Wie geht man um mit der verfahrenen Situation? - Die Wettbewerbsergebnisse für das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal, die im Juli vorgestellt wurden, haben niemanden begeistert. Nicht einmal OBM Burkhard Jung, der auch die drei Siegerentwürfe dringend für überarbeitungsfällig hält, sonst kann er dem Stadtrat keinen zur Realisierung vorschlagen. Zwei Fraktionen wollen jetzt die Leipziger abstimmen lassen. Doch in dieser Form sei das der falsche Weg, stellt das Stadtforum Leipzig fest.

“Nach der Linken fordert jetzt auch die CDU eine Abstimmung der Leipziger Bürger zum Freiheits- und Einheitsdenkmal. Die Linke will das Denkmal selbst zur Abstimmung stellen, die CDU über die drei bisherigen Siegerentwürfe abstimmen lassen. Das Stadtforum hält beide Abstimmungen für nicht zielführend”, erklärt Wolfram Günther, Sprecher des Stadtforums Leipzig. “Das Denkmal selbst sollte in keinem Fall in Frage gestellt werden. Von Leipzig ging die Friedliche Revolution aus mit weltpolitischen Folgen. Daran muss mindestens im nationalen Maßstab angemessen erinnert werden. Dass die Linke als Nachfolgepartei der SED trotz aller innerparteilichen Erneuerungsbestrebungen dennoch heute alles versucht, ein solches Andenken an das friedliche Überwinden der SED-Willkürherrschaft zu verhindern, kann man nur mit Bedauern zur Kenntnis nehmen. Doch kein Demokrat sollte sie dabei unterstützen. Der Vorschlag der CDU dagegen kann schlicht zu keinem sinnvollen Ergebnis führen. Die drei Siegerentwürfe sind sämtlich nicht geeignet, dem Ereignis des 9. Oktobers 1989 gerecht zu werden, sind teilweise schon aus rechtlichen Gründen gar nicht realisierbar und sind nicht zuletzt aus städtebaulichen Gründen abzulehnen.”

Womit ein wesentlicher Hinkefuß des Wettbewerbs noch einmal benannt ist: Er versucht die Lösung für einen der zentralen Plätze der Stadt, den Wilhelm-Leuschnerf-Platz, der seit den Kriegsbomben von 1943/1944 ein undefiniertes “Loch” mitten im Herzen der Stadt ist, mit der Kreation eines Denkmals zu verquicken, das ausdrucksstark Leipzig als Hotspot der Friedlichen Revolution und der Demokratisierung in der DDR zeigen soll.

Deutlich genug hat der Wettbewerb gezeigt, dass Planungsbüros und Landschaftsarchitekten diese Doppel-Aufgabe nicht lösen können. Sie hätten mit dem neuen Wilhelm-Leuschner-PLatz (“Platz der Friedlichen Revolution”) mehr als genug zu tun. Das Denkmal aber braucht eine bestechende künstlerische Idee. Das kann man und das darf man nicht vermengen. Das ist wohl die deutlichste Lehre aus dem Leipziger Wettbewerb.

Der auch noch unter Zeitdruck litt und leidet: Die Stadtspitze will es unbedingt am 9. Oktober 2014, zum 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution, enthüllen. Unter Zeitdruck aber entstehen keine Visionen und künstlerischen Glanzleistungen.

Das Stadtforum erneuert daher nochmals seine Forderung, zügig ein neues Wettbewerbsverfahren durchzuführen und bei dessen Ausschreibung die Fehler des ersten Verfahrens zu berücksichtigen.

Wolfram Günther: “Leipzig hat ein Denkmal verdient, eines das den damaligen Ereignissen und dem Bürgermut der Leipziger angemessen ist, eines das national und international für Aufmerksamkeit sorgt und eines, dass der städtebaulichen Wiedergeburt des Wilhelm-Leuschner-Platzes und des gesamten Markthallenviertels nicht dauerhaft im Wege steht.”

Die Kritik de Stadtforums an den beiden Abstimmungs-Vorhaben von Linken und CDU im Einzelnen und die Forderungen nach einer deulich stärkeren Berücksichtigung des Stadtraumes als PDF zum download.
www.stadtforum-leipzig.de

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