Unerwarteter Heimsieg für den 1. FC Lok: Ersatzgeschwächt haben die Blau-Gelben am Freitagabend den SV Babelsberg vor 3.237 Zuschauern mit 2:0 (1:0) besiegt. Daniel Becker traf für furios startende Gastgeber nach 19 Minuten vom Punkt, Georgi schlitzohrte sich zum zweiten Tor. Babelsberg blieb vieles schuldig und konnte auch eine dreißigminütige Überzahl nach Platzverweis für Djamal Ziane nicht nutzen – beim Debütanten-Ball des 19-jährigen Peter Misch in der Lok-Innenverteidigung.

Bis zur 60. Minute hatte Schiedsrichter Max Burda einen soliden Arbeitsnachweis erbracht, pfiff souverän und für beide Seiten zur Zufriedenheit. Doch das änderte sich, nachdem er Lok-Stürmer Djamal Ziane binnen fünf Minuten zweimal die gelbe Karte zeigte und folgerichtig des Feldes verwies. Eine allzuharte Entscheidung – auch für Lok-Trainer Heiko Scholz. „Ich denke, wenn da nicht sechs Babelsberger hinstürmen, stellt er Djamal nicht runter.“

Sein Gegenüber lobte – selten kommt es vor, dass es mal einer macht – dagegen die Leistung des 27-jährigen Berliners, ohne explizit auf den Platzverweis einzugehen. „Jeder macht Fehler, und das war auch nicht einfach, wenn zwei Teams wie unsere aufeinandertreffen. Da ist eine gewisse Athletik dabei.“ Und weil die Ampelkarte dem Spiel zwar eine andere Richtung gab, Babelsberg aber gegen eine 5-3-1-Formation der Leipziger spielte und spielte und spielte, ohne einen Ertrag zu bringen, war der Platzverweis beim Flutlichtheimspiel auch nicht weiter der Rede wert.

Nils Gottschick (Lok) kann von Leonard Koch (Babelsberg) nur durch ein Foul gebremst werden. Foto: Jan Kaefer
Nils Gottschick (Lok) kann von Leonard Koch (Babelsberg) nur durch ein Foul gebremst werden. Foto: Jan Kaefer

Vielmehr rückte Heiko Scholz einen anderen Herren ins Schaufenster. „Was der Peter Misch heute geleistet hat, war phänomenal. Da können wir stolz sein, dass wir ihn geholt haben.“ Fürwahr: Misch, der vor der Saison aus der A-Jugend des 1. FC Magdeburg kam, startete gegen die spielerisch starken Babelsberger in sein Pflichtspiel-Startdebüt für den FCL und spielte wie ein Alter – mit Ruhe am Ball und abgeklärt-unaufgeregt im Zweikampf. Lok formierte auch ohne die Festangestellten Ibold, Surma und Trojandt defensiv ein mobiles Fort Knox, ließ die spielgeilen Babelsberger schon in Gleichzahl selten zur Entfaltung kommen.

Hinten rechts mischte auch erstmals wieder Kapitän Markus Krug mit, der seit der 0:2-Niederlage in Babelsberg Ende August nicht wieder auf dem Platz stand. „Im Hinspiel haben die uns schwindelig gespielt, das sollte uns nicht noch mal passieren. Also haben wir defensiver gestanden“, so Scholz. Bei Ballgewinn ging es dann schnell direkt vor oder hinter die brandenburgische Viererkette. Präziser Spieleröffner immer wieder Peter Misch.

Elfmeter-Torschütze Daniel Becker (Lok) im Abwehr-Clinch mit Nader El-Jindaoui (Babelsberg). Foto: Jan Kaefer
Elfmeter-Torschütze Daniel Becker (Lok) im Abwehr-Clinch mit Nader El-Jindaoui (Babelsberg). Foto: Jan Kaefer

Der Gelobte hatte allerdings an keinem Tor eine Aktie. Beim Führungstreffer der Leipziger – nach starken Anfangsminuten mit vielen Angriffen gen Gäste-Keeper Marvin Gladrow – nutzte Ziane die Lässigkeit der Babelsberger Abwehr. „Dass wir bei einem langen Ball den Kopf wegnehmen, ist ein katastrophaler Fehler“, ärgerte sich Trainer Cem Efe. Ziane spritzte dazwischen, kam allerdings nicht an Gladrow vorbei, der das Bein stehen ließ und dafür Gelb kassierte.

Becker zitterte den Strafstoß ins Tor, der Gästetorhüter hatte seine Finger noch dran. Erst jetzt kam Bebelsberg zum Fußballspielen. „Wir waren ja wie im Winterschlaf, spielten regelrecht arrogant“, kritisierte Efe anschließend sein Team. Chancen hatte es allerdings nur nach Standards und bei einem sehenswerten Volleyschuss von Shala, den Latendresse-Levesque über die Latte boxte.

Abdulkadir Beyazit (Babelsberg) und Steven Heßler (Lok) haben den Ball fest im Visier. Foto: Jan Kaefer
Abdulkadir Beyazit (Babelsberg) und Steven Heßler (Lok) haben den Ball fest im Visier. Foto: Jan Kaefer

Neutrale Beobachter auf der Tribüne freuten sich zum Pausentee, dieses Regionalliga-Spiel erwischt zu haben. „Das war taktisch auf einem hohen Niveau und spielerisch absolut sehenswert“, jubelte auch Heiko Scholz, dessen Team allerdings etwas zögerlich aus der Pause kam und Glück hatte. Zickert nischelte einen Ball von der Torlinie, dort, „wo andere den Kopf eher wegziehen“ (O-Ton Scholz).

Im Gegenzug schlitzohrte sich Georgi zum zweiten Tor, weil eine Kopfballrückgabe aus der Babelsberger Viererkette auf Gladrow eher zum Torschuss geriet und Georgi nur noch ins leere Tor einschieben musste. Nach 55 Minuten schien der Heimspiel-Kuchen des FCL gegessen. Dann kam Burdas Auftritt, Zianes Ende und der Dauerschleife Druckfußball der Gäste – ohne große Chancen. Und Peter Misch? Der fiel in der zweiten Halbzeit überhaupt nicht auf. Was für ein Debüt.

Peter Misch (re.) auf dem Weg zum Jubelknäuel. Foto: Jan Kaefer
Peter Misch (re.) auf dem Weg zum Jubelknäuel. Foto: Jan Kaefer

 

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