Bei der Verkehrsführung im Leipziger Südosten geht es nach Ansicht des Bürgervereins Sellerhausen-Stünz um "eine Suche nach dem geringsten Übel". Dieses besteht für Vereinschef Axel Kalteich im Status Quo, verbunden mit zusätzlichen Verkehrsberuhigungs- und Schallschutzmaßnahmen an den bestehenden Verbindungsstraßen.

Der Bürgerverein Sellerhausen-Stünz hält jede weitere Diskussion über eine Realisierung einer Bahnvariante für überflüssig. So lautet das unmissverständliche Fazit einer Bewertung der Varianten, die für die Verkehrsführung im Leipziger Osten und Süden von der Stadtverwaltung erwogen werden. “Die von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Stadtschnellbahn stellt lediglich eine unbezahlbare Illusion mit unzähligen Unwägbarkeiten dar, deren Bedarf gar nicht mehr begründet werden kann”, heißt es dort weiter.

Mit Illusionen scheint sich Leipzigs Baubürgermeister Martin zur Nedden hingegen an diesem umstrittenen Thema der Leipziger Verkehrspolitik nicht lange aufzuhalten. Bauzustände und Kassenlage erden doch sehr.

Derzeit gebe es in Leipzig eine ganze Reihe von Vorhaben, die noch dringlicher seien als der Mittlere Ring Südost, stellte der Planungsdezernent im August 2011 im Stadtrat dar. Das Maß aller Dinge sei das mittelfristige Straßen- und Brückenbauprogramm der Stadt, so zur Nedden damals auf eine Einwohneranfrage von Axel Kalteich.Demnach haben in Leipzig Projekte Vorrang, die kritische Brückenbauwerke in ihrem Trassenverlauf hätten oder die die Stadt Leipzig gemeinsam mit den Leipziger Verkehrsbetrieben bauen müsse, um die Verkehrssicherheit insbesondere der Gleisanlagen zu erhalten.

Mit anderen Worten: Um die Leistungsfähigkeit des bestehenden Verkehrsnetzes zu erhalten, werden die städtischen Möglichkeiten schon bis ans Limit ausgereizt. So findet mancher Streitfall schon wegen Vertagen nicht statt. Gleichwohl sei es das Ziel der Stadtverwaltung, im Jahr 2014 dem Stadtrat eine Vorlage zum Trassenverlauf vorzulegen – im Rahmen der Fortschreibung des Stadtentwicklungsplanes Verkehr. So der Stadtbaurat im letzten Sommer.”Dieser Variantenentscheid stellt für die betroffenen Bürger lediglich eine Wahl zwischen Pest und Cholera dar”, findet Axel Kalteich. Er hätte Verständnis für die Probleme der Anwohner des jetzigen Trassenverlaufes. “Allerdings kann man von der Stadtverwaltung nicht verlangen, dass diese aus Stroh Gold spinnen soll”, bemüht der Sellerhäuser ein Bild aus Grimms Hausmärchen.

Stadtverwaltung und der Sellerhäuser Bürgerverein teilen die Einschätzung, dass die Verkehrsbelastung im Bereich zwischen Holzhäuser Straße und Sommerfelder Straße bereits zurückgegangen sei.

“Die Variantensuche kann daher nur eine Suche nach dem geringsten Übel sein”, schätzt Axel Kalteich die Situation ein. Dieses “geringste Übel” ist aus Sicht des Bürgervereins Sellerhausen-Stünz “der Status Quo, mit dem in Variante 3 beschriebenen Ausbau und zusätzlichen Verkehrsberuhigungs- und Schallschutzmaßnahmen”. Als weiteren Vorteil dieser Option nennt Kalteich: “Durch den Wegfall des vierspurigen Ausbaus bleiben die zum Abriss avisierten Gebäude verschont”.

Dabei sorgt sich Kalteich auch um die Investitions- und Standortsicherheit für verschiedene Gewerbebetriebe. Diese Befürchtungen versuchte Baubürgermeister zur Nedden im letzten Sommer zu zerstreuen. Er verwies im Stadtrat darauf, dass erst kürzlich ein Unternehmen eine Baugenehmigung in dem Gebiet erhalten habe, in dem die so genannte Bahnvariante realisiert werden würde. Auch könnte sich das Unternehmen an diesem Standort erweitern, sodass die eine Belastung im Hinblick auf Genehmigungen de facto nicht vorhanden sei.

Völlig gegen den Strich geht Kalteich die Durchquerung des Volkshaines Stünz durch eine vierspurige Straße neben dem Bahndamm. Dabei führt er neben dem Erholungswert des Parks Kulturveranstaltungen wie das Teichfest des Bürgervereins an. “Das wäre natürlich mit einer Hochschnellbahn undenkbar”, so Kalteich.

www.bv-sellerhausen.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar