Beim Neujahrsempfang des Vereins zur Förderung des Schwimmsports und der Schwimmstart- gemeinschaft Leipzig ging es neben einem Rückblick auf die Erfolge des vergangenen Jahres vor allem um ein Thema: die Fördermittelkürzung, wegen der schon zwei Trainer das Handtuch warfen.

“Eine Sportförderpolitik, die nur danach ausgerichtet ist, wie viele Medaillen gewonnen werden, nimmt dem Sport die Basis. Ich wünsche mir daher, dass statt der Frage ‘Was kann der Mensch sportlich leisten?’ mehr die Frage in den Vordergrund tritt ‘Was kann der Sport menschlich leisten?'” Mit diesen Worten begrüßte Thomas Buchmann die Anwesenden. Seine deutlichen Worte richteten sich gegen die Kürzungen, die der Sächsische Schwimmverband seit dem Jahr 2009 hinnehmen muss. Dies hatte bereits zur Folge, dass die ehemaligen Olympia-Teilnehmer Sabine Krauß und Jirka Letzin ihre Stellen als Trainer aufgaben, weil sie die Bedingungen nicht mehr hinnehmen wollten.

An anderer Stelle sind die Schwimmer selbst gebeutelt. So habe Anna Maria Macht ein Schreiben des Sportgymnasiums Leipzig bekommen, in dem ihr wegen eines einjährigen Aufenthalts an einer Highschool in den USA der Abiturplatz gestrichen wird. Dabei nutze sie das Jahr auch um sportlich weiter zu kommen und schwamm bereits sechs Schulrekorde. Damit wird auch deutlich, dass es die Leipziger Schwimmer nicht gerade leicht haben werden, sich trotz dieser Hindernisse für Olympia zu qualifizieren. “Trainingslager, wie das im Januar auf Lanzarote, kosten 1.000 Euro. Unterstützung gibt es dafür nicht, die Bezahlung bleibt komplett an den Eltern hängen”, erzählt Nachwuchshoffnung Tobias Horn.
Eine der Kandidatinnen für eine mögliche Olympia-Teilnahme, Lisa Graf, erklärt den Qualifikationsmodus: “Für eine sichere Teilnahme brauche ich einen zweiten Platz bei der Deutschen Meisterschaft im Mai und die Normzeit. Ich bin momentan ganz gut in Form, muss aber auch das Abitur erst einmal hinter mich bringen.” Und Veteran Stefan Herbst versucht gar zum vierten Mal an den Spielen teilzunehmen. “Ich bin viel gelassener als noch vor zwölf Jahren. Andererseits gibt es auch viele, die genau so viel drauf haben wie ich.” Für ihn ist nach den Spielen Schluss mit dem Leistungssport, er strebt ein Studium an. “Allerdings wird das nichts mit dem Sport zu tun haben. Ich hätte Spaß an einem Trainerjob, bekomme aber mit, wie schlecht es im Augenblick um den Sport steht.” Es sei einer der familienfeindlichsten Jobs und die Anreize würden zunehmend fehlen.

Der Verein zur Förderung des Schwimmsports wird wohl auch weiter sein Möglichstes tun, um die Unbillen des deutschen Sportfördersystems auszugleichen, leicht wird das aber wohl nicht. Daher wäre den Leipziger Schwimmern ein gutes Abschneiden in der Olympia-Qualifikation zu wünschen, so könnte die Misere vielleicht ein wenig gemindert werden. Chancen haben dazu auch Juliane Reinhold und Tony Wiegman.

Verein zur Förderung des Schwimmsports:
www.vesch-leipzig.de
Schwimmstartgemeinschaft Leipzig:
www.ssg-leipzig.de

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