’s meist eklig und die braune Brühe kocht über. So auch im Fall der Leipziger Kita, deren Namen man besser nicht mehr nennen sollte. Heute gab's schließlich schon genug Droh-, Hass- und Pöbelanrufe unter einer Leipziger Rufnummer, sicher aus der gesamtdeutschen Faschisten-Community. Bei Muslimenhass und Schweinefleisch ist die ultimative Abendlandrettung mit Gewalt-Tartar angesagt. Gleichzeitig hängen wieder Politiker an Laternen und eine neue Centrumspartei ist aufgetaucht. Beruhigt Euch! Es ist nur Landtagswahlkampf in Sachsen im Zeichen derer, die nie genannt werden dürfen.

Der sachsenweite Twitter-Hashtagkönig des 23. Juli war tatsächlich #Schweinefleisch, das Bild des Tages Totgegrilltes á la „CDU Sachsen“ und der Kleinbürger raste via Rechtspostille „Junge Freiheit“ und BILD. Was der Anblick des gemetzelten Borstenviehs mit Zwiebeln am Spieß erst einmal beweist, ist nur, dass die CDU nun verstanden hat, wie die AfD Wahlkampf macht. Krebsgefahr inklusive angesichts des Kohle-Zustands der Hackstücke.

Aber wem sag ich das, das angechristelte Patzelt-Unser lautet schließlich schon länger: Ablenken, fraternisieren, Deutschtümeln. Statt teils 30, 70 oder über 100 Jahre alte Probleme im Land zu lösen, wird jetzt der alternden Unterschicht Ost – also mir! – ordentlich in den Rentenbescheid hineingeschnitzelt und geheuchelt.

Wie? Eine Kita mit gerade mal der Möglichkeit für EIN warmes Essen (warum es keine 2 sind, liegt bei Euch!) bietet also keine Hummerschwänze und Lachshäppchen mehr an, weil die Meere überfischt sind? Womöglich noch Veggi-Day machen oder was? Etwa kein Bock auf Nitrat im Grundwasser? Kein Schweinefleisch mehr, wo die Viecher doch vor lauter Glück über die Wiese jubilierend ganz von allein in den Häcksler flitzen?

Nein, keine Angst, ist nix „neue Idee“ von diesen „Ökoterroristen“. Dabei geht es nur um eine jahrtausendealte Logik fremder Menschenkinder aus heißen Vegetationszonen: Ein stationär gehaltenes Tier eben nicht essen wollen, was sich in der eigenen Scheiße wälzt (also, heutzutage eigentlich apathisch herumliegt) und als Allesfresser derart gern Krankheiten hat, dass es der Deutsche mit Antibiotika so lange totspritzt, bis die Resistenzen ganze Städte auslöschen werden.

Schweinefleisch entsteht für den Mastkunden halt schon im Mega-Tier-KZ und rennt eher nicht durch die Privatwälder Eurer Parteispender. Darauf noch eine Bratwurst, ach Quatsch, mach fünf, zwei mit Senf, zwei mit ohne und eine zum Wegwerfen. Und? Hat’s der „Moslem“ (Schreibweise Eurer CSU-Kumpels) erfunden?

Vorschlag liebe CDU für morgen bei diesem Thema übrigens: #judenhass

Ja, sie werden es nicht gleich verstehen, aber der Weg von der Schweinefleischpflicht in Kitas rüber zum gepflegten Antisemitismus ist für den blau angelaufenen Heimatverteidiger nur ein kleiner Hüpfer übers Wählergrab. Auf die Kita(s) passt doch jetzt schon die Polizei auf, da wird sie es sicher schaffen, auch noch die dank Eurer einstigen Steigbügel historisch eingeschrumpfte jüdische Gemeinschaft in Leipzig zu bewachen, wenn ihr mit den Wahlkampfthemen komplett durch seid.

