Die Sonntagsvorlesung am Helios Park-Klinikum Leipzig rückt den schleichenden Übergang von gewöhnlichen Ticks zu zwanghaftem Handeln in den Vordergrund. Interessierte sind zur kostenfreien Veranstaltung eingeladen am 19. Mai 2019, 09:30 bis 11:30 Uhr, in den Hörsaal des Helios Park-Klinikums Leipzig, Strümpellstraße 41 in Leipzig.

„Die ersten Anzeichen für eine Zwangsstörung können sich bereits im Kindes- oder Jugendalter zeigen. Die Behandlung kommt oft zu spät, weil nicht selten Eltern die Problematik verdrängen, Erkrankte die Symptome für die Außenwelt unterdrücken und Angehörige manchmal nicht verstehen können, wieso Betroffene die Zwangshandlungen nicht unterlassen können“, erklärt Prof. Dr. Katarina Stengler, Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Helios Park-Klinikum Leipzig.

Die Folge ist, dass sich die Symptome verstärken. „Zwänge beherrschen die Betroffenen und nehmen, ohne die geeignete Behandlung, immer weiter zu.“

Katarina Stengler forscht seit vielen Jahren zum Thema Zwangsstörungen, ist Mitglied der Expertengruppe der deutschen Behandlungsleitlinie zu Zwangserkrankungen und wurde 2018 vom Nachrichtenmagazin Focus als Top-Ärztin ausgezeichnet. „Es gibt viele Faktoren, die zu Zwangserkrankungen führen können, etwa Stoffwechselstörungen im Gehirn oder psychologische Ursachen verschiedenster Art“, so die Expertin. Ist ein Mensch an einer Zwangs- oder Angststörung erkrankt, reicht eine alleinige medikamentöse Therapie nicht aus. Erwiesen ist, dass eine Verhaltenstherapie die beste Behandlungsform ist, um Betroffenen nachhaltig zu helfen.

„Die Patienten benötigen viel Kraft, Mühe und Motivation, um sich ihren Ängsten und Zwängen im Rahmen einer Therapie zu stellen“, so Prof. Stengler. Angst ist ein, im Wesen des Menschen verankerter Reflex, der unter Umständen lebensrettend wirken kann. Der Übergang zu einem krankhaften Verhaltensbild geschieht oft unbemerkt und schleichend. Ängste sind Bestandteil einer Zwangserkrankung und beherrschen oft den gesamten Alltag der Betroffenen und ihrer Angehörigen.

Werden Betroffene in einem frühen Stadium ihrer Krankheit behandelt, können sie ein gutes, selbstbestimmtes Leben führen – manchmal auch mit einem gewissen Umfang an Restsymptomen. Leiden Erkrankte bereits über einen sehr langen Zeitraum an ihren Symptomen, etwa seit Kindheitstagen, ist die Chance auf vollständige Heilung gering. Umso wichtiger ist es, dass Anzeichen frühzeitig von den Betroffenen selbst oder vom Umfeld und den Angehörigen erkannt werden.

Sonntagsvorlesung:
Wo hören Ticks auf, wo fangen Ängste und Zwänge an?
19. Mai 2019, 09:30 bis 11:30 Uhr, Hörsaal, inklusive kleinem Frühstück

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