Den Blick auf Kinder und Jugendliche als (Mit-)Betroffene häuslicher Gewalt richtet der Fachtag „Auf_Hören!!!“ heute im Neuen Rathaus. Eingeladen sind vor allem Erzieherinnen und Erzieher aus Kitas und Horten sowie Lehrpersonal und Lehrerinnen und Lehrer. Ausgerichtet wird er vom Leipziger Netzwerk gegen häusliche Gewalt und Stalking in Zusammenarbeit mit dem Referat für Gleichstellung von Frau und Mann und dem Kommunalen Präventionsrat Leipzig.

Nach einem Grußwort von Sozialbürgermeister Thomas Fabian steht ein Vortrag von Prof. Dr. Barbara Kavemann zum Thema „Kinder und Gewalt in der Paarbeziehung der Eltern. Was brauchen sie?“ im Mittelpunkt der Veranstaltung. Die Referentin ist Honorarprofessorin an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des FrauenForschungsInstituts Freiberg. Mit ihrer Arbeit hat sie maßgeblich dazu beigetragen, ein Bewusstsein zu schaffen für die Situation von Kindern, die solche Gewalt erleben, und entsprechende Hilfsangebote zu entwickeln. Kinder, die Gewalt zwischen ihren erwachsenen Bezugspersonen miterleben müssen, leiden sehr und entwickeln häufig akute Störungen.

Ein weiterer Programmpunkt ist eine Podiumsdiskussion. Mitwirkende des Leipziger Netzwerks gegen häusliche Gewalt und Stalking und Ulrike Baraniak, Familienrichterin am Amtsgericht Leipzig, diskutieren einen anonymisierten Fall und stellen sich, ihre Arbeit und ihre Angebote für betroffene Kinder und Jugendliche vor. Anschließend wird in der Unteren Wandelhalle des Neuen Rathauses die Ausstellung „ECHT FAIR!“ zum Thema Gewaltprävention in Freundschafts- und Paarbeziehungen eröffnet. Die als interaktiver Parcours konzipierte Schau richtet sich an Kinder ab zehn Jahren. Sie ist bis 1. Dezember zu sehen. Kostenfreie Führungen können per E-Mail an maedchenarbeit@frauenfuerfrauen-leipzig.de gebucht werden.

1.795 Fälle von häuslicher Gewalt hat die Polizei vergangenes Jahr in Leipzig registriert, wobei mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet wird. In den meisten Fällen sind auch Kinder und Jugendliche betroffen, als Zeugen und als Opfer von Gewalt. Viele Jungen und Mädchen, die derartiges erleben, wiederholen später das Verhaltensmuster der Eltern in der eigenen Beziehung. Um dem vorzubeugen, ist es wichtig, dass betroffene Kinder schnell Hilfe bekommen. Ein Ansprechpartner ist die Koordinierungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking Leipzig (KIS) in der Karl-Liebknecht-Straße 59 (Tel. 3 006 87 78, E-Mail: kontakt@kis-leipzig.de). Sie berät Betroffene und vermittelt sie bei Bedarf an weitere Stellen wie Anwälte, die Polizei oder das Jugendamt. 2016 hat sie 505 Personen beraten.

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