Und – doch, doch, es tut mir schon leid, dass Eure neue Centrumspartei heute so Thema hier ist – was „Historie“ betrifft, endet Euer Gedächtnis ja derart konsequent bei 1945, dass ich heute auf einer dieser Verblödungsseiten im Netz erfahren musste, die folgende Idee sei von unser aller Noch-Ministerpräsidenten Michael.

Schaubild? Schaubild:

National. Sozialismus. Egal: Dabei sein ist alles. Screen CDU Sachsen bei Facebook
National. Sozialismus. Egal: Dabei sein ist alles. Screen CDU Sachsen bei Facebook

Schaubildinterpretation

Nee, wirklich? Mir ist jetzt nicht bekannt, wie gut die Gymnasien in Görlitz nach 1990 so waren: 6 Millionen tote Juden (ihr merkt, hier läuft ne blaue Linie durch den Text), Angriffskrieg und Völkermord contra Mangelwirtschaft, Mauerschützen (vor allem gegen die EIGENEN Leute, wohlgemerkt), Urlaub am Balaton und unblutiges Ende. Und jetzt mal den Burschenschaftsriemen ordentlich stramm gezogen und zum Fahnenappell angetreten: Ihr wart immer mit dabei, bis 45 mit guten Geschäften, bis 89 mit der Blockflöte in der Hand als Reserve der SED in Verwaltungen, Universitäten und vor allem immer schön im Hintergrund.

Also ganz gleich wie oft Ihr jetzt noch einmal „Ende der Geschichte“ spielt, wenn’s mal wieder schiefging mit der Diktatorenkuschelei und dem „der Markt regelt das“ seit 1789: Moral und die verfolgte Unschuld vom Lande steht Euch einfach nicht mehr.

Ich weiß ja, warum Ihr Euch so bemüht. Aber ob – um beim Essen zu bleiben – der süß-sauer gekochte DDR-Nazi dem AfD-Publikum wirklich schmeckt? Das will seine Gerichte richtig roh, mit einem Schuss echte Brutalität und ausgewiesener Ausländerfeindlichkeit auf der Beilagenkarte für die Zusatzstoffe.

Und als erklärte Gegnerin von jeglichen -Ismussen für heute endend

Kapitalismus ist auch nur eine Ideologie, die noch nie bewiesen hat, dass sie ohne Zerstörung funktioniert. Die ganzen anderen Kriege nach 1945 schlagt Ihr gefälligst selbst nach, wozu gibt es schließlich schnelles Internet in Leipzig (nein, in Sachsen nicht). Und wo Eure Ideologie schon einmal endete, hier in Schaubild 2.

Der Boden, den Ihr erneut bereitet habt, klebt mal wieder rechts unten an SPD-Plakaten in Leipzig. Die „1.000 Polizisten“ hat König Stanislaw gespart, damit Micha was zu erzählen hat?

Schaubild 2

Polizisten und Verräter. Foto: Privat
Polizisten und Verräter. Foto: Privat

PS.: Am Bachdenkmal auf dem Thomaskirchhof, am Goethedenkmal auf dem Naschmarkt und am Mendelssohn-Denkmal an der Thomaskirche, am Eingangsportal des Neuen Rathauses haben böse Buben Figuren mit Atemmasken aufgemalt. Unterschrift überall „Extinction Rebellion“.

Ich ahne ja, die wollen Euch einfach nur überleben.

Aber das wird sicher noch Thema, wenn wir zu Eurer „Klimapolitik“ der letzten Jahre im Braunkohleland Sachsen kommen. Macht schon mal das Facebookbildchen bereit. Ich werde da sein.

Eure Ilse, Ihr Sucker

Hinweis der Redaktion: Da sich erwartungsgemäß Risse im Wahlkampf zeigen, die man mit einer ernsthaften Berichterstattung kaum gebührend würdigen kann, wird sich bis zur Wahl am 1. September 2019 in unregelmäßigen Abständen unsere Ilse Schnickenfittich in gewohnt schmutziger Form zu Wort melden. Ohne Anspruch darauf, die Risse zu kitten.

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