Die Rufe der Umweltverbände, den Corona-Lockdown in Leipzig zu nutzen, einige wichtige Verbesserungen für die Radfahrer umzusetzen, sind fast ungehört verhallt. Auf seine Liste mit Vorschlägen bekam der Leipziger Ökolöwe einen Brief mit lauter Ausreden, dass so etwas ja in Leipzig Jahre an Vorbereitung brauche, erst alle möglichen Ampeln umgestellt werden müssten und sowieso das Personal fehlt. Selbst hochgefährliche Strecken bleiben also auch nach Corona erhalten. So wie die am Ranstädter Steinweg.

Diese üble Strecke mit dem Versuch, die Radfahrer zur Nutzung eines viel zu schmalen Rad-/Gehweges zu verpflichten, existiert in dieser Form seit 2006, seit jenem wilden Schnellbauprojekt im Vorfeld der Fußball-WM, bei dem die Kleine Funkenburg geopfert wurde und mit dem neu gebauten Ranstädter Steinweg eine Rennpiste entstand, auf der auch deshalb gern gerast wird, weil sich für Kraftfahrer nach der engen Inneren Jahnallee auf einmal volle Zweispurigkeit auftut und die Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben wird. Was auch für Fußgänger, die zur Haltestelle wollen, lebensgefährlich ist, wie der Tod des jungen Ruben (an den dort mit Transparent und Graffiti erinnert wird) deutlich gemacht hat.

Die ganze Konstruktion dieser Straße ist nach dem Prinzip vollzogen, Fußgänger und Radfahrer möglichst aus dem Weg zu schaffen. Geopfert wurden dafür auch die längst überfälligen Radwege in der Inneren Jahnallee. Und während auf der Nordseite des Ranstädter Steinwegs wenigstens ein StVO-konformer Radweg existiert, fehlt er auf der Südseite komplett.

Der Ökolöwe fordert jetzt, ihn schnellstmöglich anzulegen. Denn im Ranstädter Steinweg ist es für Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen auf dem Gehweg zu eng.

Der Ranstädter Steinweg ist eine wichtige Verbindungsstraße zwischen dem Leipziger Westen und dem Zentrum. Er bildet den letzten Abschnitt zwischen Jahnallee und Promenadenring. Insbesondere stadteinwärts kommt es auf dem Fußweg immer wieder zu gefährlichen Situationen zwischen Fußgängern und Radfahrer/-innen, während nebenan auf der Straße zwei Spuren für Autos reserviert sind. Das kann so nicht bleiben, stellt der Ökolöwe fest.

Der Stadtrat hat im Januar beschlossen, dass die Vorplanung für die gesamte Radverbindung Alt-West/Lindenau – Innenstadt im Jahr 2020 abgeschlossen sein muss. Im Jahr 2021 soll die Umsetzung der baulichen und verkehrsorganisatorischen Maßnahmen sichergestellt werden, so der Beschluss des Stadtrats.

Ein Jahr aber ist ein knapp bemessener Zeitraum, um die gesamte Radverbindung von Lindenau bis zur Innenstadt zu realisieren, schätzt der Ökolöwe ein, zumal damit noch immer nicht begonnen wurde.

„Wir Ökolöwen fordern, jetzt mit Radfahrstreifen am Ranstädter Steinweg den Anfang zu machen. Es ist ein guter Zeitpunkt: Um den Luftreinhalteplan zu realisieren und wegen des Baus der Haltestelle am Goerdelerring werden die Ampelanlagen ohnehin gerade angepasst“, geht der Ökolöwe auf die Chance ein, hier endlich den nötigen Platz für Radfahrer/-innen zu schaffen.

„Der Radfahrstreifen kann dabei berücksichtigt und angelegt werden. Der Ranstädter Steinweg ist zudem ein gut gewählter Ort für die ersten Schritte: Hier gibt es, anders als in der Jahnallee, keine Diskussionen um Parkplätze. Eine KFZ-Spur wird aufgrund der neuen Ampelsteuerung überflüssig und kann jetzt umgehend zum Radweg umgewandelt werden.“

Womit noch ein weiteres Problem gelöst wird, denn wer jetzt als Radfahrer aus der Inneren Jahnallee kommt, wird gezwungen, mitten zwischen Fußgängern, die an den Ampeln Leibnizstraße und Ranstädter Steinweg warten, auf den Fußweg zu fahren. Allein diese Situation hat mit einer StVO-konformen Regelung gar nichts zu tun. Aber entstanden ist sie, weil auch 2006 die Planungsmaxime galt, Radfahrern und Fußgänger so wenig Straßenraum zu opfern wie möglich.

Was dieselben dann am Goerdelerring ja noch einmal erleben, wo sie dicht gedrängt wie die Heringe auf ihre Grünphase warten müssen. Auch ohne Corona ist diese Situation schon seit Jahren inakzeptabel. Aber auch hier verbannten die Leipziger Verkehrsplaner dieses Thema völlig aus den Planungen zum Umbau der Haltestelle Goerdelerring. Der Umbau der Haltestelle wäre die ideale Gelegenheit gewesen, auch die Wegesituation für Radfahrer und Fußgänger rund um die Riesenkreuzung zu entschärfen.

„Wir Ökolöwen fordern die Stadtverwaltung auf, die Situation am Ranstädter Steinweg jetzt für Fußgänger und Radfahrerinnen zu entspannen“, betont der Ökolöwe. „Der Radweg kann noch in diesem Jahr auf die Straße gebracht werden. Gerade jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie teilen viele Metropolen ihren Straßenraum neu auf, damit Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen mehr Platz zum Abstand halten bekommen. Das kann Leipzig auch. Für ruhigen und sicheren Fußverkehr an Leipziger Hauptstraßen: Mit unserem Appell für ein fußgängerfreundliches Leipzig fordern wir, Autospuren zu Radspuren zu machen, damit Fußgänger/-innen auf dem Gehweg mehr Platz haben.“

Für den Leipziger Ökolöwen sind die Ausreden der Baubürgermeisterin inakzeptabel

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Es gibt 2 Kommentare

@christian
Jahnallee und Ranstädter Steinweg sind für alle Verkehrsarten gewidmet. Dass es noch keinen Radfahrstreifen gibt, hat mit dem Status B87 nichts zu tun – das wäre sogar eher ein Grund pro Radfahrstreifen. Wie so oft liegt hier der Grund bei Personen und Befindlichkeiten, weniger bei Sachargumenten.

Soweit ich weiß gab es bisher immer das Problem, dass die Jahnallee bzw. der Ranstädter Steinweg eine Bundesstraße darstellt, die B87.
Welche Vorteile man sich mit der Widmung versprochen hat, weiß ich nicht. Jedenfalls scheint es aber diversen nachhaltigen und fortschrittlichen Ideen, die immer wieder aufgetaucht sind, entgegen zu stehen.
Daher auch die dämliche Option, die Radfahrer in die Gustav-Adolf-Straße zu verbannen. Ja klar, muskelkraftbetriebene Fahrzeuge dürfen gerne Umwege fahren.
Gern darf eine Autospur geopfert werden, aber ich vermute, dass geht so einfach nicht.
Zumindest nicht mit der B87.

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