Rechtsruck, Hetze, AfD und Pegida – der Potsdamer Fußballverein SV Babelsberg möchte den aktuellen Entwicklungen mit seiner Kampagne „Nazis raus aus den Stadien!“ etwas entgegensetzen. Konkreter Anlass war ein Skandalurteil eines Fußballverbandes, der antifaschistische Rufe der Babelsberger Anhänger bestrafen wollte. Nun hat sich RB Leipzig der Kampagne angeschlossen. Vertreter beider Vereine wollen demnächst über eine konkrete Form der Unterstützung reden.

Als siebter Bundesligist hat sich Rasenballsport Leipzig der Kampagne „Nazis raus aus den Stadien!“ des Fußballvereins SV Babelsberg 03 angeschlossen. Das gab der Viertligist aus Potsdam am Freitag, den 16. März, auf seiner Homepage bekannt. Bislang unterstützen bereits die Bundesligisten Borussia Dortmund, Werder Bremen, VfB Stuttgart, SC Freiburg, 1. FC Köln und Mainz 05 sowie die Zweitligisten FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf die Kampagne.

Anlass war ein Urteil des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) nach einem Regionalligaspiel zwischen Energie Cottbus und Babelsberg. Dort war es zu antisemitischen Rufen und Hitlergrüßen im Cottbus-Fanblock sowie Pyrotechnik und „Nazischweine raus!“-Rufen im Babelsberg-Fanblock gekommen.

Der Club aus Potsdam sollte anschließend nicht nur für die Pyrotechnik, sondern auch für die Rufe bestraft werden und insgesamt 7.000 Euro zahlen. Der Verein verweigerte die Zahlung, woraufhin ihm sogar eine Spielsperre drohte. Ein Zwangsabstieg, über den manche Medien berichtet hatten, stand jedoch nicht zur Debatte.

Ein Missverständnis

Fans und Vereine aus zahlreichen deutschen und internationalen Ligen solidarisierten sich daraufhin mit dem SV Babelsberg. Beim Gastspiel von Chemie Leipzig in Potsdam gab es beispielsweise eine gemeinsam Spruchbandaktion gegen den NOFV. Mittlerweile hat der Verband klargestellt, dass es zu einem Fehler gekommen sei – die Rufe hätte ein Mitarbeiter fälschlicherweise als Grund für die Strafe erwähnt, dabei sei es von Anfang an nur um die Pyrotechnik gegangen.

Mit der Kampagne möchte Babelsberg nun langfristig Vereine und Projekte gegen Rassismus, Diskriminierung und rechte Hetze unterstützen. Über die konkrete Form der Kooperation wollen sich die Vertreter der Vereine demnächst unterhalten.

Im Kampf gegen Rassismus und andere Formen der Diskriminierung hatte RB Leipzig in der Vergangenheit unterschiedliche Zeichen gesendet. Einerseits klagten Fangruppen darüber, dass sie bestimmte Spruchbänder mit entsprechenden Inhalten im Stadion nicht zeigen durften.

RBL-Funktionäre mit klarer Kante

Andererseits unterstützt der Verein immer wieder Aktionen der Fans, etwa auf dem Höhepunkt der Migrationsbewegungen nach Deutschland im September 2015, als hunderte Geflüchtete kostenlos ins Stadion durften. Beim Auswärtsspiel gegen St. Pauli im Februar 2016 verlas RBL-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff ein gemeinsames Statement zum Thema „Kein Fußball den Faschisten“.

Sportdirektor Ralf Rangnick äußerte sich zuletzt positiv über das Engagement des Eintracht-Frankfurt-Präsidenten Peter Fischer. Dieser hatte mit einer klaren Abgrenzung zur AfD für Aufsehen gesorgt. Die Situation in Deutschland bezeichnete Rangnick als „bedenklich“. Er forderte deshalb „Wehret den Anfängen!“. Der Verein als Ganzes ist offenbar bereit, dazu etwas beizutragen.

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