Nach dem peinlichen 0:3 gegen den HSV ist RB Leipzig wieder auf dem starken Niveau der Hinrunde angekommen: Dies hat vor allem die erste Halbzeit des vergangenen Heimspiels gegen Köln gezeigt. Stürmer Timo Werner sammelte dabei zwei Scorerpunkte. Abseits des Rasens hat die Hetzjagd auf den angeblichen „Schwalbenkönig“ wieder Fahrt aufgenommen. Mittlerweile mehren sich jedoch auch die Solidaritätsbekundungen.

Es sind harte Wochen für RB Leipzig. Nicht so sehr weil die sportlichen Leistungen derzeit viele Fragen aufwerfen würden – diese waren zuletzt in Gladbach und insbesondere daheim gegen Köln sehr überzeugend. Sondern weil es in den vergangenen Wochen immer wieder diverse Nebengeräusche gab, mit denen sich Spieler oder Funktionäre befassen mussten. Neben der wieder aufgekommenen Diskussion über die Teilnahmeberechtigung für einen internationalen Wettbewerb betrifft dies vor allem die Personalie Timo Werner.

Nach dessen Schwalbe im Spiel gegen Schalke im Dezember, die zu einem Tor für RB Leipzig führte, war der 20-jährige Stürmer auf allen Kanälen in die Kritik geraten. In den folgenden Wochen äußerte sich diese zunächst nur noch in Form von Schmähgesängen durch gegnerische Fans. Doch seit gut zwei Wochen sind die Diskussionen auch in den Medien wieder zurück.

Sowohl pöbelnde Twitter-Ultras als auch gestandene Sportjournalisten werfen ihm vor, immer wieder schnell, leicht und theatralisch zu Boden zu gehen. Gegen Gladbach fiel Werner auf den Rasen, nachdem ihm Gegenspieler Tony Jantschke auf den Fuß getreten war. Gegen Köln trat ihm Abwehrspieler Dominic Maroh von hinten in die Hacken, so dass der im Sprint befindliche Werner das Gleichgewicht verlor.

Zweimal ist die Faktenlage eigentlich klar, beide Male ist Werner das Opfer: einmal eines Fouls, das andere Schiedsrichter als Notbremse ausgelegt und mit Rot bestraft hätten, einmal eines Fouls, das andere Schiedsrichter als Tätlichkeit ausgelegt und ebenfalls mit Rot bestraft hätten. Auf Twitter wird dem RBL-Stürmer das so ausgelegt: Werner versucht angeblich Platzverweise für seine Gegner zu provozieren. Dass gegen Gladbach eigentlich Jantschke der Übeltäter war und sprintende Fußballer – so wie bei RBL gegen Köln – schon durch winzige Berührungen die Balance verlieren können, spielt für viele so gut wie keine Rolle. Selbst auf Spiegel Online ist Werner der Wiederholungstäter.

Während weite Teile der – auch medialen – Öffentlichkeit offenbar kein Problem darin sehen, einen jungen Spieler an den Pranger zu stellen, zeigt sich zumindest in RBL-nahen Kreisen in den vergangenen Tagen eine Gegenbewegung: Autoren des MDR, der Mitteldeutschen Zeitung und der Fanseite RB-Fans.de veröffentlichten jeweils Kommentare, in denen sie die Berichterstattung über Werner verurteilten und darauf hinwiesen, dass die zahlreichen anderen, teils viel schlimmeren Vergehen anderer Spieler kaum für Aufregung sorgen.

In Anbetracht der vielen Schmähungen ist es umso erstaunlicher, dass Werner auf dem Platz davon unbeeindruckt scheint. Gegen Köln bereitete er das 1:0 vor und erzielte das 3:1. Die Fans feierten ihn bei der Auswechslung mit langem Applaus.

Seine Torjägerqualitäten wird Werner sicherlich auch am Freitagabend in Augsburg wieder unter Beweis stellen wollen. Gut möglich, dass Cheftrainer Ralph Hasenhüttl erneut im 4-3-3 spielen lässt, also mit Forsberg und Sabitzer neben Werner. Im Mittelfeld würden dann erneut Ilsanker, Demme und Keita gemeinsam agieren. Neben den länger verletzten Klostermann und Poulsen fehlt weiterhin Burke wegen Oberschenkelproblemen.

Anpfiff der Partie ist um 20:30 Uhr.

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