Anlässlich des 30. Jahrestages der Friedlichen Revolution öffnet die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ auch zur kommenden Museumsnacht am Samstag, den 11. Mai 2019, drei authentisch erhaltene Orte der SED-Diktatur. Besucher erhalten Einblicke in die Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit zu Friedens- und zu möglichen Kriegszeiten, zu den Repressionsmaßnahmen gegen die eigene Bevölkerung, aber auch zur Überwindung der Diktatur durch den friedlichen Protest der Bürger im Herbst 1989.

Die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in der Leipziger Südvorstadt und die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ haben von 18.00 bis 24.00 Uhr und das Museum im Stasi-Bunker in Machern von 17.00 bis 23.00 Uhr geöffnet. Die Besucher erwartet Programm aus Führungen, Vorträgen und Filmen.

In der „Runden Ecke“: Themenführungen und Fachvorträge, Stasi-Schulungsfilme, Filme über Tabuthemen in der DDR und ein Museumsquiz

Die Besucher der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ können sich in der Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ an speziellen Stationen informieren, unter anderem zur konspirativen Arbeit der Stasi in Wohnungen oder bei der Telefon- und Postkontrolle. Anlässlich des 30. Jahrestages der Friedlichen Revolution im Jahr 2019 empfehlen wir beispielsweise auch die Station „Von der Kollermaschine zur Aktenöffnung“: Im Herbst 1989 begann die Stasi die über 40 Jahre lang gesammelten Informationen über die DDR-Bürger zu vernichten, um so keinen Einblick in ihr menschenverachtendes Tun zu gewähren. Demonstranten verhinderten am 4. Dezember ’89 die weitere Vernichtung und forderten die Offenlegung der Akten.

Spannend ist auch das Programm im ehemaligen Stasi-Kinosaal (Eingang Goerdelerring 20, 4. Etage): Um 19.30 Uhr und um 21.15 Uhr werden zwei kürzere Führungen durch die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ angeboten.

Ergänzt wird das Programm um mehrere Filmvorführungen: So werden einerseits die Stasi-Schulungsfilme „Wer ist wer? Über die Zusammenarbeit mit IM Eva“ (um 18.15 Uhr, etwa 25min.) und „Bosse, Schleuser, Tipper: Menschenhandel an der Staatsgrenze“ (um 23.45 Uhr, etwa 20min.)  vorgeführt, andererseits präsentiert der TV-Journalist Peter Wensierski Kurzfilme über Tabu-Themen in der DDR, die heute nicht mehr zu sehen sind, darunter zum Thema Suizid (20.15 Uhr), rebellische Jugend (20.45 Uhr), Neonazis (22.45 Uhr) und Opposition (23.15 Uhr) in der DDR. Höhepunkt sind zwei kürzere Vorträge mit dem IM-Experten Prof. Helmut Müller-Enbergs.

Um 18.45 Uhr und um 22.00 Uhr referiert er über „Die konspirative Arbeit der Stasi-IM“ und beantwortet im Anschluss Fragen aus dem Publikum.

Bei dem Quiz „Von der Stasi-Repression zur Überwindung der SED-Diktatur“ können Besucher eine kostenlose Sonderführung über das Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale am Leipziger Matthäi-Kirchhof für zwei bis fünf Personen gewinnen.

Im Museum im Stasi-Bunker: Einzig erhaltener Bunker für den Kriegs- und Krisenfall – Sicherung der SED-Diktatur, auch im Ausnahmezustand

Auch der zur Leipziger Gedenkstätte gehörende Stasi-Bunker in Machern hat zur Museumsnacht am 11. Mai 2019 von 17.00 bis 23.00 Uhr für Neugierige und Interessierte geöffnet. Zu besichtigen sind das etwa 5,2 Hektar große Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen sowie das 1.500 Quadratmeter umfassende Bunkerinnere. Im Rahmen von Führungen wird vermittelt, wie die Versorgungssysteme funktionierten, DDR-weit Nachrichtenkontakte zustande gekommen wären und welche Überlebensstrategien die Staatssicherheit für einen Atomschlag entwickelt hatte. Den heimlichen und ausufernden Planungen der Stasi für den Ernstfall kann man so buchstäblich auf den Grund gehen.

