Zwei Jahre sind vergangen, seit die 16-jährige Ännie verschwunden ist. Zwei Jahre, in denen sich die verschiedensten Wahrheiten kreuzen. Nach wie vor kreisen die Gespräche um das spurlose Verschwinden dieses Mädchens.

Ein Mädchen, über das seit jeher viel gesprochen wurde: Als uneheliches Kind in einer Affäre gezeugt, von einer alleinerziehenden Mutter am Rand der Gesellschaft aufgezogen, galt sie als hochbegabtes Genie und war zugleich Außenseiterin und Faszinationsobjekt — und wird es in ihrer unerklärlichen Abwesenheit nur umso stärker.

Auch der privat ermittelnde ehemalige Polizist Fred, der sich als biologischer Vater wähnt, kann den tatsächlichen Grund für Ännies Verschwinden unterdessen nicht aufklären. Denn die Erinnerungsschnipsel der Lehrerin, des Dealers, der einstigen Klassenkameradinnen, ihrer wirren Mutter Romy oder Pierres, ihres damaligen Freundes oder Lovers, zeichnen widersprüchliche Bilder des rätselhaften Mädchens.

Und so avanciert Ännie in ihrer Abwesenheit zur omnipräsenten Projektionsfläche der sie umgebenden Figuren, die der Wahrheit mit ihren Mutmaßungen zwar nicht näher kommen, darüber aber viel über sich selbst erzählen und ihre eigenen Abgründe, heimlichsten Ängste und innersten Sehnsüchte offenlegen.

Thomas Melle, der neben Theaterstücken auch Prosa schreibt und diverse Auszeichnungen erhielt, kreiert mit „Ännie“ einen polyphonen Kosmos, der hinter einer auf den ersten Blick eindeutig wirkenden Fassade eine komplexe Welt paralleler Wirklichkeiten birgt.

„Ännie“ ist nach „TSCHICK“ und „Über Grenzen“ die dritte Inszenierung, in der Regisseur Yves Hinrichs mit Mitgliedern des Jugendclubs und des Schauspielensembles zusammenarbeitet. Hinrichs ist seit 2013 am Schauspiel Leipzig tätig und leitet den Theaterjugendclub „Sorry, eh!“, dessen Inszenierungen vielfach ausgezeichnet wurden, zuletzt mit der Einladung zum Berliner Theatertreffen der Jugend 2018.

Nach der Premiere von „Ännie“ kreiert „TripAdLib“ eine Welt zwischen akustischer Klangästhetik und technoider Körperlichkeit und bringt die Diskothek mit Live-Techno zum Klingen. Der Eintritt ist frei.

Ännie
von Thomas Melle
mit Mitgliedern des Schauspielensembles und des Theaterjugendclubs „Sorry, eh!“
Regie: Yves Hinrichs
Premiere am 19. Oktober 2018 um 20 Uhr, Diskothek
Im Anschluss an die Premiere ab 22.30 Uhr: Konzert TripAdLib
Weitere Vorstellungstermine: 27. Oktober, 4. & 21. November, jeweils 20 Uhr

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