Am 27. April organisiert das internationale Jugendnetzwerk von Slow Food (SFYN) zum dritten Mal den World Disco Soup Day. In knapp 40 Ländern nutzen junge Frauen und Männer an diesem Tag nicht marktfähiges Gemüse von lokalen Höfen und bereiten daraus ein gemeinsames Essen zu, begleitet von Musik, Tanz und Diskussionsrunden. Sie setzen damit ein öffentliches Zeichen gegen das gravierende Ausmaß an Lebensmittelverschwendung und motivieren Verbraucherinnen und Verbraucher, Lebensmittel wertzuschätzen statt sie zu verschwenden. In Deutschland finden Schnippeldiskos in Stuttgart, Leipzig, Bremen, Fulda, Göttingen, Braunschweiger Land, Lüneburg und Lübeck statt.

Weltweit werden jährlich rund 1.3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Damit landen ein Drittel der erzeugten Lebensmittel nicht dort, wo sie hingehören: Auf unseren Tellern. Die Verschwendung findet entlang der gesamten Wertschöpfungskette statt: Vom Acker, über Transport und Handel bis hin zur Außer-Haus-Verpflegung, in der Gastronomie sowie in Privathaushalten. Vor dem Hintergrund von Klimawandel, Ressourcenknappheit und weltweit 795 Millionen hungernder Menschen ist dieses Ausmaß an Nahrungsmittelverschwendung für Slow Food nicht tragbar.

Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Wir werden nur dann effektiv gegen die beschämenden Müllberge an Lebensmitteln vorgehen, wenn wir den Kern der Verschwendung anpacken. Und das sind die Überproduktion auf dem Acker und die mangelnde Wertschätzung von Lebensmitteln aufgrund von vermeintlich billigen Preisen sowie permanent gefüllten Supermarktregalen. Dafür brauchen wir einerseits rechtlich verbindliche Vorgaben für die Lebensmittelindustrie. Andererseits brauchen wir ein Umdenken bei Verbraucherinnen und Verbrauchern“.

Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen landen alleine in Privathaushalten in Europa und Nordamerika pro Kopf bis zu 115 Kilogramm Lebensmittel im Müll, obwohl viele davon noch genießbar wären. Den World Disco Soup Day nutzt der Slow-Food-Nachwuchs, um Jung und Alt dafür zu sensibilisieren und Handlungsspielräume für den Alltag aufzuzeigen.

„Jeder kann mitmachen, schnippeln, kochen, tanzen. Es entwickeln sich ungezwungene Gespräche, auch darüber, wie wir der Lebensmittelverschwendung Einhalt gebieten können. Sobald das bei jemandem nachhallt und sich in einem veränderten Kauf- und Konsumverhalten niederschlägt, haben wir unser Ziel erreicht“, erklärt Louise Duhan, Koordinatorin von Slow-Food-Youth in Deutschland.

Von Uganda bis Japan, von Brasilien bis in die Niederlande – in knapp 40 Ländern finden an diesem Samstag zeitgleich über 100 Schnippeldiskos statt. In Europa ist dieser Tag Auftakt der Slow-Food-Youth-Kampagne #Foodispolitics. Im Vorfeld der Europawahlen nutzt das Netzwerk ab dem 27.4.2019 die sozialen Medien, um Menschen zum Wählen zu bewegen. Dafür postet es Fakten und Videos rund um die europäische Agrarpolitik.

In Leipzig wird die Schnippeldisko in Kooperation mit Slow Food Youth Leipzig, Besto KO.KO, Zukunftsfelder – Agrarforum Leipzig und Esspedition e.V. stattfinden. Ab 16 Uhr auf der Wiese vor der Bäckerei Backstein, Grassistraße 4, 04107 Leipzig.

Die Schnippeldisko ist eine öffentliche, kulinarische Protestaktion gegen Lebensmittelverschwendung und wurde von Slow Food Youth und Partnern 2012 erstmals in Berlin veranstaltet. Seitdem hat sie große und kleine Veranstaltungen in aller Welt inspiriert, von Südkorea bis São Paolo, von Irland bis Nairobi, New York bis Indien.

Genuss und Verantwortung gehören zusammen, und regionales, saisonales Essen ist cool – das möchte Slow Food mit diesen Aktionen beweisen. Das Slow Food Youth Network, die Jugendbewegung von Slow Food, ist ein weltweites Netzwerk von jungen Leuten, die sich für gute, saubere und faire Lebensmittel für alle einsetzen: www.slowfoodyouth.de.

Slow Food ist eine weltweite Bewegung, die sich für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem einsetzt. Der Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft, des traditionellen Lebensmittelhandwerks und der regionalen Arten- und Sortenvielfalt sind für Slow Food ebenso wichtig wie eine faire Entlohnung für zukunftsfähig arbeitende Erzeuger sowie die Wertschätzung und der Genuss von Lebensmitteln.

Slow Food Deutschland e. V. wurde 1992 gegründet und zählt über 85 lokale Gruppen. Insgesamt ist Slow Food in über 170 Ländern mit diversen Projekten, Kampagnen und Veranstaltungen aktiv. Als Slow-Food-Mitglied ist man Teil einer großen, bunten, internationalen Gemeinschaft, die das Recht jedes Menschen auf gute, saubere und faire Lebensmittel vertritt. www.slowfood.de

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