Es ist das Zwischenergebnis einer spätestens seit Ende 2016 laufenden Entwicklung, seit die Deutsche Bahn an die CG Gruppe verkauft hat. Die Grundidee der CG Gruppe ist die Neuerrichtung eines Wohnviertels in Zentrumsnähe am ehemaligen Freiladebahnhof Eutritzsch, in enger Abstimmung mit der Stadt Leipzig. Ende 2017 warf dann die CG Gruppe auf dem Gelände wortwörtlich ein paar Steine in den Weg, aber noch geschah nichts Grundlegendes. Nun, Mitte 2018 will die CG offenbar Fakten schaffen – erst die Kündigung des „So&So“, nun trifft es eine Leipziger Institution. Auch der TV Club am stadtauswärtig oberen Punkt des Geländes soll schließen.

Während man im Stadtrat offenbar noch immer glaubt, man könne mit dem Investor eine Art Tauschhandel eingehen und gegen eine Genehmigung eines Bebauungsplanes mit mehr und höheren Häusern Teile der jetzigen Infrastrukturen wie das „So&So“ erhalten, hat das Aufräumen auf dem Gelände bereits begonnen. Vor wenigen Tagen meldete das „So&So“, es sei gekündigt, gibt nun der „TV Club“ wenig hoffnungsfroh bekannt: „Unser Standort, vielmehr unsere Heimat, unser Club in der Theresienstraße hat ein End-Datum bekommen. Spätestens zum Ende des kommenden Jahres müssen wir das Gebäude räumen um baulichen Entwicklungen Platz zu machen.“

Demnach plant die CG Gruppe nicht mehr mit dem Erhalt des Clubs am Rande des neu zu bauenden Wohnquartieres ab Ende 2019. Bis dahin soll auch ein von der Stadt zu genehmigender Bebauungsplan entstanden sein, derzeit gibt es noch keinen und seitens der Stadt setzt man auf ein kooperatives Modell zum Erhalt einiger bereits bestehender Infrastrukturen am Freiladebahnhof.

Jetzt sei man laut TV-Club mit der Stadt Leipzig und der CG Gruppe in Gesprächen, einen neuen Standort in Leipzig zu finden. Was sich nicht so leicht gestalten könnte, wie es klingt – auch andere, wie das „So&So“ und weitere Unternehmen auf dem Gelände teilen mit, dass eben diese Ausweichsuche wenig erfolgreich verläuft.

Ein auf dem Gelände beheimateter Schrotthändler schilderte bereits Ende 2017 gegenüber der L-IZ.de die Lage vor Ort eher so, dass man als Betrieb mit Lärmursachen nicht bleiben, aber eben auch kein anderes Gelände – ähnlicher Lage schon gar nicht – finden könne. Die Stadt zeige sich dabei wenig hilfreich, auch von der CG Gruppe hat man bis auf einen ersten Informationstermin im TV-Club zuvor nichts weiter gehört.

Stattdessen hatten im November 2017 bereits erste Maßnahmen stattgefunden, auf Anweisung des Grundstücksinhabers tauchten drei große Steine auf der Zufahrtsstraße des Geländes entlang der Delitzscher auf. Sie sollten die Durchfahrt behindern, als Privatstraße deklariert, konnten nun Lkw nur noch begrenzt passieren, an der Zufahrt über die Theresienstraße wurde ein Hinweis “Benutzung auf eigene Gefahr” der “Privatstraße” angebracht. Unter den Betreibern der Kulturräume und bei den Unternehmen auf dem Gelände blieb es jedoch da noch weitgehend ruhig – man hoffte und hofft noch immer auf Lösungen.

“Straßensicherungen” im November 2017 auf der Zufahrt zum TV-Club. Video: L-IZ.de

Diese liegen letztlich auch bei der Stadt Leipzig und dem Stadtrat. Zuletzt hatten die Stadträte Tim Elschner (Grüne) und Christopher Zenker (SPD) über die eigentlichen Ideen am Freiladebahnhof informiert. Die Leipziger SPD verlangt nun den Abkauf eines Teilstückes des Geländes im Rahmen der Genehmigungsverfahren zum Bebauungsplan.

Wettbewerbsskizze zum Eutritzscher Freiladebahnhof. Foto: Stadt Leipzig
Wettbewerbsskizze zum Eutritzscher Freiladebahnhof. Foto: Stadt Leipzig

„Bis auf Weiteres geht der Betrieb aber ganz normal weiter und wir freuen uns euch bei unseren ultimativen Donnerstags-Parties wie auch bei anderen Veranstaltungen zu begrüßen. Selbstverständlich halten wir euch über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden.“, so die Clubbetreiber abschließend in ihrer Mitteilung vom 22. Juli 2018.

Man freue sich jedoch „über Unterstützung jeder Art oder Vorschläge/Angebote/Ideen für einen neuen Standort.“ via Mail an ‚vorstand@tv-club-leipzig.de‘.

Zur Meldung auf der Internetseite des TV-Clubs

Stadträte Zenker und Elschner wünschen sich gemeinwohlorientierte Grundstücksübertragungen auf dem Gelände des Eutritzscher Freiladebahnhofs

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CG hat dem Kulturzentrum „So&So“ auf dem Gelände des Eutritzscher Freiladebahnhofs gekündigt

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Es ist unerträglich, wie die Berliner CG-Gruppe von Leipzig immer mehr Besitz ergreift. Der Inhaber Christoph Grömer, ein Self-made-Millionär, der in einer ARD-Sendung meinte, er wolle alles für die Ausbildung und das Wohl von Kindern tun (sogar eine Partei gründen; mein Gott, auch das noch), bleibt beim Krappelgruppen-Niveau stehen, als ob nicht auch Kulturangebote für (mehr oder minder junge) Erwachsene von Belang sind. Die Stadt Leipzig verschläft ständig ihr Vorkaufsrecht und reagiert erst, wenn andere (wohl unumstößliche) Tatsachen geschaffen haben. Warum fällt das bislang nur 2 Stadträten auf? Nicht zu vergessen: Wenn die Stadt auf dem Areal mit Steuergeldern Schulen und Kitas baut, erhöht das den Verkehrswert des Grömer-Grundstücks.

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