Ganz so schnell ist auch eine Verwaltung nicht. Als die Grünen-Fraktion im April ihren Antrag „Bade- und Schwimmunfälle vermeiden – Sicherheit an Leipziger Seen verbessern!“ einreichte, hatte die Badesaison in Leipzig noch nicht so richtig begonnen. Im Juni beschloss der Stadtrat das vom Umweltdezernat vorgelegte Alternativkonzept. Doch der heiße Sommer überrascht ganz und gar nicht mit vermehrten Badeunfällen. Die Grünen machen jetzt Druck.

Mit Blick auf die aktuelle Situation an den Leipziger Seen fordert die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, dass das vom Stadtrat beschlossene Sicherheitskonzept für die Leipziger Seen zügig erarbeitet wird.

„Die tödlichen Badeunfälle der laufenden Saison zeigen, dass bei Sicherheit an den Leipziger Seen dringender Handlungsbedarf besteht“, erklärt dazu der Fraktionsvorsitzende Dr. Tobias Peter. „In diesem Sommer verbringen coronabedingt viele Leipzigerinnen und Leipziger ihren Urlaub zu Hause. Es muss alles getan werden, um tragische Badeunfälle zu vermeiden.“

Im Juni hatte der Stadtrat auf Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und SPD ein umfassendes Maßnahmenpaket für die Verbesserung der Badesicherheit an den Seen beschlossen. Unter anderem wurde der Oberbürgermeister beauftragt, bis zum Ende des 2. Quartals 2020 die Einrichtung von bewachten Stränden, wie z. B. am Cospudener See und am Nordstrand des Zwenkauer Sees zu prüfen.

„Wir erwarten, dass das Ergebnis der Prüfung und das Umsetzungskonzept an Badegewässern und zusätzlich bewachten Stränden umgehend vorgelegt wird“, erklärt Tobias Peter.

Genauer hieß der Beschlusspunkt: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Einrichtung von bewachten Stränden, wie z. B. am Cospudener See und künftig auch am Nordstrand des Zwenkauer Sees zu prüfen. Im Ergebnis der Prüfung ist dem Stadtrat bis zum Ende des II. Quartals 2020 ein Umsetzungskonzept an Badegewässern und zusätzlich bewachten Stränden vorzulegen.“

Das Umweltdezernat hatte ja in seiner Stellungnahme darauf hingewiesen, dass es am Kulkwitzer See schon einen bewachten Strand gibt. Für eine schnelle Einrichtung solcher Überwachung durch die DLRG an weiteren Seen freilich fehlten aktuell die Kapazitäten.

Der Stadtratsbeschluss war also noch kein Umsetzungskonzept, sondern eines, das erst einmal auf die Etablierung eines entsprechenden Sicherheitskonzeptes zielt: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, eine Risikoanalyse aller Seen (Stillgewässer, Naturbäder, Badegewässer) des Stadtgebietes unter Einbeziehung der umliegenden Gewässerunterhaltungspflichtigen zu beauftragen und bis zum Ende des IV. Quartals 2020 ein entsprechendes Sicherheitskonzept dem Stadtrat vorzulegen.“

Leipzig kehrt also langsam wieder dahin zurück, wo es schon einmal war. Denn bis zur Eröffnung des Cospudener Sees im Jahr 2000 war es normal, dass die Naturbäder in Leipzig von Rettungsschwimmern überwacht wurden. Diese Naturbäder (Nordost und Südost) haben seither natürlich deutlich an Attraktivität verloren. Die Badegäste blieben aus, fuhren lieber an den Cospudener See, die Rettungsüberwachung wurde eingestellt.

Aber gerade die zunehmend heißeren Sommer führen dazu, dass es auch an den Tagebauseen häufiger zu Badeunfällen kommt – oft einfach, weil die Badenden die Gefahr unterschätzen.

Gemäß dem Stadtratsbeschluss soll bis Ende 2020 ein umfassendes Sicherheitskonzept vorliegen. Dazu sollen die Leipziger Seen einer umfassenden Risikoanalyse unterzogen werden. Die Grünen-Fraktion fordert, dass spätestens zum Beginn der Badesaison 2021 die Maßnahmen des Konzepts dann auch umgesetzt werden.

„Unser Ziel ist es, mehr Strände – und zwar die mit besonders vielen Besuchern – zu überwachen und so auch die Zahl der Badeunfälle zu verringern. Dazu braucht es insbesondere Rettungsschwimmer und möglicherweise eine höhere Aufwandsentschädigung, um mehr Menschen für diese Aufgabe gewinnen zu können“, geht Tobias Peter schon einmal auf die wahrscheinlichen Mehrkosten ein, die sich aber letztlich nicht vermeiden lassen, wenn mehr Leipziger auch ihren Urlaub zuhause verbringen müssen und die großen Seen fast die einzige Möglichkeit sind, einmal ein bisschen Strandgefühl zu bekommen.

Rettungsschwimmer sind für die Grünen-Fraktion jedoch nicht der einzige Lösungsansatz. Tobias Peter: „Neben einer Rettungswacht können auch Rettungsringe, Hinweis- und Warnschilder geeignet sein, um zu warnen und schnell helfen zu können. Wichtig für uns ist, dass diese Maßnahmen in ein schlüssiges Konzept für alle Seen eingebettet werden.“

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