Der Führungsbunker für den Leipziger Stasi-Chef und seinen Stab wurde 1974 fertig gestellt und bis zu seiner Entdeckung im Dezember 1989 ständig funktionsbereit gehalten. Rund um die Uhr sicherten Hunde und unauffällige Wachposten das geheime Objekt, das versteckt inmitten des beliebten Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“ gebaut und als Ferienobjekt getarnt wurde. Mit regelmäßigen Übungen für den Konfliktfall, bis ins Detail ausgearbeiteten Notfallplänen und Dienstanweisungen versuchte das MfS um jeden Preis und in jeder Lage den Führungsanspruch der SED zu sichern – bis hin zu geplanten Isolierungslagern, in die man im Krisenfall namentlich erfasste Oppositionelle sperren wollte.

Bunkeranlagen wie die in Machern gab es bis 1989 fast baugleich in jedem der insgesamt 15 DDR-Bezirke, so auch in Halle. Nur der Leipziger ist bis heute erhalten und kann weitestgehend original eingerichtet besichtigt werden.

Die Fahrtberechtigung auf der Eintrittskarte der Museumsnacht gilt nicht bis zum Bahnhof Machern. Eine öffentliche Verkehrsanbindung vom Bahnhof Machern zum Bunker existiert nicht. Das Museum, das sich 20 km östlich von Leipzig befindet, kann am besten mit dem PKW über die B6 erreicht werden. Der Fußweg vom Parkplatz des Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“ zum Museum ist unbeleuchtet. Nach Anbruch der Dunkelheit bitte Taschenlampe und warme Kleidung mitbringen!

In der ehemaligen Hinrichtungsstätte der DDR in Leipzig: Sonderführungen durch den authentisch erhaltenen Ort, an dem die letzten Hinrichtungen auf deutschem Boden stattfanden

Zur Museumsnacht besteht wieder die seltene Möglichkeit, die originalen Räume der ehemaligen Zentralen Hinrichtungsstätte der DDR zu besichtigen. Das Bürgerkomitee Leipzig bietet von 18.00 bis 24.00 Uhr laufend Führungen an, in denen u.a. über die damaligen Vollstreckungsabläufe informiert wird. In der ehemaligen Hausmeisterwohnung der damaligen Strafvollzugseinrichtung Alfred-Kästner-Straße in der Leipziger Südvorstadt befand sich von 1960 bis 1981 die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR. Hier wurden insgesamt 64 von DDR-Gerichten zum Tode verurteilte Menschen unter strengster Geheimhaltung hingerichtet; bis 1967 mit dem Fallbeil, danach durch „unerwarteten Nahschuss in das Hinterhaupt“.

Die Toten wurden anschließend zum Leipziger Südfriedhof gebracht; dort wurden sie als namenlose „Anatomieleichen“ verbrannt und anonym verscharrt. Auf den amtlichen Dokumenten wurden Todesursache und Sterbeort gefälscht, um sämtliche Hinweise auf die wahren Todesumstände zu verschleiern. Unabhängig vom eigentlichen Tatvorwurf wurden alle in Leipzig hingerichteten Opfer einer nicht rechtsstaatlichen Justiz, die unter direkter Anleitung der SED bzw. des MfS stand. Oft standen die Urteile schon vor der Gerichtsverhandlung fest. Erst Ende 1987 wurde die Todesstrafe in der DDR abgeschafft.

Das Bürgerkomitee Leipzig e. V setzt sich seit vielen Jahren für den Erhalt dieses justizgeschichtlich bedeutsamen Ortes ein, an dem die letzten Hinrichtungen auf deutschem Boden stattfanden. Momentan kann die denkmalgeschützten Stätte nur zur Museumsnacht und am Tag des Offenen Denkmals besichtigt werden.

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