Morgen erlebt die Inszenierung von „Nathan der Weise“ ihre 150. Aufführung. Über 21.000 Zuschauer haben seit der Premiere am 3. März 2005 die Inszenierung von Intendant Jürgen Zielinski gesehen. Es ist damit die am längsten laufenden Schauspiel-Inszenierung am Theater der Jungen Welt.

Gerade die derzeitigen gesellschaftlichen Stimmungen von Populismus, neuem Antisemitismus und offener Hetze gegen den Islam lassen dieses Toleranzdrama aus dem Jahr 1779 von Gotthold Ephraim Lessing einmal mehr brennend wie schmerzhaft aktuell erscheinen. „Wir brauchen Nathan als Figur gerade jetzt, wenn wir den besorgniserregenden zivilisatorischen Umbrüchen in längst vergessen geglaubte Sprachverrohung und intolerante hetzerische Parolen entgegen treten wollen. Aber auch, um aus der Vergangenheit zu schöpfen und somit – und dass muss immer das Ziel von Kulturschaffenden sein – Herzensbildung im hier und jetzt zu befördern“, so Jürgen Zielinski, Intendant des Theaters der Jungen Welt und Regisseur der Inszenierung. Bereits 1996 hat Jürgen Zielinski den Stoff im Auftrag des Goethe-Instituts in Karachi/Pakistan mit einheimischen Schauspielern inszeniert.

Matthias Hanke, der stellvertretende Leiter des Lessing Museum in Kamenz, stellt zu der Inszenierung fest: „Dass Nathan der Weise häufig auf der Bühne zu erleben ist, liegt an seiner brennenden Aktualität, zweifellos. Doch warum eine Inszenierung wie die am Theater der Jungen Welt in unserer schnelllebigen Zeit über Jahre eine solche Frische und Prägnanz bewahren kann, erklärt sich daraus keineswegs hinreichend. Begeisterungsfähigkeit, Erfahrung, Fingerspitzengefühl sowie die gesunde Mischung von Respektlosigkeit und Demut gegenüber einer Spielvorlage wie der lessingschen gehören zusammen, um eine im besten Sinne moderne Inszenierung zu realisieren, insbesondere für junge Zuschauer. Jürgen Zielinski ist dies gelungen.“ Das TdJW war mit seiner Inszenierung 2006 in Kamenz zu Gast.

Dass die Inszenierung nichts an Frische verloren hat, liegt auch den zahlreichen Umbesetzungen, die über die Jahre notwendig geworden sind: Lediglich die Rollen des Nathan (Reinhart Reimann), des Tempelherrn (Martin Klemm) und des Patriarchen (Detlef Vitzthum) wurden in den vielen Jahren nicht umbesetzt. Auch Chris Lopatta als Saladin war bereits zur Premiere dabei.

Die 150. Aufführung findet am Donnerstag, 23.03., um 19:30 Uhr im Theater der Jungen Welt statt.

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