Nicht nur Sachsens Flüsse machen immer wieder mit Umweltbelastungen Schlagzeilen, die eigentlich schon längst hätten Geschichte sein sollen. Auch im Grundwasser tauchen immer wieder Verunreinigungen auf, die es eigentlich nicht mehr geben dürfte. Es waren Recherchen des Vereins zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse (VSR e.V.), der nach Anwohnerbeschwerden aus dem Raum Markranstädt Messungen im Landkreis vorgenommen hatte, die eine um ein Mehrfaches erhöhte Nitratbelastung zum Vorschein brachten.

Und die hat mit der exzessiven Güllewirtschaft, die auf Sachsens Feldern betrieben wird, zu tun. Grund genug für die Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Kallenbach für eine Kleine Anfrage.

Danach betrugen mehrere Messwerte das Doppelte bis Dreifache im Vergleich zur Obergrenze von 50 mg/l, wie sie die Trinkwasserverordnung festlegt. In der Kleinen Anfrage wird um Auskünfte zu den Messwerten des Wasserversorgungsunternehmens Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH gebeten.

“Wenn die Messungen der Wasserwerke ebenfalls die Grenzwerte überschreiten, heißt das, die hohen Nitratwerte im Trinkwasser sind hausgemacht”, stellt die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag, Gisela Kallenbach, fest. “Nicht nur Überdüngung, sondern auch die exzessive Güllewirtschaft der Massentierhaltung treiben die Werte hoch. Schuld tragen die, die ökologische Landwirtschaft benachteiligen und naiv glauben, dass sich großindustrielle Agrarunternehmen selbstverständlich an gesetzliche Vorgaben halten!”

Was übrigens nicht nur ein Markranstädter Problem ist. Auf einer Übersichtskarte des VSR taucht ganz explizit der Raum zwischen Harz, Thüringer Wald und Mulde als ein hochgradig nitratbelastetes Gebiet auf.Dabei will Kallenbach auch wissen, inwiefern alte Ankündigungen der Staatsregierung umgesetzt wurden. Im Februar 2012 hatte Umweltminister Kupfer (CDU) in der Antwort auf eine Anfrage des Grünen-Landtagsabgeordneten Michael Weichert versprochen, dass alle Nitrateintragsquellen kartiert werden sollen. Mit diesen Ergebnissen könne man dann angemessene Maßnahmen ergreifen.

“Landwirtschaftsminister Kupfer hat bestätigt, dass in Sachsen gezüchtete Schweine keineswegs nur in Sachsen verzehrt werden. Da fragt man sich: Haben wir in Sachsen überdurchschnittlich hohe Grundwasserbelastung, damit Schweinefleisch bald überall für unter einen Euro je Kilogramm produziert werden kann?”, fragt Kallenbach. Dabei sinkt der Fleischverzehr in Deutschland seit Jahren. Dennoch genehmigt die sächsische Staatsregierung immer wieder neue Anlagen zur Massentierhaltung. Insbesondere der Landkreis Nordsachsen hat damit zu schaffen. Die Ergebnisse dieser Massentierhaltung werden dann oft auf die Felder gesprüht und gelangen so ins Grundwasser und übers Grundwasser auch in die Flüsse.

In der Trinkwasserverordnung ist eine Obergrenze von 50 mg/l für Nitrat geregelt. Bei Messungen des Vereins zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse – VSR e.V.) im Raum Markranstädt wurde dieser Wert an mehreren Stellen um das Doppelte bis Dreifache überschritten. Zur Einhaltung der Grenzwerte sind die Wasserversorgungsunternehmen verpflichtet. Doch die zuständige Wasserbehörde im Freistaat Sachsen kann in Trinkwasserschutzgebieten durch Ver- und Gebote nur dafür sorgen, dass der Aufbereitungsumfang für die Trinkwassergewinnung reduziert wird. Man reduziert also das Reservoir für die Trinkwassergewinnung, nicht die Ursache für die hohe Grundwasserbelastung.

Doch vor diesem Thema verschließt die sächsische Staatsregierung seit Jahren die Augen. In der Antwort zur Kleinen Anfrage DRS 5/8158 von Michael Weichert verweist die Staatsregierung darauf, dass rechtliche Anforderungen an den Düngemitteleinsatz in Sachsen durch Kontrollen und Sanktionen eingehalten würden. Doch in der gleichen Drucksache wird auch erläutert, dass alle Eintragsquellen innerhalb der Gesamteinzugsgebietsfläche zu wichten sind und darauf vertretbare Maßnahmen ergriffen werden sollen. Dazu muss man diese Quellen aber kennen – also gewissermaßen kartieren. So kann man die Wirkung – die Nitratverunreinigung – auch einem Verursacher zuordnen. Aber genau das scheint man in Sachsen möglichst vermeiden zu wollen.

Gisela Kallenbach: “Rechtliche Handhabe gegen einzelne Verursacher besteht erst, wenn wir ein schuldhaftes Handeln nachweisen können. Aber auch für allgemeine Überdüngung gibt es Grenzwerte. Den Schaden hat der Verbraucher, wenn die Grenzwerte nicht eingehalten werden. Deshalb muss man durch Kontrollen und Sanktionen genau dies verhindern.”

Deshalb ist sie auf die Antworten der Staatsregierung gespannt, die sie für den 13. Dezember erwartet.

Kleine Anfrage “Nitratverunreinigungen im Grundwasser von Markranstädt”: http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=13117&dok_art=Drs&leg_per=5&pos_dok=1

Kleine Anfrage von Michael Weichert zu Nitratverunreinigungen in Mügeln: http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=8158&dok_art=Drs&leg_per=5&pos_dok=-1

Nitratkarte des VSR: www.vsr-gewaesserschutz.de/resources/Nitratkarte.pdf

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