Mit Daten kann man schöne Sachen machen. Zum Beispiel Karten malen, die auch Entwicklungen zeigen. Das Statistische Landesamt des Freistaats Sachsen macht das seit geraumer Zeit mit Lust und Freude, hat dafür auch extra eine Rubrik eingeführt auf seiner Website: "Sachsen INTERAKTIV". Da hat man schon so neckische Themen wie Bevölkerungstrend oder den grandiosen "Demografiemonitor" untergebracht. Jetzt gibt es auch einen "Mobilitätsmonitor". Hat aber nichts mit Autos zu tun.

Kernstück des Mobilitätsmonitors ist die Darstellung der Binnenwanderungen innerhalb Sachsens – also von Kreis zu Großstadt. Oder umgekehrt.

“Neben der Darstellung der Wanderungsströme der Bevölkerung können – unter Einbeziehung ausgewählter Infrastrukturmerkmale – mögliche Zusammenhänge, Ursachen und Gründe vermutet werden”, erläutern die Landesstatistiker das neue Kartenwerk. Und da wird es spannend, wenn denn mal ein sächsischer Politiker tatsächlich mal für demografische Veränderungen und ihre Ursachen ein paar Minütchen übrig hat.”So weisen Gebiete, in denen für die gesundheitliche Versorgung Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen vorhanden sind, eher Wanderungsgewinne aus als Regionen, in denen diese Einrichtungen fehlen”, stellen die Kamenzer Statistiker fest. Oder: “Ähnliches kann für das vorhandene Schulnetz oder die Ausstattung mit Pflegeheimen angenommen werden.”

Sie haben ein ganzes Indikatorenset in die Karte integriert, das man wahlweise aufrufen kann – zu Leerstandsquote, Krankenhäusern, Schulen, Beschäftigung und dergleichen. Alles Dinge, die beschreiben, wie ein Ort an Zuspruch gewinnt. Oder verliert. Wobei nicht immer klar ist, was zuerst passiert: Gehen erst die Infrastrukturen verloren und dann ziehen die Leute weg? Oder passiert das, was die Sächsische Regierung glaubt: Ziehen erst die Leute weg und dann wird demontiert? Oder schaukeln sich nicht eher beide Prozesse im Wechselspiel hoch?Außerdem bietet der Mobilitätsmonitor die Betrachtung ausgewählter Faktoren für zwei verschiedene Zeiträume oder Jahre. Für den Anteil leerstehender Wohnungen wird durch Gegenüberstellung der Karten von 1995 und 2011 eine zunehmende Leerstandquote für West- und Südsachsen sichtbar, stellen die Statistiker fest.

Wobei das Verblüffende ist, dass die Leerstandsquote Leipzigs von 2011 (12,1 %) fast noch genauso hoch ist wie 1995 (12,7 %). In angrenzenden Kommunen wie Taucha scheint sie sogar drastisch gewachsen zu sein. Ein Punkt, der die ganze Sache mit den Leerstandsquoten zumindest sehr fraglich macht. Ein Fakt, den die L-IZ am Beispiel Leipzigs ja schon ausführlich diskutiert hat.

In den Karten kann zusätzlich das Straßennetz (Autobahnen und Bundesstraßen) optional angezeigt werden. Dies ist besonders interessant für die Abbildung der Pendlerströme, finden die Landesstatistiker. Und stellen auch fest: Besonders hohe Anteile von Einpendlern finden sich zum Beispiel im Umfeld von Bundesstraßen oder Autobahnen. Sie verbinden aber auch ländliche Regionen mit zunehmendem Leerstand auf direktestem Wege mit den drei Wachstumsknoten Dresden, Leipzig und Chemnitz. So kommen nicht nur Pendler aus peripheren Wohnlagen schnell zur Arbeit, so können auch die jungen Leute schnell umziehen.

Der “Mobilitätsmonitor” ergänzt also auf eindrucksvolle Weise den “Demografiemonitor”.

Zur Website “Sachsen INTERAKTIV”: www.statistik.sachsen.de/html/19358.htm

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