Taschenspielertricks oder verstecktes Ende der Lok-Frauen? Laut Lok-Präsident Michael Notzon werden die Mitglieder beim Info-Abend am 12. März keine aktuellen Zahlen zu sehen bekommen, da die Bilanz noch nicht fertig sei. Komisch, denn bis 15. März müsste Lok die Lizenzunterlagen für die Frauenmannschaft beim DFB einreichen - inklusive Jahresabschluss und Gewinn- und Verlustrechnung für die Rückrunde.

Es ist nur ein kleiner Satz am Ende eines LVZ-Artikels vom 20. Februar (Michael Notzon spricht auch weiterhin nicht mit der L-IZ), aber dieser bietet reichlich Zündstoff: “Die Frage ist, ob dort wirklich alles auf den Tisch kommt – die vom Steuerberater erstellte Bilanz wird laut Notzon noch nicht fertig sein”; sprudelte es aus der Tastatur von Redakteur Steffen Enigk. Dass Lok mit der Buchhaltung hängt, war schon seit Längerem bekannt, also die fertig gestellte Bilanz im März keine große Sensation. Doch lässt genau dieser Satz aufhorchen, denn: Laut Spielordnung des DFB, § 62 muss der Jahresabschluss bis zum 15. März beim DFB sein, damit sich die erste Frauenmannschaft ordnungsgemäß und fristgerecht um eine Lizenz für die 2. Fußball-Bundesliga bewerben kann. Der Verband verlangt im Detail folgende Unterlagen:

– Gewinn- und Verlustrechnungen für das abgelaufene Spieljahr (1.7.t-2 bis 30.6.t-1) (t = aktuelles Jahr) und für die erste Hälfte des laufenden Spieljahres (1.7.t-1 bis 31.12.t-1),

– Plan-Gewinn- und Verlustrechnungen für die zweite Hälfte des laufenden Spieljahres (1.1.t bis 30.6.t) und für das kommende Spieljahr (1.7.t bis 30.6.t+1),

– Forderungs- und Verbindlichkeitenspiegel auf Grundlage der Bilanz/ des Jahresabschlusses zum 31.12.t-1,

– aktueller Bericht des Kassenprüfers zur Mitgliederversammlung, soweit der Verein nicht bereits durch einen Wirtschaftsprüfer aufgrund anderer Bestimmungen geprüft wird.

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Heißt eine nicht fertig gestellte Bilanz bis zum 15. März also, dass Lok die Frauen nicht melden wird, was wiederum das Ende der gesamten Abteilung im Verein bedeuten würde? Oder wurde gegenüber den Mitgliedern nicht mit offenen Karten gespielt? Schwer vorstellbar, dass Lok-Vizepräsident Bernd Wickfelder “seine” Frauen nicht melden wird, weshalb Letzteres am wahrscheinlichsten sein dürfte.

Allerdings wäre ein Ende der Frauenabteilung beim 1. FC Lok der zukünftigen wirtschaftlichen Lage sogar zuträglich. Aus Unterlagen, die L-IZ.de vorliegen, geht hervor, dass die Frauenabteilung alleine in der letzten Saison 120.000 Euro Verlust gemacht hat. Noch in der Winterpause 2011/2012 wurden drei neue Spielerinnen verpflichtet, für die bis Juni 37.000 Euro Gehaltskosten angefallen waren – ohne Wohnung und Flugkosten. Durch zwei Abgänge wurden gleichzeitig aber nur 15.500 Euro eingespart. Einen Imagegewinn erlangt der Verein bei dem Stellenwert des Frauenfußballs in Deutschland durch die zweitklassige Mannschaft sowieso nur minimal.

Szenenwechsel: Die Fans haben mittlerweile über 100.000 Euro gespendet, nur noch rund 200 Plätze sind bei der der Trikotaktion “Lok, ich steh’ drauf” frei. Zudem sind binnen zehn Tagen mehr als 1.600 Retterkarten á 5 Euro verkauft worden. Diese Karten konnten Fans im Vorfeld des Auswärtsspiels bei RB Leipzig in den üblichen Vorverkaufsstellen erwerben. Der Fanshop wird zum Spieltag noch einmal 1.000 Karten im Stadion verkaufen, zudem werden im Sektor D auch noch Unterschriften für die außerordentliche Mitgliederversammlung gesammelt. Für diese Spendenleidenschaft könnten Fans und Mitglieder zumindest Ehrlichkeit verlangen.

Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) hat folgende Spiele neu terminiert:
Lok Leipzig – Hertha BSC II, 24.4., 18 Uhr
Torgelower SV Greif – Lok Leipzig, 24.3., 13:30 Uhr

Die Spielordnung des DFB online:

www.dfb.de/uploads/media/05_Spielordnung.pdf

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