Die Sensation ist ausgeblieben. Beim verlustpunktfreien Tabellenführer Chemnitzer FC musste sich auch der 1. FC Lok mit 1:3 (0:3) geschlagen geben. Vor 7.438 Zuschauern war Lok vor allem in der 1. Halbzeit nicht stark genug, um den ausnahmslos siegreichen Gastgebern Stöcke in die Speichen zu werfen. Erst nach dem Seitenwechsel und dem Anschlusstreffer rehabilitierte sich Lok und ging – gefeiert von den eigenen Fans – mit erhobenem Haupt vom Platz, bleibt aber Vorletzter.

Noch Minuten nach dem Spielende feierten die 1.128 Lok-Fans ihr Team. Dabei hatte es dieses nicht geschafft, dem Chemnitzer FC; der bis dato alle neun Saisonspiele gewonnen hatte, einen Punkt abzuknöpfen. Nach 26 Minuten geriet die Lok sogar in Gefahr, überrollt zu werden. Zehn Minuten hatten sich die Gastgeber das Geschehen angeschaut und dann binnen 15 Minuten dreimal zugeschlagen.

Erst traf Velkov nach einer Ecke per Kopf, dann Dejan Bozic frei im Strafraum und dann auch noch Daniel Frahn per Elfmeter, nachdem Robert Zickert und David Urban Gegenspieler Raffael Garcia im Strafraum gefoult haben sollen. Heiko Scholz’ Nachfolger Björn Joppe hatte sich diese Phase in seinem ersten Spiel als Chefcoach im Stehen angeschaut, versuchte zu coachen, konnte aber nicht wie gewünscht Einfluss nehmen.

„Zur ersten Halbzeit will ich eigentlich gar nichts weiter sagen. Nur soviel: Wir haben nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten“, so Joppe nach dem Spiel. Er hatte angekündigt, dass er etwas verändern will, dass Spieler auch auf für sie neuen Positionen spielen würden. Maik Salewski, sonst Außenbahnspieler, tauchte in einer Art 4:3:3 als Mittelstürmer auf, Robert Zickert spielte seit langem mal wieder Rechtsverteidiger.

Bei Chemnitzer Ballbesitz verschoben sich die Dreier-Ketten überlappend wie in einem Labyrinth. Doch die taktischen Umstellungen blieben letztlich wertlos, weil die individuelle Chemnitzer Klasse in der Anfangsphase auf eine Mannschaft traf, die nicht mit dem Selbstbewusstsein auftrat, was es braucht, um im Stadion an der Gellertstraße etwas mitzunehmen.

Erst mit dem Anschlusstreffer nach einer Eckenvariante war Lok die letzte halbe Stunde mutiger, aggressiver, Markus Krug und Max Pommer hatten zur Pause David Urban und Sascha Pfeffer ersetzt. Und wer weiß was passiert wäre, wenn Salewski Momente nach dem ersten Treffer mit Übersicht Markus Krug angespielt hätte, statt selbst den Abschluss zu suchen. So nutzte Lok in der Folge seine Balleroberungen nicht konsequent, hatte mit dem Platzverweis von Ex-RB-Spieler Niklas Hohenender nach Notbremse gegen Matthias Steinborn noch einmal Mut geschöpft.

Den anschließenden Freistoß von Malone ließ Jakubov prallen, Zickert drosch den Abpraller ins Tor, stand aber im Abseits. Und so spielte Chemnitz die Uhr runter, ohne Lok noch einmal am Erfolg schnuppern zu lassen.

Nach dem Abfiff

Bemerkenswerterweise nahm Lok-Trainer Björn Joppe die Mannschaft, auch die Spieler, die nicht im Kader waren, direkt nach dem Spiel zum Kreis zusammen. Anschließend ging die Mannschaft zu den eigenen Fans, die ihr Team das ganze Spiel über unterstützt haben. Selbst Chemnitz-Trainer David Bergner fand lobende Worte für die gegnerischen Fans.

„Die Lok-Fans haben zur großen Stimmung heute beigetragen. 7.438 Zuschauer bei einem Regionalliga-Spiel, das kann sich schon sehen lassen.“ Bergner machte den Fußballtrainer-Lehrgang einst mit Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco, hat ihnen nun voraus, als bisher einziger Trainer mit einer Regionalliga-Mannschaft die ersten zehn Spiele gewonnen zu haben.

„Aber es wird immer schwerer, die Teams lassen sich gegen uns etwas einfallen, auch gegen Lok haben wir in der zweiten Halbzeit nicht gut verteidigt und gewackelt.“ Ins Wackeln bringen will der FCL am Mittwoch auch den Berliner AK, aktueller Tabellen-Zweiter. Trainer Björn Joppe hofft, dass sein Team dann von Anfang an bissig und aggressiv sein wird.

Etwas zu bissig ging es auf den Chemnitzer Rängen zu, die himmelblaue Fankurve skandierte mehrmals und ausdauernd „Schwule Liebe ist ok, Leipzig und der HFC“. Schon das zweite Vergehen, was sich gegnerische Fans gegen Lok leisten. Beim Gastspiel in Berlin zu Monatsanfang sangen BFC-Fans, sie wollten eine U-Bahn von Probstheida bis nach Ausschwitz bauen. Der Verband hat bisher keine Verfahren eingeleitet. Lok will beim Verband allerdings diesbezüglich vorstellig werden.

Auf der Gegenseite forderten ein paar Fans den Rücktritt von Angela Merkel und schoben Daniel Frahn dieselben Attribute wie seinem RBL-Sturmnachfolger Timo Werner zu.

Heiko Scholz und Rüdiger Hoppe beurlaubt – Joppe und Krug Interimstrainer

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