Die vielbeachtete Uraufführung „Juller“, nach der Biographie des deutsch-jüdischen Fußballnationalspielers Julius Hirsch, startet ihre Gastspiel-Tour durch zehn Bundesligastädte am Mittwoch, den 11. Oktober 2017, um 19:30 Uhr im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund (Platz der Deutschen Einheit 1, 44137 Dortmund) die nächste Vorstellung folgt am Freitag, 13. Oktober um 19:30 Uhr im Musiktheater im Revier, in Gelsenkirchen.

Die Tournee wird gefördert von der DFB-Kulturstiftung und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Das Auftragswerk von Jörg Menke-Peitzmeyer, auf Anregung des DFB am Theater der Jungen Welt entstanden, zeichnet in starken Bildern und temporeichen Szenenwechseln die Biographie des deutsch-jüdischen Fußballnationalspielers Julius Hirsch. Einst war er ein gefeierter Stürmerstar, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten folgt Ausgrenzung und die Deportation nach Ausschwitz.

Claudia Roth, MdB, Vizepräsidentin des 18. Deutschen Bundestages und Schirmherrin der Produktion, formuliert treffend: „In einer Zeit, in der die Welt aus den Fugen zu geraten scheint, sind es Theaterstücke wie ‚Juller‘, die uns Orientierung und Halt bieten können und uns mahnen für die Zukunft.“

Regie führte Jürgen Zielinski, gebürtiger Dortmunder und Borusse, seit 2002 Intendant des Theaters der Jungen Welt. Mit seinem alters- und spartenübergreifenden Programm ist das TdJW Stadttheater für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien in Leipzig – meist spielender Kulturbetrieb der Stadt, offenes Bürgerhaus und mit theaterpädagogischen und partizipativen Veranstaltungen Motor kultureller Bildung. Das TdJW setzt sich für Vielfalt, Courage und eine diverse Gesellschaft ein und wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet unter anderem 2016 mit dem Kommunenpreis des Sächsischen Förderpreises für Demokratie und dem Theaterpreis des Bundes 2015.

Workshop-Angebote und Aktions-Sporttasche

Flankiert werden die Gastspiele von Workshop-Angeboten, die in Kooperation mit Fanprojekten und lokalen Akteuren stattfinden, die sich bereits intensiv gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung engagieren. Im BVB-Lernzentrum werden Workshops stattfinden sowie weitere in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum Dortmund. Im Rahmen dieser Workshop-Angebote kommt auch die theaterpädagogische Aktions-Sporttasche zum Einsatz. Begleitend zu der Produktion „Juller“ am Theater der Jungen Welt, wurde diese von Theaterpädagogin Bettina Frank entwickelt. Die theaterpädagogische Aktions-Sporttasche gibt die Möglichkeit, sich auch über die Inszenierung hinaus mit dem Leben von Julius Hirsch, vor allem aber mit aktuellen Fragen von Ausgrenzung im Fußball, etwa durch Rassismus oder Homophobie, auseinanderzusetzen. Die Tasche bietet verschiedene Requisiten wie Fußballttrikots, eine Trillerpfeife oder eine Rote Karte um damit theaterpädagogische Aufgaben spielerisch zu bewältigen. Kern der Aktions-Sporttasche sind fünf begleitende Themenhefte, mit Workshopimpulsen zu Rassismus im Fußball, Homosexualität im Fußball oder Burn-Out, sowie zum Leben von Julius Hirsch. Ergänzt wird das Paket um eine Materialmappe mit Texten zu den verschiedenen Themen, die zur tieferen Beschäftigung einladen, aber auch das nötige Input für die Aufgaben geben. Die Sporttasche wird gefördert von der Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft (EVZ).

Die Verknüpfung von Theater und Fußball hat am Theater der Jungen Welt in Leipzig – dem ältesten Kinder- und Jugendtheater Deutschlands – Tradition. Seit Beginn der Intendanz des Fußballanhängers und Theaterfanatikers Jürgen Zielinski 2002 brachten die Leipziger zahlreiche Ur- und Erstaufführungen mit Fußballbezug auf die Bühne. Ein Beispiel ist die Uraufführung des Stückes „Aus der Traum!“ (2011). Auf Grundlage der Autobiografie des ehemaligen Nationalspielers Sebastian Deisler thematisierte Regisseur Zielinski, das Thema Burnout und erzählt wie ein hoch talentierter und sensibler Fußballer am Druck des Fußballgeschäfts scheitert. Der große Traum zerbricht an der Realität und bleibt als Metapher einer rein an Leistungseffizienz orientierten Gesellschaft zurück. Die Produktion war mit zahlreichen Gastspielen, gefördert durch die DFB-Kuturstiftung und die Robert-Enke Stiftung, bundesweit unterwegs. Das Theater der Jungen Welt setzt sich seit vielen Jahren mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinander und engagiert sich für eine weltoffene, multikulturelle Gesellschaft. In der szenischen Collage „Kinder des Holocaust“ standen 2009 Jugendliche und Schauspieler gemeinsam auf der Bühne. Ausgehend von Interviews überlebender jüdischer Kinder und Jugendlicher aus den Jahren 1944 bis 1948 setzen sich die Akteure mit den authentischen Zeugnissen der Barbarei und des Überlebenswillens auseinander. Auf Einladung des Goethe Institut in Israel gastierte die Produktion in Israel.

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