Manchmal sind Anträge im Stadtrat so lange unterwegs, dass sich die Voraussetzungen in der Zwischenzeit deutlich geändert haben. Bereits im Mai hatte die Linksfraktion einen Antrag zur Coronakrise eingereicht; in einer Zeit also, in der vor allem die Impfsituation noch eine ganz andere war und Mutationen einige Sorgen bereiteten. Eine sogenannte Corona-Ampelkarte für eine „Niedriginzidenzstrategie“ stand deshalb am Mittwoch, dem 13. Oktober, nicht mehr zur Abstimmung. Einen einstimmigen Beschluss gab es dennoch.

Eigentlich wollte die Linksfraktion erarbeiten lassen, welche Gebiete in Leipzig „Risiko-Zonen“ sind. Das wiederum sollte unter anderem dazu dienen, die Fallzahlen zu senken und soziale Risikofaktoren benennen zu können. Auch sollten Berufsbereiche und Arbeitsorte identifiziert werden, um Infektionswege besser nachvollziehen zu können.Die Verwaltung schlug ihrerseits etwas vor, was deutlich weniger weitreichend klingt: ein eigenes Coronakrise-Kapitel zum Verlauf der Corona-Pandemie in Leipzig im kommenden Sozialreport und Beratung von Betrieben und Bevölkerung durch das Gesundheitsamt, zum Beispiel bei Hygienekonzepten und Impfung.

Volker Külow (Linke) wies in der Ratsversammlung mündlich noch einmal darauf hin, dass das Virus alle Menschen treffe, aber „nicht alle gleich hart“. Die soziale Ungleichheit präge den Verlauf massiv; das würden Studien belegen – unter anderem, weil Menschen mit wenig Geld tendenziell wenig in Hygienemaßnahmen investieren können, häufiger mit dem ÖPNV fahren und weniger Zeit im Homeoffice verbringen konnten.

Dass man keinen Überblick zu Impfquote und ähnlichen Statistiken in Leipzig habe, liege nicht in der Verantwortung der Stadt, sondern jener der Kassenärztlichen Vereinigung. „Sie hat die Daten, rückt sie aber nicht raus“, so Külow. „Diese Geheimniskrämerei ist unerträglich.“

Letztlich übernahm die Linksfraktion den Verwaltungsvorschlag, den der Stadtrat dann einstimmig beschloss.

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