Wem geht schon länger eine kurze Geschichte rund um Lindenau im Kopf herum? Der kann sie bis zum 11. November 2012 an die Lindenauer Prosawerkstatt schicken. Pünktlich zur Vorweihnachtszeit wollen lokale Akteure gehaltvolle Kugeln heraus bringen. Kurzgeschichten mit einem Lindenau-Bezug kommen auf Taschentücher und dann in Automatenkugeln.

Herbstzeit ist Taschentuchzeit. Schon wegen des zu dieser Jahreszeit häufiger auftretenden Schnupfens.

In Lindenau hat man sich aber einen anderen Verwendungszweck ausgedacht. Kurzgeschichten mit Ortsteil-Bezug von maximal 1.500 Zeichen – also etwa 200 Wörtern – werden auf Stofftaschentücher aufgebügelt. Diese textilen Datenträger kommen dann in durchsichtige Plastekugeln, die für gewöhnlich in Süßwarenautomaten stecken. Schon ist die vorweihnachtliche Ãœberraschung fertig.Automaten mit Kugeln fanden sich irgendwo in Lindenau an. Taschentücher sind auch genug vorhanden. Warum es um Taschentücher geht, ist alteingesessenen Lindenauern längst klar. Am Eingang der Georg-Schwarz-Straße befand sich eine Ewigkeit die Gaststätte “Gute Quelle”, besser bekannt als Taschentuchdiele.

Fehlen noch die Geschichten. Die sollen Menschen aus nah und fern beisteuern. Einziges inhaltliches Kriterium: ein hinreichender inhaltlicher Bezug zu dem ehemaligen Angerdorf westlich von Leipzig.

Herbstzeit ist eben auch Geschichtenzeit. Die Taschentuchgeschichten-Aktion realisieren in einer ehrenamtlichen Gemeinschaftsaktion die Prosawerkstatt Leipzig, der Lindenauer Stadtteilverein und verschiedene Lindenauer Kulturschaffende.Mitinitiatorin ist Anna Kaleri von der Prosawerkstatt in der Rietschelstraße. Die Aktion erinnert die Autorin “an den Ofen, um den man sich versammelt”, um Geschichten zu hören. Für Anna Kaleri stellen Geschichten eine wichtige Form der zwischenmenschlichen Kommunikation dar. Geschichten bilden so etwas wie das kollektive Gedächtnis eines Ortes. So entsteht ein Erzählzusammenhang, der eine menschliche Gemeinschaft erst erschafft.

Am Ort Lindenau will die Autorin Anna Kaleri diese Kommunikationsform neu beleben. Unter taschentuchgeschichten@prosawerkstatt.de nimmt sie die Texte entgegen. Darüber hinaus befinden sich Taschentuch- und Geschichten-Briefkästen im Laden des Quartiersmanagements Leipziger Westen, Karl-Heine-Straße 54, im Kaffee Schwarz, Georg-Schwarz-Straße 56, in der Buchhandlung Seitenblick am Lindenauer Markt, Goetzstraße 2, im kunZ von kaufungen, Georg-Schwarz-Straße 7, sowie beim Lindenauer Stadtteilverein, Rossmarktstraße 30. Dort steht der Briefkasten in der Toreinfahrt.

“Lindenau ist ein wunderbares Pflaster, so herrlich inhomogen”, schwärmt Anna Kaleri von diesem Stück Leipzig, in dem sie nun schon einige Jahre lebt. Diese Verschiedenheit der Lebenssichten und Erlebnissen möchte Anna Kaleri mit dem Projekt gern zusammenbringen. “Der Taxifahrer, die alte Dame – jeder kann mitmachen”, sagt sie.

Die besten Geschichten werden nach dem 11. November 2012 von einer Jury prämiert. Als erster Preis ist ein Einführungskurs der Prosawerkstatt ausgelobt. Für den zweiten Platz gibt es einen Büchergutschein der Buchhandlung SeitenBlick. Auf den Gewinner des dritten Platzes wartet eine Familienkarte für das Theater der Jungen Welt. Der vierte Platz wird mit einer CD “In Lindenau, da ist der Himmel blau …” bedacht.

www.prosawerkstatt.de/taschentuchgeschichten

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