Für mindestens eine Nacht hat der 1. FC Lok Leipzig erneut die Tabellenspitze der Regionalliga Nordost erklommen. In einem spektakulären Spiel bezwangen die Hausherren vor 3.549 Zuschauern den bisherigen Tabellen-Zweiten Wacker Nordhausen mit 4:3 (1:1). Für Lok trafen Steinborn, Soyak, Wolf und der Nordhäuser Pluntke. Trotz dreimaliger Führung und zwischenzeitlicher Zwei-Tore-Führung musste Lok gegen Ex-Trainer Heiko Scholz bis zum Ende zittern.

Großer Jubel im Bruno-Plache-Stadion als Schiedsrichter Johannes Schipke letztmalig in seine Pfeife blies. Nach über 93 Minuten stand fest: Lok bleibt auch nach zehn Spieltagen ungeschlagen, Lok hatte Wacker Nordhausen besiegt und Lok war wieder Tabellenführer der Regionalliga Nordost – und das verdient, wie beide Trainer nach dem Spiel sagten.

Nordhausens Trainer Heiko Scholz hatte vor dem Spiel noch verlauten lassen, dass er die Lok-Mannschaft so gut wie keine andere Mannschaft in der Liga kenne und Wacker gut vorbereitet sei. Nach dem Spiel musste er einräumen, dass Lok „in Sachen Zweikampfhärte und Mentalität klar besser war“.

Von den ersten Spielmomenten an zeigten die Leipziger im bewährten 3:5:2-System, dass die Köpfe nach drei Remis in vier Spielen wieder frei sind und die Punkte in Probstheida bleiben sollen. Schon nach 150 Sekunden musste Nordhausens Torwart Jan Glinker retten, wenig später lief der diesmal von Anfang an aufgebotene Matthias Steinborn auf dessen Gehäuse zu und verzog knapp. „Wir hätten uns nach 20 Minuten nicht beschweren können, wenn es da 3:0 gestanden hätte“, so Scholz.

Mit diesem Seitfallzieher eröffnete Matthias Steinborn (Lok) den Torreigen. Foto: Jan Kaefer
Mit diesem Seitfallzieher eröffnete Matthias Steinborn (Lok) den Torreigen. Foto: Jan Kaefer

So stand es nach 18 Minuten aber „nur“ 1:0. Steinborn hatte ein Zuspiel von Soyak sehenswert und mit etwas Glück gefühlvoll ins Dreiangel bugsiert. Die Antwort der sichtlich überraschten Gäste ließ 20 Minuten auf sich warten, ehe Nils Pichinot eine unnötige Ecke einköpfte. Bei dem Eckstoß zuvor konnten drei Lok-Akteure den Ball klären, letztlich landete der Ball im Toraus.

Der Ausgleich zog kurz den Stecker, aber mit Wiederanpfiff war die Lok wieder da. Soyak traf nach 48 Minuten mit einem Aufsetzer ins lange Eck zur zweiten Lok-Führung des Abends, die in einem nach wie vor temposcharfen Spiel Stepan Kores sieben Minuten später per Schlenzer ins lange Eck neuerlich egalisierte. Lok-Torhüter Wenzel war bei beiden Toren machtlos.

Kopfballduell mit Kopfverband bei Djamal Ziane (Lok). Foto: Jan Kaefer
Kopfballduell mit Kopfverband bei Djamal Ziane (Lok). Foto: Jan Kaefer

Nach dem 2:2 kehrte wieder etwas Ruhe ins Spiel ein. Zuvor hatten sich die Thüringer immer wieder bei Schiedsrichter Schipke über Pfiffe beziehungsweise Nicht-Pfiffe beschwert. Vor allem Nils Pichinot war zeitweise mehr mit dem Schiedsrichter-Gespann als mit dem Ball beschäftigt. Glück für Leipzig, denn in mehreren Umschaltsituationen ließen der umtriebige Carsten Kammlot, Pichinot, Kores und auch der sich gelegentlich einschaltende Jan Löhmannsröben Ansätze starken Offensivspiels erkennen.

Doch Lok schaffte es durch diszipliniertes Umkehrspiel und enorme Ruhe in Spielaufbau und Drucksituationen, viele Aktionen der Nordhäuser zu bereinigen bevor echte Gefahr drohte. Die Folge des aufwendigen Spiels waren unter anderem Krämpfe beim sehr aktiven Paul Schinke, den Pascal Pannier in der Schlussphase ersetzte. Kurz vor Schinkes Auswechslung hatte Robert Berger die dritte Lok-Führung des Abends vorbereitet.

Jan Löhmannsröben (Nordhausen) lässt Paul Schinke (Lok) fliegen. Foto: Jan Kaefer
Jan Löhmannsröben (Nordhausen) lässt Paul Schinke (Lok) fliegen. Foto: Jan Kaefer

Vor den Augen der Europapokalgrößen Kühn, Baum, Frenzel sowie der Politiker Thomas Feist und Achim Haas zog Berger eine scharfe, halbhohe Flanke in den Strafraum, die Maurice Pluntke offenbar überrascht mit dem Knie ins eigene Tor beförderte. Fünfzehn Minuten vor dem Ende frohlockten die 3.300 Lok-Fans unter den Zuschauern ob der sich anbahnenden Tabellenführung.

Als sieben Minuten später der weit nach vorn marschierte Patrick Wolf eine Billard-Aktion im Strafraum mit seinem zweiten Tor binnen drei Wochen krönte, schienen die Messen gelesen. Aber nach Beils schnellem Anschlusstreffer in der 85. Minute schien zumindest ein Punkt für die Gäste möglich. Doch Lok ließ anschließend nichts mehr zu, verteidigte aufopferungsvoll und mit Blick auf die Uhr.

„Wir beobachten die Tabelle sehr genau“, bekannte anschließend Vizepräsident Alexander Voigt. „Klar ist: Wenn wir uns für die 3. Liga seriös aufstellen wollen, brauchen wir die Unterstützung des Wirtschaftsrats.“ Dessen Vorsitzender, Jens Kesseler, saß während des Spiels vor Voigt und jubelte mit Neu-Mitglied Haas. Ein Sieg im Spitzenspiel lässt die Taschen potenzieller Geldgeber sicher leichter öffnen.

Der 1. FC Lok ist nach diesem Sieg zumindest für eine Nacht Spitzenreiter. Foto: Jan Kaefer
Der 1. FC Lok ist nach diesem Sieg zumindest für eine Nacht Spitzenreiter. Foto: Jan Kaefer

Hinweis der Redaktion in eigener Sache: Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.

Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen.

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.

Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 500 Abonnenten.

Alle Artikel & Erklärungen zur Aktion Freikäufer“

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar